Allach-Untermenzing:Klare Entscheidung

Die Münchenstift GmbH kauft ein Grundstück an der Franz-Nißl-Straße und baut ein neues Pflegeheim. Anwohner und Stadtviertelvertreter fühlen sich übergangen. Die Kritik richtet sich auch gegen Bürgermeister Schmid

Von Anita Naujokat, Allach-Untermenzing

Der Aufsichtsrat der Münchenstift GmbH hat jetzt entschieden, das Grundstück an der Franz-Nißl-Straße zu erwerben, mit dem Ziel, darauf das bei Anwohnern umstrittene neue Pflegeheim zu errichten. Es sei eine klare Entscheidung gewesen, sagte Münchenstift-Geschäftsführer Siegfried Benker. Zuvor sei ausgiebig über die Frage diskutiert worden, ob man das bestehende Hans-Sieber-Haus an der Manzostraße durch einen Neubau ersetzen oder ein neues Gebäude an der Franz-Nißl-Straße errichte solle. "Nach Abwägung aller Faktoren" sei zugunsten der Franz-Nißl-Straße entschieden worden, sagte Benker.

Ausschlaggebend seien die großen Vorteile eines Neubaus auf einem eigenen Grundstück, begründet Benker die Entscheidung. Das Areal an der Manzostraße gehört einer Stiftung. Würde man das Pflegeheim dort bauen "müssten wir sofort beginnen, das Alten- und Service-Zentrum und den Theatersaal abzureißen, die für die Öffentlichkeit wegfallen würden". Die Bewohner des bestehenden Pflegeheims wären zwei bis vier Jahre einer Baustelle ausgesetzt: Erst müssten sie den Neubau ertragen und nach dem Umzug in das neue Gebäude dann den Abriss des alten.

Seniorenheim Hans-Sieber-Haus in München, 2014

Auf dem Grundstück an der Franz-Nißl-Straße möchte das Münchenstift das neue Pflegeheim errichten.

(Foto: Robert Haas)

Benker ließ keinen Zweifel daran, dass es die baulichen Gegebenheiten nicht zuließen, das Hans-Sieber-Haus auf einen modernen Stand zu bringen. Es so zu belassen, wie es ist, sei keine Lösung. Allein die weiten Wege für das Personal von einem Ende eines Wohnbereichs zum anderen und "das 53-mal am Tag" entspreche nicht mehr der aktuellen Pflegeorganisation. Den Vorschlag von Friedrich Schneller aus der SPD-Fraktion des Allach-Untermenzinger Bezirksausschusses (BA), das Hans-Sieber-Haus langsam "auslaufen" zu lassen, und dann erst neu zu bauen, lehnt Benker komplett ab. Dies, so erläutert er, würde dazu führen, ein ganzes Haus für zwei bis drei Jahre aufzugeben und wieder vollkommen bei Null mit dem Heim anfangen zu müssen. "Das werde ich nie mehr machen", sagte er, und verwies auf die enormen Schwierigkeiten, die das Münchenstift mit einem ähnlichen Projekt an der Effnerstraße hatte.

Was die Einwände von Anwohnern und Bezirksausschuss hinsichtlich der Größe und Dimension betrifft, sicherte der Geschäftsführer des Münchenstifts zu, auf alle Bedenken eingehen zu wollen. "Wir möchten nicht gegen den Widerstand der Bewohner bauen", sagte er. Allerdings seien niemals fünf oder sechs Geschosse, wie oft kolportiert, vorgesehen gewesen. "Unsere maximale Planung sah E plus vier und in der Mitte ein kleiner Aufbau vor." Den Aufbau habe das Münchenstift schon gestrichen, obwohl er mit einer öffentlichen Nutzung auch für die Gegend attraktiv gewesen wäre. Bliebe letztlich die Frage Erdgeschoss plus vier oder plus drei Geschosse, sagte Benker. Auch Letzteres wäre für ihn vorstellbar. "Wir werden uns die Planung noch mal anschauen und überlegen, wie wir allem gerecht werden können."

Allach-Untermenzing: Das Hans-Sieber-Haus lässt sich nach Meinung von Experten nicht sinnvoll modernisieren - dafür sind die Wege viel zu lang.

Das Hans-Sieber-Haus lässt sich nach Meinung von Experten nicht sinnvoll modernisieren - dafür sind die Wege viel zu lang.

(Foto: Schellnegger)

Doch zunächst werde man in Verhandlungen zum Kauf des Grundstücks eintreten, erläutert Benker die nächsten Schritte. Sobald klar sei, dass das Münchenstift das Areal erwerbe, werde sie den Bürgern in Allach-Untermenzing die Planungen erläutern. Bisher hätten einzig der Grundstückseigner und das Planungsreferat Pläne vorgestellt.

Mittlerweile steht auch Münchens Zweiter Bürgermeister Josef Schmid (CSU) in der Kritik. Anwohner der Franz-Nißl-Straße äußern sich enttäuscht über ihn. Sie werfen ihm vor, sich im Wahlkampf zwar immer medienwirksam als Allacher gegeben zu haben, bei diesem für den Stadtbezirk wichtigen Thema aber einzig darauf zu verweisen, dass dafür Münchens Dritte Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) zuständig sei, die auch im Aufsichtsrat des Münchenstifts sitzt. "Jetzt könnte er als echter Allacher endlich Profil zeigen", sagen Anwohner. Stehe ihm da in seiner Funktion als Zweiter Bürgermeister die Aufgabenteilung im Wege, solle er es eben als Bürger von Allach tun. Dem Bezirksausschuss werfen die Anwohner vor, immer nur dann zu reagieren, wenn Bürger Druck machten.

Josef Schmid erklärt auf Nachfrage, sich innerhalb der Verwaltung und in internen Diskussionen immer für die Anliegen der Anwohner eingesetzt zu haben. Er halte einzig eine dreigeschossige Variante für vertretbar. Alles andere würde jeglichen Rahmen sprengen und nicht in das Wohngebiet Franz-Nißl-Straße und die schmalen Erschließungsstraßen der Umgebung passen, sagt Schmid. Dafür habe er sich in enger Abstimmung mit der BA-Vorsitzenden und CSU-Stadträtin Heike Kainz immer ausgesprochen. Insofern wies Schmid auch den Vorwurf zurück, der BA werde nur unter Druck tätig. Kainz habe die Anliegen in der Verwaltung immer deutlich gemacht. Werde er aber als Bürgermeister von einem Bürger angeschrieben, könne er nicht offiziell auf etwas antworten, für das Bürgermeisterin Strobl zuständig ist, sagt Schmid. Das sei anders als im Stadtrat. Unter den Bürgermeistern seien die Aufgaben nun mal klar aufgeteilt. "Ich kann da gar nicht anders, als es weiterzuleiten."

Allach-Untermenzing: Die langen Wege, die das Personal jeden Tag zurück legt, entsprechen nicht mehr der aktuellen Pflegeorganisation.

Die langen Wege, die das Personal jeden Tag zurück legt, entsprechen nicht mehr der aktuellen Pflegeorganisation.

(Foto: Robert Haas)

Sollten die Pläne des Münchenstifts umgesetzt werden, obliegt Benker zufolge die Nachnutzung des Grundstücks an der Manzostraße dem Stadtrat. Das Münchenstift habe Interesse, dort selbständiges Wohnen im Alter zu realisieren, was man gut mit dem ASZ verbinden könnte. Auch die dortige Kapelle könnte erhalten bleiben, sagt Benker. Sie müsste aber von den Kirchengemeinden übernommen werden.

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