Allach-Untermenzing:Unten durch

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Einer der Streitpunkte: die Unterführung an der Allacher Straße. (Foto: Wolf)

Allacher und Untermenzinger ärgern sich über den Umgang der Stadt mit Bürger-Ideen

Von Anita Naujokat, Allach-Untermenzing

Der Ärger sitzt tief. Zwei Jahre hatte es vom Antrag bis zur Realisierung des Workshops zur verkehrlichen Situation in Allach-Untermenzing gedauert. Und noch einmal zwei Jahre, bis das Referat für Stadtplanung und Bauordnung - kurz: Planungsreferat - eine Beschlussvorlage ausgearbeitet hat, die dem Stadtrat eventuell noch bis zur Sommerpause vorgelegt wird. Zwischendurch war eben noch genau wegen des Workshops die Erstherstellung der Allacher Straße zwischen der Von-Reuter- und der Ernst-von-Beling-Straße vertagt worden.

Über das Ergebnis zeigte sich der Bezirksausschuss (BA) Allach-Untermenzing nun alles andere als zufrieden. Nicht, dass die Bürger nicht gut gearbeitet hätten. Ihre Vorschläge könnte sich so mancher Stadtplaner zur Bibel machen, auch wenn sie sich zum Teil widersprechen, wie beim Thema Bahnunterführung an der Allacher Straße, wo sie vom Rückbau über einen Ausbau bis hin zum Belassen der jetzigen Situation reichten.

Was die Stadt aber aus den Bürgeranregungen gemacht hat, empfindet der BA mehr als dürftig. Sie zieht einzig den konkreten Schluss, jetzt die Planungen zum Ausbau der Allacher Straße fortzusetzen und alles andere in "laufende und zukünftige Planungen . . . einzubeziehen", wie es allgemein heißt. Schließlich seien der Verwaltung "ausnahmslos" trotz der "ergebnisoffen formulierten Fragestellungen" beim Workshop alle Themen und Probleme bekannt. Akribisch listet das Planungsreferat dagegen in der Beschlussvorlage auf, welche Anregungen wegen anderslautender Stadtratsbeschlüsse aus fachlicher, baulicher, privatrechtlicher oder verwaltungstechnischer Sicht nicht weiterverfolgt werden könnten: etwa eine Anbindung nach Moosach über die Manzo- zur Saarlouiser Straße oder Brieger Straße nach Süden und eine Würm-Parallele.

Falk Lamkewitz, Fraktionssprecher der Grünen, sprach von einer "Irreführung der Bürger", die einzig den Ausbau der Allacher Straße verzögert und verteuert habe, "schade um das Geld". Alles andere werde von der Stadt "nur zur Kenntnis genommen - sprich, ad acta gelegt". Die Aufnahme der Bürgervorschläge nannte er "rein kosmetisch": "Das war von vornherein ein Schuss in den Ofen." FDP-Mann Henning Clewing zog das Fazit, dass die Verkehrsplaner der Stadt an ihrem Konzept für den Stadtbezirk festhielten: nicht mehr als zwei West-Ost-Verbindungen (Ludwigsfelder und Von-Kahr-Straße) und eine von Nord nach Süd (Eversbuschstraße). Für ihn sei nicht ersichtlich, dass sich die Verkehrsplaner mit der Frage beschäftigt hätten, wie der Stadtbezirk in zwanzig Jahren verkehrsmäßig erschlossen sein sollte. Henning Clewing stellt fest: "Es ist ungenügend und unbefriedigend, dass wir mit den drei Straßen für alle Zukunft zurechtkommen sollen."

Auch die CSU-Stadträtin und BA-Vorsitzende Heike Kainz (CSU) zeigte sich enttäuscht: Sie sei ja eine absolute Befürworterin von Bürgerbeteiligungen, sagte sie. Doch wenn ein Workshop zum falschen Zeitpunkt und mit falscher Überschrift gemacht werde, seien Zeit und Geld verschwendet. Zudem habe er den Ausbau der Allacher Straße verteuert und sei zu Lasten der Verkehrssicherheit gegangen. "Ich hoffe, dass es jetzt bald weitergeht." Der Workshop hätte viel früher sein müssen. Beantragt worden sei er wegen der vielen Beschwerden von Anwohnern der Allacher Straße. Doch als er stattfand, sei deren Ausbau längst beschlossen gewesen. Den Aufwand, mit dem Endergebnis, dass man Bürgerwünsche doch nicht einbringen könne, hätte man gleich lassen können.

Für die Allacher Straße hätte man den Workshop "nie und nimmer gebraucht", betonte auch Friedrich Schneller (SPD) in der Sitzung. Die ganze Vorarbeit für den Ausbau habe man ja schon selbst geleistet. Der Workshop habe die Realisierung nur verhindert und rausgeschoben. Versöhnlichere Töne schlugen Ingrid Haussmann (parteifrei) und SPD-Fraktionssprecher Pascal Fuckerieder, Vorsitzender des Unterausschusses Verkehr, an. "Hinterher sei es immer leichter, zu sagen, dies oder das habe nichts gebracht. Aber vorher weiß man das nie", sagte sie. Fuckerieder appellierte an die Versammlung, jetzt mit dem Lamentieren aufzuhören, der Workshop sei vorbei. Wichtiger sei jetzt das übergeordnete Verkehrskonzept für den gesamten Westen.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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