Altstadt:Zu früh für ein abschließendes Urteil

Fußgängerzone in der Sendlinger Straße in München, 2016

Angst vor der Leere? Zu Beginn schienen sich die Fußgänger noch nicht so recht auf die Sendlinger Straße zu trauen.

(Foto: Privat)

Seit rund zwei Wochen ist die Sendlinger Straße Fußgängerzone - positive und negative Stimmen halten sich die Waage

Von Alfred Dürr, Altstadt

Seit Anfang Juli gehört die gesamte Sendlinger Straße den Passanten. Können Patienten, die in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind, aber trotzdem mit dem Auto zu den Arztpraxen in der neuen Fußgängerzone Sendlinger Straße gelangen? Diese Frage spielte in der Diskussion um den auf ein Jahr befristeten Verkehrsversuch eine wichtige Rolle. Nach Auskunft der Stadtverwaltung, deren Vertreter jetzt den Bezirksausschuss Altstadt-Lehel über erste Erfahrungen mit der neuen Zonenregelung informiert haben, gab es bisher keine größeren Probleme mit der Einfahrt von Taxis in die Straße.

Ärzte, die sich in ihren Praxen um Patienten vor und nach Unfalloperationen oder um solche mit Strahlen- und Chemotherapie kümmern, bescheinigen unbürokratisch per E-Mail, dass eine An- und Abfahrt mit dem Taxi zur Behandlung notwendig sei. Die Verwaltung lehnt ein solches pragmatisches Vorgehen nicht rundheraus ab, sondern prüft nun, ob man diese Regelung beibehalten kann.

Für Anwohnerin Bettina Rexer, die mit der Bürgerinitiative Pro Sendlinger Straße immer wieder ihre Skepsis gegen die neue Fußgängerzone artikuliert hat, gibt es nach wie vor Kritikpunkte. Ein Thema, zum Beispiel: Wie ist die Einfahrt in die Straße geregelt, wenn man als Anwohner mit einem Leihwagen oder mit einem Car-Sharing-Fahrzeug etwas vor der Wohnung be- oder entladen will? Die Verwaltung stellt dazu klar, dass in diesem Fall Jahreserlaubnisse zur Einfahrt in die Fußgängerzone ausgestellt werden.

Glücklich ist Rexer mit den neuen Verhältnissen nicht. Insgesamt sei es deutlich schwerer geworden, im Hackenviertel einen Parkplatz zu finden, stellt sie fest. Ursprünglich sei man von einem Verlust von 91 Stellplätzen an der Sendlinger Straße und der Schmidstraße ausgegangen. Jetzt zeige sich, dass es sich um insgesamt 106 weggefallene Parkplätze handele. Viele müssten nun Umwege fahren, und das erhöhe die Verkehrsbelastung an bestimmten Straßen im Quartier deutlich. Dazu kämen Baustellen, wie etwa an der Herzog-Wilhelm-Straße, die für zusätzliche Staus sorgten.

Einen ersten Stimmungsbericht aus der Perspektive der Geschäfte- und Gastronomieszene lieferte Wolfgang Fischer. Er vertritt mit dem Verein Citypartner die Interessen der Innenstadtkaufleute. "Durch die Bank sieht man die neue Fußgängerzone als Verbesserung und blickt positiv in die Zukunft", sagte Fischer. Nach ersten Eindrücken haben Touristen verstärkt die Sendlinger Straße als einen attraktiven Bereich in der Altstadt entdeckt.

Allerdings müsse man noch Geduld mit einer endgültigen Bewertung haben, meinte Fischer: "Es braucht einfach etwas Zeit, bis die Veränderungen in der Sendlinger Straße wirklich wahrgenommen werden." Dieser Ansicht ist auch der Bezirksausschuss. Man solle nicht in jeder Sitzung "die Zwischenstände zur Situation in der neuen Fußgängerzone diskutieren", sagte Jürgen-Peter Pinck (SPD). Man müsse beobachten, wie sich die Situation entwickle. Mit der Verwaltung will der BA engen Kontakt halten, damit man reagieren könne, wenn Probleme aufträten.

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