Aktion von Schülerinnen:Ein Holzhaus als Belohnung

Aktion von Schülerinnen: Stolz auf die Verwirklichung ihrer Idee, mit dem Geld es Deutschen Schulpreises ein eigenes Haus aus Holz zu finanzieren, sind die Schülerinnen der Anne-Frank-Realschule.

Stolz auf die Verwirklichung ihrer Idee, mit dem Geld es Deutschen Schulpreises ein eigenes Haus aus Holz zu finanzieren, sind die Schülerinnen der Anne-Frank-Realschule.

(Foto: Robert Haas)

Die Anne-Frank-Realschule hat das Preisgeld für ihr Konzept sinnvoll investiert

Von Melanie Staudinger

Es ist eine spontane Idee gewesen, die die Mädchen von der Münchner Anne-Frank-Realschule da vor ziemlich genau drei Jahren äußerten. "Ein Haus für Schülerinnen", antworteten sie auf die Frage eines Reporters, der von ihnen wissen wollte, was sie denn mit all dem Geld machen wollen, das sie gerade als Siegerschule beim Deutschen Schulpreis abgeräumt hatten. Wer die Schule in Pasing heute besucht, der sieht: Das Haus steht. Es ist ein Holzbau geworden, ausgestattet mit Couchen und anderen Sitzmöglichkeiten, und bietet Platz für 45 Leute. Die Klassensprecherinnen treffen sich dort, die Schülervertreterinnen, Mediatorinnen und die Tutorinnen. Und an manchen Tagen dienen die Räume Repräsentationszwecken: Die Schule empfängt dort Delegationen, die sich für ihr Konzept interessieren.

An diesem Montag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin wieder Deutschlands beste Schulen auszeichnen. Zwölf Bildungseinrichtungen aus neun Bundesländern und zwei deutsche Schulen im Ausland sind nominiert, darunter das Gymnasium Kirchheim. Der Gewinner bleibt wie bei der Oscar-Verleihung bis zuletzt streng geheim. Was auf die Preisträger zukommt, davon allerdings kann Birgit Brehmer-Pöppel sehr viel erzählen. Sie ist Beratungslehrerin an der Anne-Frank-Realschule.

In den vergangenen drei Jahren hat sie Delegationen von 29 deutschen Schulen gezählt, einige Schulen sind gleich mehrmals angereist, um sich das spezielle partizipative Lern- und Lehrkonzept der Realschule für Mädchen anzuschauen. Aber auch Lehrer und Studenten aus Holland, aus der Slowakei oder sogar Taiwan schauten in Pasing vorbei und erkundigten sich, wie ein Lernbegleitungsgespräch anhand des Logbuchs geführt wird, wie eigenständig die Schülerinnen in den jahrgangsgemischten Lernbüros arbeiten oder wie man Mädchen dazu ermutigt, sich für Naturwissenschaften und Technik zu entscheiden. Die Anne-Frank-Realschule mit ihrem Ganztagskonzept, in dem alles Lernen in der Schule geschieht und es keine Hausaufgaben gibt, genießt in München schon lange einen exzellenten Ruf und ist nun auch zu einem internationalen Vorbild geworden.

Einfach so aber wird man nicht zu einer richtig guten Schule. "Wir haben viel zu tun, weil wir unsere Standards halten und immer weiter verbessern wollen", sagt Brehmer-Pöppel. Die Anforderungen veränderten sich, dem müsse auch die Realschule gerecht werden. Die Lehrkräfte aller Fachrichtungen bauen zum Beispiel immer wieder kleine Deutschepisoden in ihren Unterricht ein. Sie erklären die Fragen in den Aufgaben, sie leiten die Schülerinnen an, wie sie wichtige Stellen finden, die sie markieren sollen, und erweitern so kontinuierlich den Wortschatz. Davon profitieren alle Mädchen. "Wer einen guten Abschluss in Physik machen möchte, muss auch die deutsche Sprache gut beherrschen", sagt Brehmer-Pöppel. Zugleich aber will die Schule die Schülerinnen stark machen, sie lehren, Verantwortung für das eigene Lernen zu übernehmen. Deshalb werden sie von Anfang an angeleitet, sich Themen eigenständig anzueignen und diese dann den Mitschülerinnen oder auch den Eltern zu präsentieren.

Schule ist nicht mehr nur Lern-, sondern auch Lebensort für die Kinder und Jugendlichen, die im Ganztagsunterricht einen großen Teil ihrer Zeit dort verbringen. Zum Wohlfühlfaktor zählt auch das kleine Holzhaus mit Terrasse. Von den 100 000 Euro Preisgeld blieb noch ein Teil übrig. Den investierten die Mädchen in bunte, übergroße Outdoormöbel. Und so wurde der Außenbereich zum grünen Klassenzimmer. "Wenn Sie zwischen 30 und 33 Schülerinnen in einer Klasse haben, sind Sie froh, wenn Sie ein schönes Gelände haben und mal rausgehen können", sagt Brehmer-Pöppel. Das aber funktioniere nur im Sommer. Im Winter hingegen kann es selbst an einer ausgezeichneten Schule ganz schön eng werden.

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