Allach/Untermenzing:Tückischer Wasserstand

Allach/Untermenzing: Kritische Stelle: Das Wehr regelt die Wasserzufuhr zur Kneipp-Anlage an der Servetstraße.

Kritische Stelle: Das Wehr regelt die Wasserzufuhr zur Kneipp-Anlage an der Servetstraße.

(Foto: Robert Haas)

Nach dem Fischsterben in der Kneipp-Anlage streiten Fischer und Verwaltung über dessen Ursache

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Es ist, als schriebe man an zwei unterschiedlichen Geschichten: Waren es nun an die 70 Jungfische, die am 15. Oktober in der trocken gefallenen Kneipp-Anlage in Allach verendet sind, wie es der Fischerei-Aufseher Markus Edelberg berichtete, der deswegen auch Anzeige gegen Unbekannt gestellt hat. Oder waren es 20 Brutfische, und 30 hätten durch Umsetzen noch gerettet werden können? Auf letzteres bezieht sich das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) als Untere Wasserrechtsbehörde in seiner Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Stadtratsfraktion zum Artenschutz in der Würm und demselben Vorfall.

Seit der Eröffnung vor zwölf Jahren bemängeln Anwohner und Beobachter des örtlich zuständigen Bezirksausschusses, dass die Kneipp-Anlage wegen einer baulichen Fehlplanung entweder zu wenig oder zu viel Wasser führt. Die Kneipp-Anlage speist sich aus einem Seitenarm der Würm, den ein Wehr vom Hauptfluss trennt. Sie sind gerade im Herbst ein Rückzugsbereich für bedrohte Arten wie Barben, Bachforellen, Schneider-Schwarmfische und Mühlkoppen vor Fressfeinden. Eine Gefährdung der Bestände wegen zirka 20 toter Jungfische aus der Würm liegt laut dem RGU jedenfalls nicht vor. Barbe und Bachforelle bildeten stabile Bestände, der Schneider komme "sogar massenhaft" vor. Auch funktioniere die Kneipp-Anlage nach einem Umbau vor einigen Jahren "technisch einwandfrei". Sie sei so konstruiert, dass bei einer Mindestwasserabgabe von 150 Litern pro Sekunde ausreichend Wasser über das Einlaufbauwerk im Wehr in die Kneipp-Anlage gelange.

Den Vorfall Mitte Oktober führt das RGU auf eine vorübergehende Verstopfung der Öffnung durch angeschwemmtes Holz zurück. Um das künftig zu vermeiden, soll der Kraftwerksbetreiber nun angehalten werden, vor der Öffnung einen Korb oder Grobrechen anzubringen. Außerdem müsse er dafür sorgen, dass bei einem Wasserspiegel unterhalb der Öffnung im Wehr noch genügend Wasser durchfließen könne. Mit dem Entenrennen auf der Würm, welches damals stattgefunden hat, habe das jedenfalls nichts zu tun.

Für den Fischerei-Aufseher Markus Edelberg, der auch Ansprechpartner für den Bezirksausschuss ist, kaschiert die Antwort aus dem RGU nur das eigentliche Kernproblem. "Ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen, wie die Stadt München zu der Einschätzung kommt, dass bei der Kneipp-Anlage technisch alles funktioniert." Für ihn ist die Hauptursache die bauliche Gegebenheit, die er als "Pfusch" bezeichnet. Er bleibt dabei: Mitte Oktober seien an die 70 Jungfische gestorben. "20 davon haben schon zwei Hände gefüllt, auch ist niemand von der Stadt anwesend gewesen." Das Wehr sei zu diesem Zeitpunkt geschlossen gewesen, der Zulauf ungenügend, und eine Verstopfung durch Treibholz habe er nicht bemerkt, anderenfalls hätte er darauf reagiert.

Die 30 geretteten Brutfische, von denen das RGU spreche, bezögen sich auf einen anderen Vorfall, bei dem auch er dabei gewesen sei, sagt Edelberg. Und dass Arten trotz der meist niedrigen Wasserstände im Seitenarm und in der Kneipp-Anlage nicht gefährdet seien, sei nur der Arbeit des Bezirksfischereivereins München zu verdanken. Allein einen Rechen oder Auffangkorb am Zulauf anzubringen, hält Edelberg jedenfalls für ungenügend. Klärung soll nun ein Orts- und Besprechungstermin mit allen Beteiligten bringen, den das städtische Referat für Gesundheit und Umwelt für den 24. Januar 2018 einberufen hat.

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