Altstadt:Das könnte auf das Hirmer-Parkhaus folgen

Altstadt: Eine Skulptur, die im Inneren Raum für Kunstschaffende bietet, schlägt Student Carl Christoph Gressel als Blickfang auf dem Sattlerplatz vor.

Eine Skulptur, die im Inneren Raum für Kunstschaffende bietet, schlägt Student Carl Christoph Gressel als Blickfang auf dem Sattlerplatz vor.

(Foto: Universität Innsbruck)
  • Der Sattlerplatz am Färgergraben, gegenüber der Hofstatt, soll neu gestaltet werden, wenn das Hirmer-Parkhaus abgerissen ist.
  • Studierende der Universität Innsbruck haben nun Entwürfe für den Platz präsentiert.

Von Wolfgang Görl

Warum nicht mal die Fantasie spielen lassen? Warum nicht Möglichkeiten ausloten, ohne schon vorab vor den sogenannten Sachzwängen zu kapitulieren? Architekturstudentinnen und -studenten der Universität Innsbruck haben das ausprobiert, und so kam es, dass am Wochenende in der Lothringer Halle kühne Visionen zu besichtigen waren, die, verwirklichte man eine von ihnen, der Münchner Altstadt ein spektakuläres Bauwerk bescheren würden.

Der Architekt Michael Wallraff, Gastprofessor an der Universität Innsbruck, hatte seinen Studierenden zur Aufgabe gemacht, Entwürfe für eine Neugestaltung des Sattlerplatzes anzufertigen. Dabei handelt es sich um das Areal am Färbergraben gegenüber der Hofstatt, das seinen inoffiziellen Namen von der kleinen Sattlerstraße hat.

Die Münchner kennen den Platz vor allem als Ein- und Ausfahrt des Hirmer-Parkhauses. Die ursprüngliche Bebauung ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden, das Parkhaus ist ein Nachkriegsbau. Er steht auf städtischem Grund, sein Abriss ist beschlossene Sache. Eigentlich sollte der Arbeiten im Frühjahr beginnen, doch die Angelegenheit verzögert sich. Das alte Postgebäude gegenüber ist im Privatbesitz. Generell muss man sagen: Der Sattlerplatz ist ein öder Ort, an dem man keine fünf Minuten verweilen möchte.

Eine Skulptur, eine "Klangwolke", eine Bibliothek

Dies zu ändern, haben sich Wallraffs Studierende kühne Pläne ausgedacht. Carl Christoph Gressel beispielsweise hat ein skulpturales Gebäude entworfen, das an ein Ufo von einem ganz fernen Sonnensystem erinnert, und dessen Inneres Ateliers und Ausstellungsräume für Künstler beherbergen soll. Entfaltungsmöglichkeiten für Musiker bietet der Entwurf "Klangwolke" von Eva Schwärzler, die unter der Oberfläche Proberäume und einen großen Veranstaltungssaal bauen möchte. Oder, ein letztes Beispiel von vielen: Konstantin Jauck stellt sich eine Bibliothek mit Fernsicht vor, für die er einen extrem verschachtelten Turm errichten würde.

Soweit die Fantasie, und jetzt zur Realität, die ihre schnöde Nüchternheit in einem Expertengespräch am Samstagabend entfaltete. Nach einem Grundsatzbeitrag, in dem Stadtbaurätin Elisabeth Merk die Klippen und Untiefen der Münchner Verfahrenskultur erläuterte, ließ die Städtebau-Professorin Sophie Wolfrum wissen, sie hätte die Studenten zunächst einmal untersuchen lassen, wie man das Parkhaus zwischennutzen könnte. Als Standort für billige Ateliers wäre es bestens geeignet, nur so könnte man an dieser exponierten Lage den Künstlern erschwingliche Räume bieten.

Auch Architekt Muck Petzet schickte einen Tadel Richtung Innsbruck, indem er kundtat, "fast entsetzt" zu sein, weil der Architekturnachwuchs, anstatt den Bestand weiter zu entwickeln, lieber etwas Neues hinsetzen wolle. Der Wiener Architekt Max Rieder nahm das Stichwort "Zwischennutzung" auf, ohne konkreter zu werden. Dafür waren seine Sticheleien gegen München lustig, weil mit Wiener Schmäh serviert.

Die Vorschläge der Innsbrucker Studenten waren bald beiseite gewischt, und wer nun hoffte, von den Experten eine Idee zu hören, wie man den tristen Platz in ein attraktiven öffentlichen Raum verwandeln könnte, ging mit dem Eindruck nach Hause, dass diese frühestens am Nimmerleinstag geschehen werde. Petzet regte immerhin an, die tolle Aussicht, die man auf dem Parkdeck hat, als "Riesenchance" zu betrachten, während Sophie Wolfrum den Modebegriff "Entschleunigung" in die Runde warf, den man auch irgendwie im Auge behalten sollte. Das alles hörte sich so an, als wüssten die Experten selbst nicht recht, wie dieser Ort aufzuwerten wäre. Dazu passte dann auch Petzets Vorschlag, "über die Zwischennutzung eine Nutzung zu finden".

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