Almauftrieb im Käfer-Zelt:Prosten, posten und posen

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Wo Simone Thomalla sich auf eine Ente freut und Sven Hannawald seine neue Freundin der Wiesn-Gesellschaft zeigt. Der traditionelle Almauftrieb im Käfer-Zelt ist Society-Bühne, Wildleder-Fasching und Familientreff zugleich

Von Thomas Becker

Ab Freitag ist Wolfgang Fierek dann mal weg. Arizona, mal wieder. Mit der Harley. Zwei Wochen durch die Nationalparks. Das Gegenprogramm zum Hier und Jetzt, zum Almauftrieb in Käfers Wiesn-Schänke am Sonntagabend. Fierek ist tatsächlich zum ersten Mal da. Er sagt: "Die totale Schicki-Welt. Besser geht's nicht. Aber immer pack' ich das nicht." An diesem Abend schon. Gleich muss er ran ans Mikro, rein ins Getümmel, performen. Mit Harold Faltermeyer hat er ein Album aufgenommen, "Sweet Home Bavaria", das muss beworben werden, und so entert er die schmale Bühne, holt die Resi erst mal mit dem Traktor ab, bevor der neue Song dran ist: "Rund samma xund samma".

Und so steht diese kleine Geschichte für das Wesen des "Almauftriebs", den Event-Manager Philip Greffenius vor 17 Jahren ins Leben rief: Er ist Society-Bühne, Wildleder-Fasching und Familientreff zugleich. Manche lassen es richtig krachen, mit Biertrinken, Auf-den-Tischen-tanzen und so. Und das zwei Stunden länger als in den anderen Bierzelten. Es gibt also schlimmere Orte auf der Wiesn. Aber was macht den Almauftrieb so einzigartig, wie alle sagen?

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(Foto: Stephan Rumpf)

Beim Almauftrieb herrscht ein hoher Laufsteg-Faktor, hier präsentieren sich zum Beispiel Giulia Siegel.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Schlagerstar Wolfgang Fierek singt von der Resi.

Ex-Fußballer Michael Ballack zeigt seine Begleitung.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Verona Poth in knapper Lederhose.

Da ist zunächst mal der Laufsteg-Faktor. Schließlich müssen all die mühsam geschnürten Dekolletés ja irgendwie in die Kamera, und davon gibt es in dieser maximalen Promi-Dichte nun mal jede Menge. Bis halb zehn darf geknipst werden, und so blitzt es bis dahin an den 110 Tischen in einem fort, während die Geknipsten ihre Selfies bereits ins Netz schicken. Der Trachtentrend 2015? Geht Richtung kurze Damen-Lederhose. Verona Pooth präsentiert selbstdesignte Hot Pants ("Veronas Dreams") mit Herzchen auf der Rückseite, dazu obenrum ein verwegen bis gekonnt nachlässig geknotetes Blüschen. Auch Schauspielerin Christine Neubauer kommt mit wenig Stoff aus, was Gefährte José Campos nicht zu stören scheint. Womit man beim Gspusi-Faktor ist: Wer sich hier erstmals mit einer neuen Liebsten zeigt, kann sicher sein, dass es ganz Deutschland mitbekommt.

Michael Ballack hat die französische Aktienhändlerin Natascha dabei, die ein Täschchen mit der Aufschrift "Love" trägt. Sven Hannawald feiert mit Melissa Thiem, die beim VfL Wolfsburg in der zweiten Fußball-Bundesliga kickt. Sarah Brandner, Exfreundin von Schweinsteiger, kommt - ohne einen Neuen. Und Elyas M'Barek, der gefeierte Fack-ju-Göhte-Darsteller? Sitzt fototechnisch im gut sichtbaren Bereich am Eingang, hat eine hübsche Brünette an der Seite, prostet im dunkelblauen Samtjäckchen aber meist solo in die Kameras. Oder mit Model Franziska Knuppe. Die ist gerade auf dem Cover der wiederauferstandenen Zeitschrift "Max", die sicher nichts gegen ein wenig Publicity einzuwenden hat.

Der On-off-Faktor. Zum Beispiel Barbara Meier, Ex-Germany's-Next-Topmodel. Steht mitten im Treiben und schafft es stundenlang, zwischen Puh-echt-keinen-Bock-mehr-Mimik und einem Herzallerliebst-Strahle-Frau-Gesicht hin und her zu schalten. Tennis-Profi Sabine Lisicki strahlt da schon beständiger. Sie scheint ihre Almauftrieb-Premiere im Dirndl wirklich zu genießen, auch ohne Freund Oli Pocher. Simone Thomalla wirkt ebenfalls total glaubhaft, wenn sie sagt: "Am meisten freue ich mich hier immer auf das gute Essen, vor allem auf die Ente."

Und dann ist da noch der Buddy-Faktor: Wer bechert mit wem? Dass Sportler eine starke Party-Fraktion bilden, leuchtet ein, aber Michael Mittermaier am bierseligen Tisch mit Ballack, M'Barek und Joko Winterscheidt? Ja, mei. "Put jur Maßkrug in sie är!", fordert die Band. Dabei wird gar nicht so hart gefeiert, wie es aussieht, gesteht Winterscheidt: "Ich hab' morgen Sendung, ich trink' die ganze Zeit Alkoholfreies - und hoffe nur, dass es keiner merkt."

Die Party-Shuttles ins P1 fahren ohne ihn ab - und ohne den Fierek. Der ist um kurz nach elf heim. Mit den Gedanken war er bestimmt schon in Arizona, weit weg von Rosi, dem Traktor und der Alm.

© SZ vom 22.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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