Afterwiesn:Nichts für eine Nacht

Afterwiesn: Die Farben im Postpalast sind die gleichen wie früher im Hippodrom.

Die Farben im Postpalast sind die gleichen wie früher im Hippodrom.

(Foto: Rumpf)

Im Postpalast feiert das Hippodrom seine Wiederauferstehung

Von Franz Kotteder

Schon klar, man ist hier nicht in einem Seminar der Fakultät für Philosophie. Aber manche Scherze der Band da vorne auf der Bühne sind von einer Art, dass man sich wünschte, man hätte schon die eine oder andere Mass intus, damit man das alles nicht mehr so mitbekäme. Aber was will man auch erwarten von einer Truppe, die sich einen derart zusammengestopselten Namen wie Theresien-Wiesn Buam Combo gibt? Jedenfalls wartet man beinahe sehnsüchtig auf den angekündigten Stargast DJ Ötzi mitsamt seinem "Anton aus Tirol", und das will schon was heißen.

Doch damit genug der Häme. Dass die Stimmungsband am frühen Abend den Alkoholpegel des Publikums falsch einschätzt, kann man vielleicht unter Anfangsschwierigkeiten abhaken. Ansonsten aber ist das Hippodrom im Postpalast ein sehr gelungenes Unterfangen. Das müssen am Eröffnungsabend selbst jene zugeben, die es mit der Wirtsfamilie Krätz sonst nicht so haben. Die typischen Hippodrom-Zeltfarben Rot und Gelb beherrschen auch die acht Meter hohe Rotunde, und man fühlt sich sofort wieder wie im alten Hippodrom, gleich rechts vom Haupteingang der Wiesn. Viele der früheren Stammgäste scheinen da zu sein, und die Stimmung erklimmt bald die altbekannten Höhen sowie ein nicht geringer Teil des Publikums die Bierbank. Prinz Luitpold, der mit seiner Kaltenberger Brauerei das Weißbier liefert, steht etwas verloren inmitten der Masse und schaut dem Treiben amüsiert zu.

Das alles ist aber nicht irgendeine After-Wiesn-Party (das Hippodrom hat bis 3. Oktober jeden Abend von 18 bis 3 Uhr geöffnet), hier wurde erheblich mehr Aufwand betrieben - mit Liebe zum Detail: Sogar die Masskrüge sind eine Sonderanfertigung und tragen als Emblem eine Innenansicht des Postpalasts. Das gastronomische Angebot ist gehoben, Wiener Schnitzel vom Kalb, Spanferkelhaxen und Wagyu-Grillwürstl sind ihren (Wiesn-)Preis wert. Aber die Wirtinnen Tina Krätz und Johanna Barsy haben ja schon öfter gezeigt, dass sie das gut im Griff haben. Sepp Krätz ist an diesem großen Abend seiner Frau und seiner Schwester übrigens auch da - selbstverständlich nur als Gast, mehr erlauben ihm die städtischen Auflagen nicht. Er mag nicht einmal fotografiert werden. Immerhin das war früher anders im Hippodrom.

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