Alte Akademie:Aldi betreibt jetzt ein Pop-Up-Bistro in der Münchner Innenstadt

Alte Akademie: Ein Ort, an dem es sich schön sitzt: der Schmuckhof der Alten Akademie

Ein Ort, an dem es sich schön sitzt: der Schmuckhof der Alten Akademie

(Foto: Alessandra Schellnegger)

In einem Innenhof der Alten Akademie gibt es drei Monate lang Mittagsgerichte für 4,50 Euro. Wie kommt das bei den Gästen an?

Von Franziska Schwarz

Ob die beiden sich zum Date getroffen haben, bei Aldi? Jedenfalls schauen die junge Frau und der junge Mann sich tief in die Augen. Und sie reagiert gereizt auf die Frage, wie es ihr hier so gefalle: "Bitte erst nach dem Essen." Sie hat eine Suppe vor sich stehen. Und der Tonfall soll wohl bedeuten: "Lass uns am besten ganz in Ruhe." Die beiden sitzen vor dem Aldi-Bistro in der Münchner Innenstadt, das es seit einer Woche und noch bis Ende des Jahres gibt. Der Discounter war mit dem Pop-up-Gastrokonzept vorher schon in Köln, jetzt ist er in einem der vier Hinterhöfe der Alten Akademie, direkt an der Fußgängerzone, untergekommen.

Es scheint, als würde das Konzept funktionieren. Mittags war es in dieser Woche zeitweise kaum möglich, einen Tisch zu bekommen, und bei einem Abendbesuch war nur ein Tisch frei. Aber warum verabreden sich Münchner gerade hier? Möglicherweise liegt es an der Location: Zwischen den blau-gelben Fassaden des ehemaligen Jesuitenkollegs sitzt es sich gut, erst recht unter dem blauen Himmel in diesen Tagen.

Ein anderer Faktor dürften die Preise sein. Es gibt täglich drei wechselnde Hauptgerichte, eins mit Fleisch, eins mit Fisch, und ein vegetarisches zu jeweils 4,50 Euro. Wer Vorspeise und Nachspeise dazu nimmt, zahlt 7,99 Euro für das Menü. Alle Zutaten stammen aus dem Aldi-Sortiment. Kaffee kostet einen Euro, die Weine drei Euro das 0,2-l-Glas.

Ein anderer Gast sitzt alleine an einem der Tische draußen. Ulrich Schlereth findet die Bauweise des Lokals gut. Es wurde aus Schiffscontainern zusammengesetzt, die Wände sind mit hellem Holz verkleidet. Das Dach wird als Terrasse genutzt. Der 66-jährige Schlereth ist selbst Architekt und Bauingenieur und hätte Ideen, wie man mehr aus dem Innenhof machen könnte: an den Fassaden künstlerische Plakate aufhängen. Oder jeden Abend mit Licht etwas auf die Fassaden projizieren, so wie am Eröffnungstag.

Schlereth weiß, dass das Bistro wohl vor allem Werbung für den Discounter sein soll. Er vermutet auch, dass der Konzern bei jedem Gericht draufzahlt. Er hat das Container-Lokal durch Zufall entdeckt, als er den Baukran vor der Alten Akademie sah. Jetzt ist der Giesinger schon zum zweiten Mal hier.

Viele andere Gäste sind durch Facebook-Anzeigen auf das Bistro aufmerksam geworden, der Student Fabian Plett zum Beispiel. "Weil das Konzept interessant klang", hat er seine Bekannte Magdalena Albinger gleich mitgenommen. Die beiden, 25 und 26 Jahre alt, loben die ruhige Atmosphäre hier im Hinterhof und die schlichte Einrichtung. Die Gäste sitzen auf Bierbänken, auf normalen Stühlen. Vereinzelt stehen auch schicke Drehhocker herum. Auf jedem Tisch steht zur Dekoration ein kleiner Blecheimer mit Petersilie. Die Bedienungen tragen schwarz-weiß-gestreifte T-Shirts und schwarze Schürzen.

Wie es mit dem Standort weitergehen soll

Das Essen habe geschmeckt, sagt Plett. Schade findet er nur, dass heute in allen Gerichten auch Milch drin ist. Er hätte sich ein veganes Gericht gewünscht. Schlereth, der Architekt, hätte noch ein paar Löffel Cornflakes zum Alaska-Seelachs gut gefunden, so etwas mache die Textur eines Gerichts immer interessanter, meint er. Aber er kenne das eher aus der gehobenen Gastronomie, gibt er zu. Und die kann man bei dem Preis nicht erwarten. Das Essen hier schmeckt solide, und es macht satt.

Der Schmuckhof, so der Name dieses Hinterhofes, wurde im Sommer wieder für die Öffentlichkeit geöffnet, aber der Eingang in der Kapellenstraße ist gar nicht so leicht zu finden, wenn man ihn nicht kennt. Dennoch komme viel Laufkundschaft und mittags viele Geschäftsleute aus der Nachbarschaft, sagt Manfred Zobel. Er ist seit 30 Jahren Veranstalter und der örtliche Partner des Discounters. Geöffnet hat das Bistro täglich von 11 bis 21 Uhr.

Ende Dezember zieht das Pop-up-Bistro in eine andere Stadt. In welche, verrät Aldi noch nicht. Und irgendwann will der Investor René Benko mit seiner Signa-Gruppe den Schmuckhof wie auch den Rest der Alten Akademie weiter umbauen. Aber um seine Pläne so umzusetzen, wie er es sich vorstellt, muss er erst den Streit ums Urheberrecht mit der Tochter des Wiederaufbau-Architekten beilegen.

Vorerst aber lassen es sich die Menschen hier gut gehen. Bistrogast Ulrich Schlereth hat auch gleich noch eine Idee parat, was man hier passend plakatieren könnte: "Die Schönheit liegt in den Innenhöfen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: