Altstadt:Wo das Herz Münchens schlägt

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Nach 306 schweißtreibenden Stufen bietet sich vom Turm des Alten Peter ein einmaliger Ausblick

Von Ramona Drosner, Altstadt

Im Inneren des Alten Peter wird viel gestöhnt. Die Holztreppe ächzt unter den Tritten der Besucher, die zur Aussichtsplattform am Petersplatz 1 hinauf steigen. Dort oben, in 65 Metern Höhe, erwartet sie zwar ein herrlicher Rundblick über die Stadt - doch bevor die 306 Stufen geschafft sind, kommt manch einer auf der steilen Stiege im Turm der Pfarrkirche St. Peter aus der Puste. Nicht so Achim Wallner, der Türmer. Der gelernte Chemieingenieur kennt die Wege durch den "Oidn Peter", wie er seinen Arbeitsplatz liebevoll nennt, wie im Schlaf. "Zwei bis drei Mal die Woche gehe ich selbst noch hoch", sagt der 40-Jährige und nimmt zwei Stufen auf einmal.

Oben angekommen, zeigt er durch die Gitterstäbe ins Weite: "Bei Föhn sieht man sogar die Berge." Rund 100 Kilometer weit, bis zur Zugspitze, könne man über das Häusermeer hinweg schauen. Markante Punkte wie der Olympiaturm oder das Maximilianeum stechen sofort ins Auge. Wer rechts am Rathaus vorbei direkt nach unten blickt, kann sogar das Häuserband erkennen, das im Mittelalter die Stadt umfasste. Der dörfliche Charakter Münchens ist im Alten Peter heute noch zu spüren. Ein freundliches "Grüß Gott" oder gut gemeintes "Weit ist's nicht mehr!" geht vielen der Schnaufenden leicht über die Lippen. Schließlich sind die Ausweichstellen entlang der Treppe so eng, dass man den schnellen Atem der Entgegenkommenden spüren kann. Wer trotz der Anstrengung aufmerksam bleibt, wird rechts, auf Höhe des Glockengestühls, kleine Fenster entdecken, die den Blick auf die acht Turmglocken frei geben. Hier schlägt das Herz Münchens. Wenn sich die 14 Tonnen Gewicht bei einem Vollgeläut in Bewegung setzen, können die Besucher die Schwingungen spüren. Eine der Glocken, die Jubiläumsglocke - ein Geschenk zur 800-Jahr-Feier Münchens - muss derzeit allerdings schweigen: Sie hat einen Sprung.

Der Turm selbst hat schon Schlimmeres erlebt. Doch auch nach mehrmaliger Zerstörung durch Stadtbrand, Blitzeinschlag und Bombardement im Zweiten Weltkrieg machten es sich die Bürger immer wieder zur Aufgabe, ihr Wahrzeichen erneut aufzubauen. Noch heute kämen zuweilen ältere Damen vorbei, die mit Tränen in den Augen erzählten, wie sie damals das Blattgold für die Kirche aus den Trümmern fischten, weiß Wallner. "Als Münchner empfinde auch ich für das Wahrzeichen der Heimat Stolz", gesteht der Türmer. Von Kindergartengruppen bis hin zu rüstigen Senioren - "alle wollen sie auf ihren Oidn Peter". Der Turm werde sogar als Therapieplatz gegen Höhenangst genutzt.

"Das Schöne ist, dass man mitten im Leben ist", sagt Achim Wallner und blickt ein letztes Mal hinunter auf den Viktualienmarkt, bevor es an den Abstieg geht.

Der Aufstieg auf den Turm der Kirche St. Peter auf dem Petersbergl kostet zwei Euro Eintritt, ermäßigt einen Euro. Der Turm ist zur Sommerzeit wochentags von 9 Uhr an, sonn-und feiertags von 10 bis 18.30 Uhr geöffnet. Während der Winterzeit schließt der Turm eine Stunde früher.

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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