Münchner Altstadt:Die Alte Akademie soll umgebaut werden - zugunsten von Investor Benko

Münchner Altstadt: Nach Vorstellung des Investors René Benko sollen in die Fassade der Alten Akademie drei Torbögen geschnitten werden (Bildmitte). Stadtbaurätin Elisabeth Merk will allenfalls zwei zulassen - und auch die Arkade an der Kapellenstraße erhalten, die Benko beseitigen möchte.

Nach Vorstellung des Investors René Benko sollen in die Fassade der Alten Akademie drei Torbögen geschnitten werden (Bildmitte). Stadtbaurätin Elisabeth Merk will allenfalls zwei zulassen - und auch die Arkade an der Kapellenstraße erhalten, die Benko beseitigen möchte.

  • Behält die Alte Akademie an der Neuhauser Straße ihr Erscheinungsbild oder darf sie umgebaut werden?
  • Am 24. Mai entscheidet der Stadtrat über die Frage - und wird den Umbau aller Voraussicht nach erlauben.
  • Dann könnte die Signa-Gruppe des Investors René Benko die denkmalgeschützten Gebäude umbauen: zu einem im Innern modernen Komplex mit Büros, Geschäften und Wohnungen. Eröffnet werden soll der Bau in drei Jahren.

Von Alfred Dürr

Gut dreieinhalb Jahre, nachdem die österreichische Signa-Gruppe des Investors René Benko die Alte Akademie an der Neuhauser Straße im Erbbaurecht vom Freistaat Bayern erworben hat, entscheidet der Stadtrat aller Voraussicht nach am 24. Mai über heftig umstrittene Änderungen am Erscheinungsbild der geschichtsträchtigen Immobilie im Zentrum der Altstadt-Fußgängerzone.

Dabei zeichnet sich eine Niederlage für Stadtbaurätin Elisabeth Merk ab. Sie setzt sich für den Erhalt der Arkade an der Kapellenstraße ein. Allem Anschein nach findet sie dafür aber keinen Rückhalt im Stadtrat. Wie zu hören ist, hält eine Mehrheit in der CSU und der SPD diese Passage für verzichtbar. Als öffentlicher Raum werde sie kaum genutzt, heißt es.

Merk hat ihre Vorlage an den Stadtrat bereits fertiggestellt; sie liegt der SZ vor. Darin verweist sie darauf, dass Signa die Arkade beseitigen und damit die Ladenflächen vergrößern will. Für die Stadtbaurätin widerspricht das dem Ziel, das typische Hof- und Arkadensystem der Altstadt zu erhalten. Der Durchgang an der Kapellenstraße ist in der Wiederaufbauphase nach dem Krieg errichtet worden, um für die Bürger einen sicheren Bewegungsraum zu schaffen, wie es in der Vorlage heißt. Merk will, dass in den Vorgaben für den Bebauungsplan festgeschrieben wird, die Arkade an der Kapellenstraße zu erhalten.

Doch erfüllt speziell sie heute noch ihre ursprünglich vorgesehene Funktion? Bayerns Generalkonservator Mathias Pfeil verweist darauf, dass man die Diskussion über die Arkaden nicht nur auf der Ebene von Quadratmetern führen kann. Entscheidend ist für ihn, wie die Ecke Neuhauser Straße/Kapellenstraße baulich gestaltet wird. Pfeil verwahrt sich damit gegen Vorwürfe, er gebe zu leichtfertig den Forderungen des Investors nach.

Vor allem Vertreter des Münchner Forums - eines Vereins, der sich kritisch mit Fragen der Stadtentwicklung auseinandersetzt - kämpfen für die Arkaden an der Alten Akademie. Denn der immer dominantere Anspruch der Investoren auf Ausweitung von Handels- und Gewerbeflächen und maximale Immobilienverwertung beschädige zunehmend die Qualität der Innenstadt. Bei einer Podiumsdiskussion, die am Montag, 15. Mai, um 19 Uhr im Stadtmuseum stattfindet, will das Forum der Frage nachgehen, wie stark bedroht der öffentliche Raum in der Stadt ist.

Unter den Planungsexperten im Stadtrat gibt es allerdings Zweifel, ob sich die Arkade an der Kapellenstraße wirklich für eine solche grundsätzliche Auseinandersetzung eigne. Durch die kleine Seitenstraße der Fußgängerzone bewegten sich nur wenige Passanten, ist zu hören. Merk dürfte in diesem Punkt also von der schwarz-roten Mehrheit überstimmt werden - im Sinne von Signa. Der Investor betont, dass es für den Verlust der Arkade an der Kapellenstraße mehr als nur einen Ausgleich gebe: Der sogenannte Schmuckhof, der im Inneren der Alten Akademie liegt, ein lange verborgenes, etwa 1000 Quadratmeter großes Areal, werde für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Hier soll es Cafés und Ruhezonen geben.

Einigkeit besteht bei einer Mehrheit des Stadtrats offensichtlich über die künftige Dimension der Arkade entlang der Neuhauser Straße. Sie soll künftig in etwa halb so tief wie bisher werden. Noch nicht ausdiskutiert ist die Frage, wie viele gläserne Öffnungen in die Fassade der Alten Akademie geschnitten werden dürfen. Ursprünglich wollte Signa fünf Torbögen analog der beiden vorhandenen im sogenannten Kopfbau, der in die Fußgängerzone hineinragt. Dann erklärte sich der Investor mit drei Portalen einverstanden; dahinter will der Apple-Konzern offenbar einen großzügigen Laden beziehen. Stadtbaurätin Merk beharrt aber auf den zwei vorhandenen Torbögen - auch in ihrer Stadtratsvorlage. Alles andere bedeutet für sie einen erheblichen Eingriff in die Fassade und sei aus Gründen des Denkmalschutzes gar nicht zulässig.

Anders als bei sonstigen Großprojekten in der Altstadt dringen bei der Alten Akademie vor der Entscheidung kaum Äußerungen aus dem Stadtrat an die Öffentlichkeit. Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hält sich auffällig zurück. Die Diskussionen im Rathaus seien noch nicht abgeschlossen, heißt es aus seinem Umfeld. Es handele sich eben um einen schwierigen Abwägungsprozess, hört man aus der SPD- Fraktion.

Nach all den Debatten über die Alte Akademie möchte Signa möglichst schnell ins Baugenehmigungsverfahren einsteigen. Zunächst soll das sogenannte Hettlage-Gebäude vollständig entkernt werden. Danach beginnt der Umbau der denkmalgeschützten Bauten zu einem im Innern modernen Komplex mit Büros, Geschäften und Wohnungen. Eröffnet werden soll der Bau in drei Jahren.

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