Altstadt:Flanieren ohne Blätterdach

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Wenig Grün - und dabei soll es bleiben: Wie genau die Sendlinger Straße künftig möbliert wird, muss sich noch zeigen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Bezirksausschuss lehnt es mit knapper Mehrheit ab, in der Sendlinger Straße noch drei Bäume zu pflanzen. Die Aufenthaltsqualität in der neuen Fußgängerzone soll möglicherweise durch einen Brunnen erhöht werden

Von Alfred Dürr, Altstadt

Viele Passanten und Geschäftsleute sehen die Entwicklung im Zentrum der Stadt äußerst positiv: In den vergangenen Jahren hat sich die Fläche, die nur für Fußgänger reserviert ist, deutlich ausgeweitet. Im Zusammenhang mit der neuen Flaniermeile Sendlinger Straße rückt jedoch die Frage in den Mittelpunkt, wie stark die Fußgängerzone "möbliert" werden darf. Verhindern Bäume oder Sträucher, Stühle und vielleicht auch ein Brunnen, dass die Straße öde und leer wirkt? Oder erreicht man genau das Gegenteil? Kein Durchkommen, weil alle freien Flächen zugestellt sind?

Inzwischen ist auch die Fußgängerzone im Umfeld des Marienplatzes und vor dem Rathaus vergrößert worden. Die Rikscha-Fahrer haben damit eigentlich keinen Halteplatz mehr vor dem Kaufhaus Beck. Auf der anderen Seite bieten die Fahrrad-Taxis eine Möglichkeit für rasches Vorankommen in der Altstadt oder für Stadtführungen. Wo aber können die Rikschas künftig stehen, ohne die Fußgänger zu stören?

Keine einfachen Antworten auf diese Fragen fanden nun die Lokalpolitiker des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel (BA). Das städtische Baureferat bereitet gerade einen Beschluss für den Stadtrat vor, wie die Sendlinger Straße als Fußgängerzone ausgestaltet werden soll. Im Vorfeld werden Bürger und Lokalpolitiker nach ihren Wünschen und Vorschlägen gefragt. Sollen in der Sendlinger Straße, zwischen Hackenstraße und Sendlinger Tor, zu dem vorhandenen Baum noch etwa drei weitere gepflanzt werden? Wäre das ein Gewinn, oder ein Nachteil, weil das Blätterwerk historische Fassaden verdeckt oder interessante Blickachsen stört?

Im BA gehen die Meinungen dazu auseinander. Stefan Blum (CSU) sagte, in der Sendlinger Straße habe es nie mehrere Bäume gegeben. Die Straße wirke durch ihre Fassaden und Häuser. Er könne sich auch nicht vorstellen, dass etwa der Marienplatz oder der Max-Joseph-Platz vor der Oper und der Residenz auf ähnliche Weise begrünt würden. Pflanztröge mit Sträuchern seien für die Sendlinger Straße die bessere Lösung. Dagegen plädierte Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne) für mehr Bäume in der Innenstadt. Das Klima dort sei so belastet, sagte Markus Stadler (Grüne), dass jede Möglichkeit ergriffen werden müsse, um es zu verbessern.

Am Ende fiel die Entscheidung mit sechs zu fünf Stimmen gegen das Pflanzen von weiteren Bäumen in der Sendlinger Straße äußerst knapp aus. Einig ist sich der BA, dass die neue Fußgängerzone durch "irgendetwas mit Wasser" - am besten durch einen Brunnen - bereichert werden soll. Konkrete Vorgaben dazu wollen die Lokalpolitiker dem Baureferat dazu allerdings nicht machen.

Für die Rikscha-Fahrer habe der BA eine Lösung gefunden, berichtete Jürgen-Peter Pinck (SPD). Auch hier gab es unterschiedliche Meinungen in dem Gremium. Doch nun will man in Absprache mit den Behörden für die bevorstehende Saison testen, ob die Rikschas an zentralen Stellen in der Fußgängerzone halten können. Bis zu zehn Plätze sind vor dem Kaufhaus Beck vorgesehen, jeweils fünf an der Ettstraße und an der Herzog-Max-Straße.

Die Fahrer verpflichten sich, ihre Rikschas in der Fußgängerzone zu schieben und keine laute Musik während der Wartezeiten zu spielen, hieß es. Geprüft werden mögliche Standplätze an der Burgstraße und am Viktualienmarkt. Im Herbst will man auswerten, ob dieses Konzept funktioniert. "Es ist ein Kompromiss, mit dem nun alle gut über den Sommer kommen können", sagte Jürgen-Peter Pinck.

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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