Orgelmusik und gute Worte für das Gemüt, Suppe, Kaffee und Kuchen für den Leib - was die Marianische Männerkongregation am Samstag in der Bürgersaalkirche ihren Gästen anbot, unterschied sich gar nicht so sehr von dem, was die kirchliche Vereinigung auch sonst werktags an ihrem Sitz in der Fußgängerzone tut. Seit zwei Jahren gibt es an der Neuhauser Straße den "Mittagstisch am Bürgersaal". Mitunter werden Pro-Präfekt Gerd Jacob und sein Team aus zahlreichen Freiwilligen des Ansturms auf das kostenlose warme Mittagessen nicht mehr Herr.
Das, sagt der Pro-Präfekt, der sich am Samstag auch selbst an die Orgel setzte, sei vor allem im Winter aufgefallen. Üblicherweise gibt man montags bis freitags rund 60 Essen ab. Im vergangenen Winter seien es dann plötzlich auch mal 90 gewesen. Man habe sich schon mit der Situation konfrontiert gesehen, dass es nicht reicht. Gerd Jacob spricht von der "Schere, die immer weiter aufklafft" zwischen den Bedürftigen und den Wohlhabenden oder gar Reichen. Von denen, die es haben, kommen immerhin ausreichend Spenden, um das Angebot aufrechtzuerhalten.
Dass dies so ist, liegt nicht nur an der Arbeit der Kongregation. Es liegt auch mehr als sieben Jahrzehnte nach seinem Tod an der Strahlkraft des Großstadt-Seelsorgers und einstigen Präses der Männerkongregation, Pater Rupert Mayer. Seit 1948 liegen die sterblichen Überreste des von Johannes Paul II. selig gesprochenen Paters in der Bürgersaalkirche. Sein Grab in der Unterkirche des Bürgersaals besuchen täglich Hunderte Menschen - oft genug für Gebete in einer Notlage.