Alkoholverbot:Stadtwerke legen U-Bahnhöfe trocken

Weil sich viele Fahrgäste vor Betrunkenen fürchten, plant die MVG ein Alkoholverbot im Untergrund.

Dominik Hutter

In Münchens U-Bahnhöfen soll künftig ein Alkoholverbot gelten. Um das Sicherheitsgefühl im Untergrund zu verbessern, will die MVG keine trinkenden Fahrgäste mehr auf den Bahnsteigen und in den Zwischengeschossen dulden. Eine entsprechende Bestimmung, die auch die Stehtische der U-Bahn-Kioske umfasst, tritt in den nächsten Wochen in Kraft. Im Laufe des kommenden Jahres will MVG-Chef Herbert König dann auch das Trinken in den Fahrzeugen untersagen - sowohl bei der U-Bahn als auch bei Tram und Bus.

Alkoholverbot: Der Überfall der U-Bahnschläger: Trotz einzelner brutaler Übergriffe fühlen sich die Fahrgäste sicher.

Der Überfall der U-Bahnschläger: Trotz einzelner brutaler Übergriffe fühlen sich die Fahrgäste sicher.

(Foto: Foto: dpa)

Das Verbot bezieht sich nur auf den Konsum von Alkohol - der Transport von geschlossenen Weinflaschen oder Bierdosen bleibt ebenso erlaubt wie die promilleselige Heimfahrt nach ausgiebiger Kneipentour. "Wer Alkohol getrunken hat, soll schließlich auch künftig das Auto stehen lassen und auf die U-Bahn ausweichen", erklärt König. Wer gegen das neue Dekret verstößt, riskiert den Rausschmiss und - im Wiederholungsfall - ein Hausverbot.

Mit dem Bierbann reagiert die MVG auf eine repräsentative Umfrage zum "subjektiven Sicherheitsempfinden" im öffentlichen Nahverkehr. Bei der Studie, für die mehr als 2000 Münchner interviewt wurden, kam heraus, dass sich die meisten Leute (fast 93 Prozent) in Stationen und Fahrzeugen eigentlich wohl fühlen. Lediglich bei 7,2 Prozent fährt die Angst mit.

Als bedrohlich empfunden werden vor allem Betrunkene und Fußballfans. "Hier gibt es sicher keine Patentlösung, bisher aber auch keine besonderen Brennpunkte", betont König. Ein Verkehrsunternehmen könne es aber nicht ignorieren, dass Fahrgäste bestimmte Personengruppen als Bedrohung wahrnehmen - auch wenn bei Fußballfans kein erhöhtes Gewaltrisiko besteht.

Bisher, das räumt König offen ein, ist man noch ratlos, wie dem Problem mit den übelbeleumundeten Stadionbesuchern zu begegnen ist. Bei den Betrunkenen aber will man nun sofort hart durchgreifen. Eine weitere Maßnahme, um das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste zu verbessern, könnte eine bessere Beleuchtung der Stationen sein - wobei es nicht nur um Helligkeit allein, sondern auch um die farbliche Wirkung des Lichts geht. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung will die MVG beim Umbau des U-Bahnhofs Münchner Freiheit gehen, an dem erstmals ein professioneller Lichtgestalter beteiligt ist.

Insgesamt zeigt sich König mit dem Ergebnis der Umfrage sehr zufrieden. In Hamburg etwa fühlten sich fast doppelt so viele Leute unsicher wie in München. An der Isar habe sich das subjektive Sicherheitsgefühl im Vergleich zu 2001 sogar noch deutlich verbessert - obwohl Teile der aktuellen Untersuchung unter dem Eindruck des Vorfalls im U-Bahnhof Arabellapark standen, bei dem im Dezember 2007 ein alter Herr fast totgeschlagen wurde.

Die Studie zeige aber deutlich, dass einzelne spektakuläre Gewalttaten selbst bei intensiver Medienberichterstattung die Fahrgäste weniger verunsichern als Alltagskriminalität und Rücksichtslosigkeit, die den meisten aus eigener Erfahrung bekannt sind.

Am meisten Sorge um ihr Wohl haben übrigens junge Menschen - eine Einschätzung, die weitgehend der Realität entspricht. Die Jüngeren sind sowohl in der Täter- wie auch in der Opferstatistik überrepräsentiert.

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