Altstadt:Abschied vom Maschinensaal

Die ehemalige EDV-Zentrale der Stadt an der Herzogspitalstraße verliert nach der Sanierung des Gebäudes ihr dunkles Gepräge - und bekommt mit einer hellen Fassade ein neues Erscheinungsbild

Von Alfred Dürr, Altstadt

Es sind nicht nur die historischen Monumentalbauten oder die neu errichteten Geschäfts- und Bürohäuser, die an den Hauptachsen das Bild der Altstadt prägen. Auch der Blick in die Seitenstraßen lohnt sich. Dort zeigt sich eines der größten Verwaltungsgebäude der Stadt in neuem und modernem Gewand.

In den Jahren 1974 bis 1976 entstand an der Ecke Herzog-Wilhelm-Straße und Herzogspitalstraße ein L-förmiger Komplex, der damals wie heute einen mächtigen architektonischen Akzent zwischen der Sonnenstraße und der Fußgängerzone an der Neuhauser Straße setzt. Im kleinmaßstäblichen Innenstadtbereich war dieser Block mit seiner schwarzen Glas-Aluminium-Fassade nicht zu übersehen.

Altstadt: Gehäutet: Nach dem Umbau des vergleichsweise mächtigen Blocks an der Ecke Herzogspitalstraße/ Herzog-Wilhelm-Straße erscheint das Gebäude leicht und licht.

Gehäutet: Nach dem Umbau des vergleichsweise mächtigen Blocks an der Ecke Herzogspitalstraße/ Herzog-Wilhelm-Straße erscheint das Gebäude leicht und licht.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Ein grober Klotz war dieses Haus dennoch nicht. Schmale und leicht hervortretende, vertikale Verstärkungen aus Ziegelmauerwerk gliederten die Hausfronten und verliehen ihnen sogar eine gewisse Leichtigkeit. Nun ist dieses Gebäude von Grund auf saniert worden.

Einst pochte hier das Computer-Herz der Stadtverwaltung. Das Haus wurde nach den Plänen des renommierten Münchner Architekten Kurt Ackermann für das zentrale Rechenzentrum errichtet. Das Büro Kurt Ackermann hat in München zum Beispiel auch Gebäude des Europäischen Patentamts, das Eislaufzelt im Olympiapark, das Amt für Abfallwirtschaft am Georg-Brauchle-Ring oder die Hofüberdachung des Bayerischen Innenministeriums, dem früheren Konzertsaal Odeon, geplant.

Altstadt: In den Jahren 1974 bis 1976 entstand der Komplex an der Ecke Herzog-Wilhelm-Straße und Herzogspitalstraße.

In den Jahren 1974 bis 1976 entstand der Komplex an der Ecke Herzog-Wilhelm-Straße und Herzogspitalstraße.

(Foto: Sigrid Neubert)

Im Erdgeschoss des Hauses an der Herzogspitalstraße befanden sich etwas zurückversetzt Geschäfte, so dass die Passanten durch eine Arkade gehen konnten. In den Obergeschossen lagen die "EDV-Maschinensäle" mit den dazugehörigen Büros. Dazu kamen Aufenthalts- und Sitzungsräume. In den zwei Untergeschossen waren Technik- und Lagerzonen untergebracht. Außerdem gab es eine Tiefgarage mit 34 Auto-Stellplätzen.

Inzwischen ist die Informations- und Telekommunikationstechnik der Stadt München neu organisiert worden. Das moderne zentrale Rechenzentrum befindet sich neben anderen Abteilungen der Computertechnik in einem eigenen "IT-Rathaus" in Nachbarschaft zur Stadtwerke-Zentrale.

1993 wurde Kurt Ackermanns Sohn Peter Partner des Büros. Seit dem Tod des Vaters im Jahr 2014 führt er das Büro unter dem Namen Ackermann Architekten fort. Er berichtet von Überlegungen seitens der Stadt, das alte EDV-Zentrum abzureißen und durch einen Neubau an der Herzogspitalstraße zu ersetzen. Dann hat man sich aber doch zu einer umfassenden Sanierung entschlossen.

Das ehemalige Grundkonzept für die Fassaden wurde weitgehend beibehalten. Die neue Gliederung der Fronten mit einer weißen, großzügigen Glas-Aluminium-Konstruktion soll das bisherige "dunkle Erscheinungsbild freundlich aufhellen", sagt Peter Ackermann. Das Gebäude ist bis auf den Rohbau entkernt worden und erfüllt jetzt die Standards eines modernen Bürokomplexes. Geblieben sind die drei hohen Platanen an der Herzogspitalstraße, die seit Bestehen des Hauses den Menschen an den Schreibtischen einen Ausblick ins Grüne ermöglichten.

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