Altstadt:Neues Jahr, neuer Versuch

Der Plan, die gesamte Sendlinger Straße zumindest versuchsweise zur Fußgängerzone zu machen, ist nicht vom Tisch. Nun wollen Stadt und Bezirksausschuss den Bürgerdialog intensivieren

Von Alfred Dürr, Altstadt

Es war der städtebauliche Fehlstart des vergangenen Jahres. Eigentlich hätte der Stadtrat nämlich schon Anfang Dezember 2015 beschließen sollen, dass die komplette Sendlinger Straße probeweise für ein Jahr zur Fußgängerzone wird. Aber nach heftigen Protesten von Anwohnern und nach der einhelligen Ablehnung des Projektes durch die Bürgerversammlung nahmen die Kommunalpolitiker im Rathaus diesen Punkt erst einmal von der Tagesordnung. Die Befürworter der Fußgängerzone hatten sich während der Veranstaltung nicht zu Wort gemeldet. Nun stellt sich die Frage, wann und wie es im neuen Jahr mit der Sendlinger Straße weitergeht. Wird das Vorhaben nach dem Fehlstart gar auf die lange Bank geschoben?

Die Bürger sollten stärker mit ihren Sorgen und Anregungen zu Wort kommen - so hatte SPD-Fraktionschef Alexander Reissl die Entscheidung des Stadtrates begründet. Am 12. Januar will das städtische Planungsreferat mit Vertretern des Altstadt-Bezirksausschusses (BA) klären, wie die Anwohner in den Entscheidungsprozess - etwa im Rahmen eines Workshops - besser einbezogen werden können.

Möglicherweise muss danach aber die ursprüngliche Beschlussvorlage für die Dezember-Sitzung des Stadtrates überarbeitet werden; dies würde eine Zeitverzögerung bedeuten. Ob dann Mitte Februar die vom BA geplante Einwohnerversammlung zur Sendlinger Straße überhaupt stattfinden könnte, wäre fraglich. Auch der Stadtratsbeschluss, der für den März 2016 vorgesehen ist, stünde auf der Kippe.

Petra Wurdack ist im Planungsreferat für den Bereich Verkehr zuständig. Sie verweist darauf, dass die Sorgen und Anregungen der Bürger bei verschiedenen Infoveranstaltungen zur Sprache gekommen seien. Die Kritik richtet sich vor allem gegen den Verlust von Parkplätzen und die schlechtere Erreichbarkeit von Arztpraxen mit dem Auto. In der Tat schaffe die Einrichtung einer Fußgängerzone eine neue Situation - zum Beispiel bei der bisher geübten Praxis, eine der zahlreichen Arztpraxen an der Sendlinger Straße mit dem Auto zu erreichen, sagt Wurdack. Aber diese Änderungen seien möglich und auch vertretbar.

Der auf ein Jahr befristete Praxistest solle ja gerade herausfinden, wie die neue Fußgängerzone zwischen der Hackenstraße und dem Sendlinger Tor am besten funktioniert. Wurdack: "Wir nehmen den Versuchscharakter ernst und führen keineswegs über die Hintertür die Fußgängerzone für immer ein." Wenn das Experiment nicht klappt, müsse man nach anderen Lösungen suchen.

Sie gibt damit auch die Linie des Stadtrates und des Bezirksausschusses wieder. Dort will man den Probebetrieb keinesfalls ad acta legen und im neuen Jahr zu einer Entscheidung kommen. Es verursache aber auch keinen Schaden, diese "zeitlich etwas nach hinten zu verschieben", bis die Anregungen der Bürger geprüft worden seien, so Alexander Reissl. Keinen Zweifel lässt er daran, dass der Test stattfinden soll. Die Fußgängerzone in der Sendlinger Straße war 2014 in der Kooperationsvereinbarung der Rathauskoalition aus SPD und CSU festgelegt worden.

Der Bezirksausschuss will den Dialog zwischen Bürgern und Verwaltung moderieren. "Wir dürfen aber nicht nur die Sendlinger Straße betrachten", sagt der BA-Vizevorsitzende Wolfgang Püschel (SPD). Man brauche endlich ein Verkehrskonzept für das gesamte Hackenviertel. Dieses Altstadt-Quartier erstreckt sich mit seinen Teils verwinkelten Straßen zwischen Marienplatz, Stachus und Sendlinger-Tor-Platz. Seit Jahren warte man auf den Plan, wie hier im Zentrum der Stadt künftig der Autoverkehr organisiert werden soll.

Die Frage gewinnt besondere Bedeutung, weil 2016 die städtebauliche Entwicklung des Bereichs um den Sattlerplatz weitergeht. Das Hirmer-Parkhaus wird abgerissen und durch einen Neubau mit Wohnungen, Büros und Geschäften ersetzt. Eine Etage in den Untergeschossen, so ein Wunsch von Stadtbaurätin Elisabeth Merk, soll zum Fahrrad-Parkhaus werden.

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