Altkleider:Begehrter Stoff

Abfallwirtschaftsbetrieb München stellt Altkleidercontainer vor, 2013

Im Jahr 2012 entschied sich die Stadt, eigene Sammelbehälter aufzustellen.

(Foto: Catherina Hess)

Die Stadt will die Altkleidersammlung weiter ausbauen, allerdings nicht in Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Organisationen. Das Geschäft ist lukrativ - es könnte 1,5 Millionen Euro pro Jahr bringen

Von Dominik Hutter

Die Altkleidersammlung in München soll kräftig ausgebaut werden, allerdings will die Stadt das lukrative Geschäft weiter in Eigenregie betreiben. Der Kommunalausschuss des Stadtrats lehnte am Donnerstag mit breiter Mehrheit einen Antrag der Grünen ab, eine engere Kooperation mit gemeinnützigen Trägern anzustreben und dafür einen Runden Tisch zu veranstalten.

"Zeitverschwendung" sei das, betonte Kommunalreferent Axel Markwardt, der auf Erfahrungen mit drei gescheiterten Treffen zu diesem Thema verwies. Gemeinnützige Sammler wie Diakonia, Caritas, Rotes Kreuz oder Aktion Hoffnung seien offenkundig an einem gemeinsamen Auftritt nicht interessiert. "Sie müssten sich einig sein, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Das ist nicht der Fall."

Dass die Kooperation mit den Gemeinnützigen nicht ganz einfach ist, war auch Grünen-Stadtrat Herbert Danner bewusst. "Wir wollen einfach noch einen letzten Versuch starten." Die Mehrheit der Stadträte aber hält das bisherige Engagement des Kommunalreferats in puncto Kooperation für ausreichend. Die Stadt hat sich 2012 dafür entscheiden, ein kommunales Sammelsystem für Altkleider aufzubauen - private und gemeinnützige Konkurrenten liefen Sturm dagegen.

Inzwischen verfügt der kommunale Abfallwirtschaftsbetrieb über 600 Container, bis Mitte des Jahres sollen es 750 sein. Das Kommunalreferat warnt davor, das Engagement der Gemeinnützigen überzubewerten. Im Juli 2013, als die Stadt die ersten Container aufstellte, habe es in München nur knapp 140 Sammelstellen gemeinnütziger Organisationen gegeben - im Gegensatz zu 1500 der gewerblichen Sammler, die oftmals illegal aufgestellt waren. Inzwischen hätten die Gemeinnützigen an privaten Standplätzen aufgestockt, während die ungenehmigt auf dem Gehweg oder in Parkbuchten aufgestellten Behälter überwiegend abgebaut wurden.

Ohnehin sei die Altkleidersammlung entgegen verbreiteter Wahrnehmung weniger ein karitatives Projekt als vielmehr ein lukrativer Wirtschaftszweig, betont das Kommunalreferat. Selbst der zuständige Dachverband FairTrade bezeichne Altkleiderspenden als Wirtschaftsgut, steht in der Beschlussvorlage von Behördenchef Markwardt. Spezielle Sammelaktionen für Bedürftige liefen weniger über die Containerstandorte als über die in München rund 200 Second-Hand-Kleiderkammern, die die Textilien rasch unter die Leute bringen können. Der Inhalt von Containern stehe wegen der aufwendigen Sortierprozesse erst nach sechs Monaten zur Verfügung. Zudem würden laut FairTrade wesentlich mehr alte Kleider gesammelt als tatsächlich benötigt werden. Lediglich zwei Prozent gingen direkt an Bedürftige, der Rest werde auf dem Weltmarkt gehandelt. Dies betreffe die Ware kommerzieller Sammler ebenso wie die der Stadt oder der gemeinnützigen Organisationen.

Die Sortierung und Verwertung der Textilienhaufen übernimmt die Stadt nicht selbst, sondern beauftragt ein Unternehmen. Der Kommunalausschuss beschloss, diese Aufgabe erneut für zwei Jahre auszuschreiben - der bisherige Vertrag läuft Ende Juni aus. Seit der jüngsten Ausschreibung seien die Preise zwar gefallen, hätten sich aber inzwischen zumindest stabilisiert. Das Kommunalreferat rechnet damit, etwa 350 Euro je Tonne zu erzielen. Bei der erhofften Menge von 4500 Tonnen könnte dies gut 1,5 Millionen Euro pro Jahr in die städtischen Kassen spülen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: