Alicia Keys in München:One woman, one cry

Sie hat eine phänomenale Stimme, spielt sensationell gut Klavier und hübsch ist sie auch noch: Soulgöttin Alicia Keys hat die Fans in der Olympiahalle fast immer im Griff.

Beate Wild

Keine ausgefeilten Lichteffekte, keine übermotivierten Tänzer, kein freizügiges Outfit: Alicia Keys, die elffache Grammy-Gewinnerin, spielt in der oberen Popsternchen-Liga, doch ihre Show ist auf das Notwendigste reduziert, kommt ohne Effekthascherei aus. Bei ihrem Auftritt am Sonntagabend in der Münchner Olympiahalle verließ sie sich ganz auf ihre Stimme, ihr Pianospiel - und ihre großartige Band. Völlig zu Recht, unnötigen Firlefanz hat das Multitalent auch nicht nötig. Die 27-Jährige gilt als neue Soulgöttin, seit sie vor sieben Jahren mit ihrem Hit "Fallin'" die Charts eroberte. Wenn Alicia am Sonntagabend die Stimme erhob, konnte man den Soul förmlich spüren, zumindest soweit das die schlechte Akustik in der Olympiahalle zuließ. Bei den flotteren Nummer ihres letzten Albums "As I am" versuchte sich Alicia mit Tanzeinlagen, eilte auf der Bühne hin und her und spielte mit dem Mikrofonständer. Doch man muss ehrlicherweise sagen, dass die Soul-Queen leider eine ganz lausige Performerin ist. Ihre Bewegungen wirkten steif und unrhythmisch, fast ein wenig hilflos.

Alicia Keys

Singen und Klavier spielen kann sie gut, tanzen weniger: Alicia Keys

(Foto: Foto: ddp)

Am besten war Alicia Keys, wenn sie am Klavier saß. Ihr Talent an den Tasten ist phänomenal. Von dem Platz am Piano aus hatte sie das Geschehen auf der Bühne souverän im Griff. Dort wirkte sie entspannt und locker, kommunizierte gutgelaunt mit dem Publikum und ihrer Band. Überhaupt die Band: Um sich herum hat Alicia hervorragende Musiker geschart, insbesondere die Backgrondsänger, die während des Konzerts mehrmals auch solo ihr Können unter Beweis stellen durften.

Völlig antiquiert, wie ein Relikt aus den Achtzigern, wirkte die große Leinwand hinter der Bühne. Neben Nahaufnahmen der Musiker flimmerten alte Alicia-Bilder vorbei, manchmal wurden die Gesichter völlig verzerrt oder grob gepixelt gezeigt, was den Effekt hatte, dass Alicia auf dem Screen hin und wieder aussah wie Michael Jackson. Auf diese Art von Bühnenshow hätte man wohl besser verzichtet.

Einer der Höhepunkte des Konzerts war, als Alicia den Prince-Song "How come you don't call me anymore" in einer zehnminütigen Session zu neuem Glanz verhalf. Und bei der Soulballade "Superwoman" entstanden in der Olympiahalle große Gefühle, vor allem die weiblichen Fans gingen voll mit. Selbstverständlich trug Alicia auch ihre Hits "Fallin'" und "A Woman's Worth" von ihrem grandiosen Debütalbum "Songs in a Minor" (2001) vor. Und auch die gesungenen Tagebucheinträge von "The Diary of Alicia Keys" (2003) durften nicht fehlen. "Another way to die", das Titellied für den neuen James-Bond-Film, das sie zusammen mit Jack White aufgenommen hat, sang sie nicht. Eigentlich schade.

Die farbige Sängerin ist mit ihrem Album "As I am" für fünf American Music Awards nominiert - öfter als jeder andere Künstler. Die Trophäen werden am 23. November in Los Angeles vergeben und Alicia wird sicher nicht leer ausgehen. In München zeigte sie, dass sie eine talentierte Sängerin und noch eine viel bessere Pianistin ist. Trotzdem fehlten dem Abend ein paar größere Knaller. Es war ein wunderbares Konzert, doch im Gedächtnis wird es nicht lange bleiben.

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