Allach/Untermenzing:"Es bleibt eine schwierige Gesamtsituation"

In den vergangenen drei Jahren hat es in der Eversbuschstraße zwei Dutzend Unfälle gegeben. Dialog-Displays und Strichlinien sollen die Sicherheit verbessern

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Die Eversbuschstraße lässt die Bürger und ihre ins Stadtviertel-Gremium gewählten Vertreter nicht zur Ruhe kommen. In der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) ging es erneut um die Installation eines Dialog-Displays in Höhe des Schulwegs an der Pfarrer-Grimm-Straße und Beschwerden über die zum Teil als lebensbedrohlich empfundene Verkehrssituation. Der Bezirksausschuss hatte schon vor geraumer Zeit gefordert, ein solches Gerät aufzustellen, das Kraftfahrern ihre aktuell gefahrene Geschwindigkeit anzeigt und damit diejenigen warnt, die zu schnell unterwegs sind. Es kam aber nicht zustande, weil der BA es zwar aus dem eigenen Budget finanzieren, die Stadt seinerzeit aber den Unterhalt nicht übernehmen wollte. Sollte der Bürgerhaushalt kommen, sieht die CSU-Stadträtin und BA-Vorsitzende Heike Kainz (CSU) gute Chancen, doch noch ein solches Gerät installieren zu können, das bei der Moral des Autofahrers ansetzt. "Das wäre ein Klassiker für den neuen Bürgerhaushalt. Wir hätten eine größere Summe zur Verfügung und könnten das Thema noch mal anpacken", sagte sie.

Die Polizei sieht in der Eversbuschstraße keinen Unfallbrennpunkt. Sie beruft sich dabei auf die von ihr dort registrierten Unfälle vom 1. Oktober 2013 bis 15. November 2016, bei denen Fußgänger und Radfahrer beteiligt waren. Demnach seien neun Unfälle passiert, in die Fußgänger verwickelt waren. Zehn Personen seien dabei leicht verletzt worden. Vier Unfälle seien von Kraftfahrzeugführern verursacht worden, die anderen fünf führen die Beamten auf das Fehlverhalten der Fußgänger zurück. So sei unter anderem ein Schüler auf dem Gehsteig mit seinem Tretroller mit einer Passantin zusammengestoßen. Mit Radfahrern hatte es 15 Unfälle gegeben. In acht Fällen waren Autofahrer die Verursacher, in sieben die Radfahrer. Von einem schweren Verkehrsunfall mit Beteiligung eines Radfahrers, der sich laut einem Bürger am 1. November 2016 zugetragen haben soll, ist der zuständigen Polizeiinspektion 44 nichts bekannt.

24 Unfälle in knapp mehr als drei Jahren ist für Heike Kainz alles andere als wenig, doch ihr Vize Josef Feig (CSU) sieht es eher wie die Polizei. Er fahre oft durch die Eversbuschstraße, könne aber die ganzen Beschwerden nicht nachvollziehen, sagte er. Und für Radler gebe es genügend Alternativrouten, etwa entlang der Würm. "Freiwillig täte ich als Radler sowieso nicht auf der Eversbuschstraße fahren", sagte er. Kainz widersprach: "Wenn es möglich ist, eine Situation mit geeigneten Mitteln zu verbessern, sollten wir das tun." Die Eversbuschstraße weise je nach Tageszeit und Wochentag völlig unterschiedliche Verkehrssituationen auf, und in der Zeit, in der die Kinder und Jugendlichen auf dem Schulweg unterwegs seien, herrsche dort viel Verkehr. Sei dann auch noch der Autobahnring dicht, nehme der Verkehr sogar noch zu: "Es bleibt eine schwierige Gesamtsituation", bilanzierte sie.

Falk Lamkewitz, Sprecher der Grünen-Fraktion, brachte einen schon vor Jahren gestellten und abgelehnten Antrag wieder ins Spiel. Er schlug vor, die Seiten an den Fahrbahnen durch eine gestrichelte Linie abzutrennen. Dies habe eine gewisse Schutzfunktion für Radler, halte sie davon ab, auf dem Gehweg zu fahren. Autofahrer könnten den Bereich jedoch weiterhin nutzen, sofern gerade kein Radler unterwegs sei. Henning Clewing (FDP) gab zu bedenken, dass diese Lösung die Radler in falscher Sicherheit wiege. Zudem stellten Lastwagen und überbreite Fahrzeuge eine zusätzliche Gefahr dar. Laut Bernd Zischek, stellvertretender Leiter der zuständigen Polizeiinspektion, ließen gestrichelte Linien Autofahrer generell vorsichtiger fahren, andererseits sei das Argument mit der falschen Sicherheit für Radler nicht von der Hand zu weisen. Hundertprozentig ist auch der Nutzen von Verkehrsschildern nicht, die auf "Achtung, Kinder" hinweisen: "Ob das die Undisziplinierten davon abhält, undiszipliniert zu sein, ist fraglich", so Zischek.

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