Allach/Untermenzing:Tempo 30 ausgebremst

Allach/Untermenzing: Stoßstange an Stoßstange stehen die Autos nicht nur im Berufsverkehr auf der Eversbuschstraße, sondern auch, wenn die A 99 dicht ist.

Stoßstange an Stoßstange stehen die Autos nicht nur im Berufsverkehr auf der Eversbuschstraße, sondern auch, wenn die A 99 dicht ist.

(Foto: Robert Haas)

CSU, FDP und zwei Grüne lehnen SPD-Vorstoß für durchgängiges Limit auf der Eversbuschstraße ab

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Die Anwohner der Eversbuschstraße könnten sich glücklich schätzen: Selten hätten sich so viele Menschen, die dort gar nicht wohnten, um deren Wohl und Wehe gekümmert, sagte Josef Feig (CSU) über den Antrag der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss (BA), auf der Eversbuschstraße durchgängig Tempo 30 einzuführen. "Das freut mich", sagte Feig mit unverkennbarem Sarkasmus in der Stimme. Nur: Sämtliche Anlieger, die er kenne - und das dürften nicht wenige sein, lebt Feig doch selbst an der Eversbuschstraße - sähen keinen Sinn in Tempo 30. "Es ist aber immer schön, wenn das Umfeld bestimmen will, wie unsere Gesundheit erhalten bleiben soll."

Die SPD hatte für die gesamte Straße Tempo 30 gefordert, um die Anlieger vor Lärm und im Zuge der Stickoxid-Diskussion vor Abgasen zu schützen sowie die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Mit einer Reduzierung der Geschwindigkeit rund um die Uhr auf Tempo 30 könnte die Schadstoffbelastung um 28 Prozent vermindert werden, besagten Untersuchungen, begründete SPD-Fraktionssprecher Pascal Fuckerieder, zugleich Vorsitzender des Unterausschusses Verkehr, den Vorstoß. Da an der Eversbuschstraße kein Radweg vorhanden sei, würde dies auch die Verkehrssicherheit erhöhen.

Feig jedoch ist der Meinung, dass vor allem der im Stau stehende Verkehr Abgase produziert. "Wir müssen nach einer Entlastung suchen und nicht einfach nur noch mehr Tempo-30-Schilder aufstellen", forderte Feig. Der Südring wäre der erste Schritt, um den Norden und Westen zu entlasten und nicht der Ausbau des Allacher Tunnels. Seit 30 Jahren warte man auf den Südring, weil keiner 17 Kilometer Straße bauen könne, wetterte er.

Die CSU-Stadträtin und BA-Vorsitzende Heike Kainz schloss sich ihrem Stellvertreter an. Tempo 30 führe Studien zufolge eher zu einer Verschlechterung der Sicherheit, da Autofahrer schnell ungeduldig würden, wenn sie nur langsam vorwärtskämen. Entlade sich das vor einer Schule, sei das eher schlechter als besser. Der bessere Weg sei, sich um eine "strukturelle Entlastung" zu kümmern.

Auch die Grünen bemühten Untersuchungen. Es sei oft nicht so, dass Tempo 30 automatisch zu einer Verminderung der Schadstoffbelastung führe, sagte Grünen-Sprecher Falk Lamkewitz. Bei Tempo 30 liefen die Motoren doppelt so lange wie bei Tempo 50. Kompensiert werden müsste das durch weniger Anfahrvorgänge. An Orten, an denen das nicht beeinflussbar sei, verschlechtere sich sogar die Luft.

Anders sei es, wenn flächendeckend wie in Graz in ganz München höchstens 30 Kilometer pro Stunde gefahren würde, sagte Lamkewitz. "Unstrittig ist aber, dass es leiser wird, aber auch, dass Autos länger unterwegs sind." Die Eversbuschstraße sei für ihn ein Grenzfall: Er könne sich nicht vorstellen, dass Tempo 30 viel bringen würde, könne sich aber auch nicht vorstellen, dass es mehr schade.

Feig zufolge kommen die Abgase nicht allein vom Verkehr auf der Eversbuschstraße. Auf der Autobahn A 99 sei jeden Tag Stau und zwei Drittel des Jahres habe man Westwind. "Und wo bläst der Wind hin? Die Abgase von dort bekommen wir in verdünnter Form ab." Eine Mehrheit aus CSU, FDP und zwei Grünen-Stimmen, darunter Falk Lamkewitz, lehnten den Antrag gegen drei SPD- und eine Grünen-Stimme schließlich ab. Zuvor hatte Stefanie Martin (CSU), die Vorsitzende des Unterausschusses Planung und Bau, die Debatte über einen Antrag zur Geschäftsordnung beenden lassen.

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