Veranstaltungen:Lokalpolitiker klagen über zu viele Events im öffentlichen Raum

Klassik am Odeonsplatz in München, 2016

Stimmungsvolle Kulisse: Der Odeonsplatz wird wegen seiner zentralen Lage und des besonderen Ambientes immer wieder gern für Veranstaltungen gebucht.

(Foto: Catherina Hess)
  • Der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA) klagt über viel zu viele Eventaktivitäten im öffentlichen Raum. Die Plätze müssten wieder zu echten "Freiräumen" werden.
  • Eine vom BA angeforderte Auflistung aller Veranstaltungen konnte das Kreisverwaltungsreferat gar nicht vorlegen. Der Verwaltungsaufwand sei zu hoch, hieß es.
  • Die Stadt versucht, die Zahl der Veranstaltungen und die Belange von Gewerben und Anwohnern wieder in einen "angemessen Ausgleich zu bringen".

Von Alfred Dürr

An diesem Wochenende war es das Kulturfest "Ander Art", das mit Musik, Mitmachangeboten und Pavillons Besucher auf dem Odeonsplatz lockte. Die nächsten Termine für Veranstaltungen auf dem Areal vor der Feldherrnhalle stehen schon fest. Da wird zum Beispiel ein Standkonzert der Kriegsgräberfürsorge stattfinden, und Mitte Dezember will sich die BRK-Rettungshundestaffel präsentieren.

Aber auch die anderen zentralen Plätze in der Altstadt haben buchstäblich ein volles Programm. Am Rindermarkt eröffnet Anfang Oktober ein ungarischer Markt; auf dem Marienplatz ist der internationale Mädchentag geplant - und dann folgt die Proklamation des Faschingsprinzenpaares am 11.11. Schließlich gibt es bald wieder den "Münchner Eiszauber" am Stachus, um nur einige Projekte zu nennen.

Jetzt klagt der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA) über viel zu viele Eventaktivitäten im öffentlichen Raum. Man müsse auch mal Pause machen, also die Zahl der Veranstaltungen einschränken, damit die Plätze wieder zu echten "Freiräumen" würden.

Es gehe nicht darum, die Veranstaltungen inhaltlich zu bewerten und zu kritisieren, sagt Christian-Georg Siebke (FDP). Aber die Plätze könnten gar nicht ihr spezielles Flair entfalten, weil sie so oft belegt seien. Dazu müsse man meist auch noch die Auf- und Abbauzeiten rechnen, die für Passanten und Anwohner deutliche Einschränkungen bedeuteten. Die Spanische Treppe in Rom werde doch auch nicht "ständig mit Veranstaltungen zugestellt" und sei damit ein wirkliches Wahrzeichen der Stadt.

Zunächst wollte sich der BA ein Bild darüber machen, wie viele Veranstaltungen im Lauf eines Jahres überhaupt auf den Plätzen der Innenstadt stattfinden, sagt Philippe Louis (Grüne). Das Kreisverwaltungsreferat, das als Ordnungsbehörde für die Genehmigung der Events zuständig ist, habe aber eine entsprechende Übersichtsliste gar nicht vorlegen können. Eine solche Aufstellung erfordere nämlich einen zu hohen Verwaltungsaufwand. Damit werde man sich nicht abspeisen lassen, so Louis: "Wir bestehen auf dieser Übersicht." Man werde dem Kreisverwaltungsreferat eine Frist für die Vorlage setzen.

München "als Stadt der Lebensfreude, der Toleranz und Weltoffenheit" habe "großes Interesse an qualitativ hochwertigen Veranstaltungen mit überregionaler Ausstrahlung und Bedeutung". So steht es in den "Richtlinien für Veranstaltungen auf öffentlichen Verkehrsgrund", die der Stadtrat bereits vor Jahren verabschiedet hat.

Veranstaltungen: Eventplatz statt Marienplatz: Irgendetwas ist hier immer los.

Eventplatz statt Marienplatz: Irgendetwas ist hier immer los.

(Foto: Catherina Hess)

Gerade das bunte Angebot mache das Flair der Stadt aus. Man erlasse Regelungen für diese Events auf Straßen und Plätzen, um Interessenskonflikte zwischen einer zunehmenden Zahl von Veranstaltungsanträgen und den Belangen der Gewerbetreibenden sowie der Anwohner in einen "angemessenen Ausgleich zu bringen".

Damit will die Stadt deutlich machen, dass sie das Problem erkannt hat und bei jeder Einzelfallgenehmigung abwägen will zwischen dem Interesse der Öffentlichkeit an den Ereignissen auf den Plätzen, dem Ruhebedürfnis der Nachbarn sowie der "Wahrung des Freiraumcharakters des jeweiligen Platzes".

Künftig könnten zwei Wochenenden im Monat freibleiben

Der BA gab auf seiner jüngsten Plenumssitzung seine Zustimmung zu den demnächst anstehenden "Platzbesetzungen". Man könne nämlich nicht durch die Ablehnung etwa des ungarischen Marktes auf dem Rindermarkt ein Exempel statuieren, sagt Carolin Heiter-Dieses (CSU).

Aber die Fraktionen sollten sich bis zum November überlegen, welche "Pausenregelungen" künftig für die Plätze der Altstadt gelten könnten, sagt Jürgen-Peter Pinck (SPD). So könne man zum Beispiel fordern, dass zwei Wochenendtermine im Monat von Veranstaltungen freibleiben.

Vor dem Hintergrund der von der Stadt erlassenen Veranstaltungsrichtlinien sei es für den BA gar nicht so einfach, nun eine wirksame Streichliste durchzusetzen, meint der BA-Vorsitzende Wolfgang Neumer (CSU). Das Landesamt für Denkmalpflege und City Partner, der Interessensverband der Innenstadthändler, zeigten sich aufgeschlossen, den BA bei der Platzinitiative zu unterstützen, sagt Neumer.

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