Allach/Untermenzing:Trockengelegt

Jetzt ist es endgültig: An der Eversbuschstraße wird es trotz der Forderungen vieler Bürger in Allach und Untermenzing kein neues Freibad geben. Die Stadt begründet die Entscheidung mit zu hohen Kosten

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Der Traum von der Wiedereröffnung des Allacher Sommerbades ist endgültig geplatzt. Am Dienstag hat es der Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft des Stadtrats wegen der Kosten und Wirtschaftlichkeit einstimmig abgelehnt, ein neues Freibad auf dem Gelände an der Eversbuschstraße 213 zu errichten.

71 Jahre nach Inbetriebnahme wurde das Bad 2009 abgerissen. Die im Nachbarort Karlsfeld beheimatete Künstlerin Edeltraut Klapproth, gestorben 2005, war bei der Eröffnung 30 Jahre alt. Über die Entstehung und Funktionsweise des Bades schrieb sie in ihrem Buch "Am Unterlauf der Würm" (1991, Fauna-Verlag) lakonisch: "Alle schaufelten mit, und wer das nicht konnte, gab Geld dazu. Das Wasser lieferte die Würm gratis. Donnerstags wurde es gewechselt und das Becken geschrubbt."

Kneipp-Anlage an der Würm in Allach, 2013

Wer ins Wasser will, muss ins Kneippbecken an der Servetstraße.

(Foto: Stephan Rumpf)

Nach diesen Standards lässt sich heute natürlich kein Freibad mehr betreiben. Und eigentlich wollte es die Stadt schon früher schließen, doch eine private Bürgerinitiative und die Allach-Untermenzinger Bürgervereinigung hielten es, unterstützt vom Bezirksausschuss, noch 16 Jahre über Wasser. Für die Stadtwerke München lohnte sich der Betrieb nicht mehr. Innerhalb von zehn Jahren von 1992 bis 2002 hatte sich die Zahl der Besucher um mehr als die Hälfte verringert, die Kosten aber waren im gleichen Zeitraum um 93 Prozent gestiegen, hieß es in der Beschlussvorlage. Einen Grund für den Besucherrückgang sahen die Stadtwerke im unweit bestehenden Naherholungsgebiet mit dem Langwieder See, dem Lußsee und dem Birkensee. Als dann noch aufwendige Renovierungsarbeiten anstanden, beschloss der Stadtrat, das Bad einzuebnen. Da nutzten auch etwaige Sonderregelungen zur Eingemeindung Allachs nach München 1938 nichts, auf die sich Bad-Befürworter noch heute berufen. Denn die Bürger hatten ihr Bad, das später an die Landeshauptstadt München überging, größtenteils selbst gebaut, nachdem die damalige Gemeinde Allach es nicht finanzieren konnte. So durften alle, die beim Bau geholfen hatten, das Bad zwei Jahre unentgeltlich benutzen.

Ehemaliges Sommerbad in Allach, 2012

So bleibt es: Der ehemalige "Naßl-Anger" dient heute der Naherholung.

(Foto: Stephan Rumpf)

Inzwischen hat die Stadt den ehemaligen "Naßl-Anger" in eine öffentliche Erholungsfläche umgestaltet, zu dem noch ein naturnaher Seitenarm der Würm hinzukommen soll. Doch noch immer fordern Allacher und Untermenzinger, wie in der jüngsten Bürgerversammlung, dort ein Freibad. Das aber müsste komplett neu errichtet werden. Die Stadtwerke München rechnen dabei mit Kosten von fünf bis sechs Millionen Euro. Hinzu kämen laufende Betriebskosten im mittleren sechsstelligen Bereich pro Jahr. Und die Stadtwerke machen noch eine andere Rechnung auf: Im Freibadbereich liege der Kostendeckungsgrad im Durchschnitt nur bei 30 Prozent. Das Defizit führe zu erheblichen Jahr für Jahr wiederkehrenden finanziellen Belastungen. Die Kosten seien nicht zu rechtfertigen. Auch seien mit dem Abriss und der Neugestaltung vollendete Tatsachen geschaffen worden, die eine Wiedereröffnung "leider nicht mehr zuließen". Den Allachern bleibt so an Wasservergnügen nur noch ihr Kneippbecken an der Servetstraße und natürlich ihre Würm. An dieser Entscheidung dürften auch viele freiwillige Bauhelfer, die zur Schaufel greifen würden, nichts mehr ändern können.

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