Altötting und Marktl:Reise in die Kindheit

Nach dem Gottesdienst auf dem Altöttinger Kapellplatz hat sich Papst Benedikt viel Zeit für die Gläubigen genommen. In Marktl ließ er das Papamobil außerplanmäßig vor seinem Geburtshaus anhalten.

Am dritten Tag seines Besuchs in Deutschland hat Papst Benedikt XVI. Altötting und Marktl besucht. Rund 60.000 Menschen kamen in den Marienwallfahrtsort Altötting, um am Morgen einen gemeinsamen Gottesdienst mit dem Pontifex zu feiern.

Erste Station in dem Wallfahrtsort war die Gnadenkapelle, zu der der Pontifex im Papamobil durch eine Schar von Gläubigen fuhr. In der Kapelle kniete er zu einem stillen Gebet vor der "Schwarzen Madonna" nieder.

In seiner Predigt auf dem Altöttinger Kapellplatz mahnte Benedikt XVI., es gehe beim Beten nicht darum, die eigenen Wünsche Gott gegenüber durchsetzen zu wollen. Vielmehr gelte es, Gottes Willen anzunehmen und ihm zu glauben, dass seine Antwort "das wahrhaft Gute für uns ist". Diese Demut lerne man von der Gottesmutter Maria.

Im Anschluss an den Gottesdienst widmete der Pontifex den Pilgern viel Zeit, schüttelte viele Hände und unterhielt sich kurz mit einigen. Minutenlang ertönten Benedetto-Rufe über den Kapellplatz. Nach Altötting war Benedikt XVI. bereits als Kind oft gepilgert.

Danach folgte eine Prozession in die neue Anbetungskapelle, die vom Papst eingeweiht wurde.

Am Nachmittag feierte der Papst in der Altöttinger Basilika St. Anna gemeinsam mit Priesteramtskandidaten und Ordensleuten eine Vesper. Dabei warnte er die Priester davor, das Beten wegen anderer Tätigkeiten zu vernachlässigen. In diesem Fall drohe "leerer Aktivismus".

Benedikt XVI. beklagte zugleich den Priestermangel. Er betonte: "In der so genannten Dritten Welt, in Lateinamerika, in Afrika, in Asien warten die Menschen auf Boten, die ihnen das Evangelium des Friedens, die Botschaft von dem menschgewordenen Gott bringen." Auch in Deutschland gelte, "dass die Ernte groß sein könnte". Es fehlten aber "die Menschen, die bereit sind, sich zu Gottes Erntearbeitern zu machen".

Begeisterung in Marktl

Am Abend besuchte Papst Benedikt seinen Geburtsort Marktl. Eine besondere Freude bereitete der Pontifex den Marktler Bürgern, als er das Papamobil - anders als im Protokoll vorgesehen - vor seinem Geburtshaus anhalten ließ. Er begutachtete die eigens für ihn errichtete Benediktsäule auf dem Marktplatz vor dem Haus mit Wohlwollen, schüttelte ein weiteres Mal zahlreiche Hände und fuhr dann erst endgültig ab.

Zuvor hatte er mit seinem Bruder Georg in der Kirche Sankt Oswald gebetet - an dem Taufbecken, über dem er am 16. April 1927 wenige Stunden nach seiner Geburt getauft worden war. Wie zuvor schon in München und Altötting trug er sich ins Goldene Buch Marktls ein

Der oberbayerische Ort zwölf Kilometer östlich von Altötting hat nach der Wahl des Papstes einen großen Zustrom von Pilgern und Touristen verzeichnet, wenngleich der Pontifex selbst keine große Erinnerung an den Ort hat, da er schon mit zwei Jahren aus Marktl weg zog.

Von Marktl flog der Papst schließlich nach Regensburg weiter, wo er im Papamobil zum Priesterseminar fuhr, in dem er nun drei Tage übernachten wird. Dort wird er am Dienstag einen Gottesdienst auf dem Islinger Feld feiern, zu dem mehr als 250.000 Pilger aus 14 Nationen erwartet werden.

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