Alkoholverbot in der S-Bahn:Der letzte Schluck im Zug

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In U-Bahnen darf schon seit Mitte 2009 kein Alkohol mehr konsumiert werden, vom 11. Dezember an gilt das Verbot auch in den Münchner S-Bahnen. Die Sicherheitsbehörden erhoffen sich davon weniger Pöbeleien - und weniger verängstigte Passagiere.

Marco Völklein

Weniger Pöbeleien, weniger verängstigte Passagiere, kurzum eine Verbesserung des "subjektiven Sicherheitsempfindens unserer Fahrgäste" erwartet Bernhard Weisser, der Chef der Münchner S-Bahn, vom Alkoholverbot, das vom 11. Dezember an in den Zügen der S-Bahn gelten wird.

"Wo weniger getrunken wird, wird weniger gepöbelt, getreten und geschlagen": Die Münchner S-Bahn setzt große Hoffnungen in ihr Alkoholverbot. (Foto: Robert Haas)

In U-Bahnen, Bussen und Trambahnen innerhalb des MVV-Gebiets dürfen die Passagiere schon seit Mitte 2009 keinen Alkohol mehr konsumieren, zum Fahrplanwechsel im Dezember tritt das Konsumverbot nun auch in den S-Bahnen in Kraft. In den Regional- und Fernzügen der Bahn sowie auf den Bahnsteigen dürfen die Fahrgäste weiter Bier oder Wein trinken. Auch in den Zügen der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) gilt kein Alkoholverbot.

Mit der Neuregelung reagiere man auf den "mehrfach von Fahrgästen geäußerten Wunsch nach einem Alkoholkonsumverbot", sagt Weisser. Zudem hatten Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sowie Vertreter der Landkreise immer wieder auf eine einheitliche Regelung gedrängt. Jürgen Vanselow, bei der Bundespolizei zuständig für die Sicherheit im MVV-Raum, hofft, mit dem Konsumverbot einen "Bewusstseinswandel" einzuleiten.

"Wo weniger getrunken wird, wird weniger gepöbelt, getreten und geschlagen", sagt Vanselow. Vor allem das Phänomen des "Vorglühens" wollen Bahn und Polizei in den Griff bekommen - also das Problem, dass Heranwachsende am Wochenende auf dem Weg in die Clubs oder Konzerthallen Bier, Sekt und Schnaps in sich reinkippen.

Umsetzen wollen Bahn und Polizei das Verbot "mit Augenmaß". Sollten die Sicherheitsleute einen Fahrgast mit geöffneter Flasche antreffen, werden sie ihn zunächst auf das Verbot hinweisen. Zeigt er sich uneinsichtig, wird er vielleicht sogar noch aggressiv, können ihn die Mitarbeiter aus dem Zug werfen. Ähnlich verfahren die Mitarbeiter der U-Bahn-Wache. Ein Bußgeld wie in Hamburg, wo seit September bei einem Verstoß 40 Euro fällig werden, ist nicht geplant.

Die Zahl der Sicherheitsleute soll nicht aufgestockt werden, um das Verbot durchzusetzen - weder bei der Bahn noch bei der Polizei. Allein die Bahn habe pro Tag 250 Mitarbeiter im Mehrschichtbetrieb im Einsatz, sagt Weisser. Mit Plakaten, Aufklebern und Handzetteln will der Konzern auf die neuen Regeln hinweisen. Als in Hamburg das Alkoholverbot in Kraft trat, verabredeten sich Hunderte Jugendliche in den Bahnen und feierten am Vorabend eine "Abschiedsparty". Sollte das auch in München geplant werden, möchte Weisser ebenfalls mit Augenmaß reagieren - und "eventuell mitfeiern": "Wir wollen da keine Konfrontation."

© SZ vom 18.11.2011/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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