Altstadt:Vom Kreißsaal bis zum Grab

Altstadt: Stein für Stein: Auch das ordentliche Pflastern von Münchner Plätzen ist eine der zahllosen Aufgaben städtischer Mitarbeiter.

Stein für Stein: Auch das ordentliche Pflastern von Münchner Plätzen ist eine der zahllosen Aufgaben städtischer Mitarbeiter.

(Foto: Stephan Rumpf)

Beim Aktionstag "Da sein für München" zeigt die Stadt, was sie für ihre Bürger leistet - und trotz TTIP weiter leisten will

Von Renate Winkler-Schlang, Altstadt

Der Hit ist die Freiwillige Feuerwehr: Papas mit ihren Kindern erkunden mitten in der Fußgängerzone die Ausstattung der Löschfahrzeuge, Jugendliche machen Selfies mit Helm. Aber auch der blitzsaubere Mülllaster des Abfallwirtschaftsbetriebs ist ein Magnet. Aufgeregt wartet ein Knirps hinterm Steuer, bis das Polaroidfoto, das er als Andenken mitnehmen darf, fertig ist. Das Bildungsreferat lockt mit Stelzen und Pedalos. So punktet der Aktionstag der Stadt "Da sein für München" am Samstag bei den ganz Jungen.

Doch "Da sein für München" will vor allem informieren darüber, was die rund 35 000 Mitarbeiter der Stadt und ihrer Eigenbetriebe für die Bürger leisten, vom Kreißsaal bis zum Grab, vom guten Wasser für den morgendlichen Kaffee bis zum Strom für die Nachttischlampe am Abend. Nicht etwa eine externe Werbeagentur, sondern Mitarbeiter des Baureferats haben diesen Infotag organisiert, haben die Zelte und Stände aufgebaut: Darauf ist Rosemarie Hingerl, die Baureferentin, sichtlich stolz. An diesem Termin lässt kein städtisches Referat, kein Unternehmen sich lumpen, sie schicken ihre Geschäftsführer, ihre Presseleute, ihre kompetentesten Mitarbeiter, 500 sind im Einsatz auf dem Marienplatz und rund um den Richard-Strauss-Brunnen.

Und die Münchner danken es ihnen, weit und breit fällt kein Wort der Kritik, das ist der Tag der Wertschätzung. Natürlich sammeln manche Leute die Luftballons und Bonbons, Bleistifte und Stofftaschen ein. Aber wichtiger sind den meisten die zahllosen informativen, professionell gemachten Broschüren. Viele nutzten auch gezielt die Chance zum persönlichen Gespräch. Heidi Obermeier von Münchenstift zum Beispiel berät eine Frau, deren Mutter nach dem Krankenhaus schnell einen Pflegeplatz braucht. Mitarbeiter der städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag erklären, wer ein Anrecht hat auf ihre insgesamt 60 000 geförderten Wohnungen.

Im Mikroskop der Stadtentwässerung beobachten Michael Suerbier und sein Sohn Kasimir die Pantoffeltierchen und Nacktamöben, die in der Kläranlage wirken. "In anderen Städten wär' das nun Trinkwasser", sagt Mitarbeiter Mike Thieme über das am Ende gereinigte Wasser. Die Stadtwerke haben bekanntlich Besseres zu bieten. Bei den Städtischen Friedhöfen kann der Münchner einen mit Fototapete beklebten Sarg bestaunen - und sogar mal reinschauen. Das Baureferat präsentiert all die Kita-Neubauten, die Volkshochschule lockt mit Stadtführungen, die Stadtgüter verkaufen Nicola-Kartoffeln aus eigenem Anbau, der Abfallbetrieb verschenkt gute Gartenerde aus Biomüll.

Oberbürgermeister Dieter Reiter gibt diesem Info-Fest in seiner Rede einen politischen Impuls: Er verstehe was von Wirtschaft und auch den Sinn von Handelsabkommen. "Doch bei CETA und TTIP weiß ich nicht, was drin steht. Und so lange bin ich skeptisch." Wie die Oberhäupter der anderen großen Städte wolle er mit aller Macht verhindern, dass diese Abkommen kommunale Dienstleistungen gefährden: "München hat hier besonders viel zu verteidigen."

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