Änderungen fürs Oktoberfest:München will auf der Wiesn hart durchgreifen

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Der neue Wiesnchef Dieter Reiter will auf dem Oktoberfest gegen jugendliche Koma-Säufer vorgehen: Künftig soll es ein Flaschenverbot geben. Außerdem sollen mehr Plätze reservierungsfrei bleiben. Den Wirten dürfte das nicht gefallen.

Christian Mayer

Wirtschaftsreferent Dieter Reiter dringt darauf, dass die Stadt auf dem Oktoberfest stärker durchgreift. Vor allem Jugendliche sollen daran gehindert werden, bereits vor Betreten der Festzelte exzessiv zu trinken. Deshalb möchte der OB-Kandidat der SPD ein generelles Flaschenverbot auf der Wiesn einführen: Das Mitbringen und der Verkauf von Flaschen an offenen Ständen soll untersagt werden - so sieht es eine Vorlage vor, die der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats am kommenden Dienstag beschließen soll.

Das Mitbringen und der Verkauf von Flaschen an offenen Ständen soll auf dem Oktoberfest untersagt werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Um das berüchtigte "Vorglühen" zu unterbinden, strebt Reiter mit dem Kreisverwaltungsreferat eine Änderung der Betriebsordnung noch für die diesjährige Wiesn an.

Der Wirtschaftsreferent, der sich seit der Pensionierung von Wiesnchefin Gabriele Weishäupl persönlich um das Oktoberfest kümmert, will außerdem die Wirte der großen Zelte an die Kandare nehmen. Sein Ziel: Die Münchner sollen künftig unter der Woche die Chance haben, spontan einen Platz im Bierzelt zu bekommen. Mindestens ein Viertel aller Plätze in den Zelten und sämtliche Gartenplätze sollen reservierungsfrei bleiben.

Von dieser Regel soll nicht nur, wie die Wirte es wünschen, das Mittelschiff eines Zelts betroffen sein. Reiter will die Gesamtzahl aller Plätze zur Berechnungsgrundlage machen und die Expansion der Boxen unterbinden. Mit dieser Auflage, die erstmals 2013 greifen soll, will Reiter die Gastronomen daran hindern, dass durch bauliche Veränderungen immer mehr abgetrennte Bereiche in den Zelten entstehen.

Am Wochenende, wenn viele auswärtige Gäste auf das Oktoberfest kommen, sollen nach 15 Uhr sogar 35 Prozent aller Plätze frei verfügbar bleiben. Für die Käfer-Schänke und das Weinzelt soll es dagegen keine Änderungen geben, sie profitieren ebenso wie die kleinen Zelte von einem Sonderstatus.

"Die bisherige Situation ist einfach unerträglich"

"Bei den Reservierungen muss etwas passieren. Die bisherige Situation ist einfach unerträglich", sagt Reiter, der die Zeltbetreiber bereits schriftlich über seine Pläne informiert hat. Toni Roiderer, Sprecher der Wiesnwirte, wollte die Haltung seiner Kollegen vor einem offiziellen Stadtratsbeschluss nicht kommentieren, "wir haben das aber schon diskutiert".

Die Begeisterung der Festwirte dürfte sich in Grenzen halten. Freuen können sich dagegen die Kapellmeister, die darauf gedrängt hatten, dass traditionelle Blasmusik auch vor 18 Uhr lauter gespielt werden darf - eine neue Regelung sieht 90 Dezibel als Obergrenze vor.

Große Hoffnung setzt Reiter auf die Oide Wiesn, die sich als Institution bewährt habe. Es sei denkbar, mit dem Bauernverband eine gemeinsame Lösung zu finden, damit das alle vier Jahre stattfindende Zentrale Landwirtschaftsfest künftig gemeinsam mit der Oidn Wiesn stattfinden kann. "Ich bin mir sicher, dass man auf dem vorhandenen Platz beides integrieren kann, da gibt es ja auch Überschneidungen", sagte der Referent.

Genauso wie früher Gabriele Weishäupl will Reiter künftig auf dem Oktoberfest die Regie übernehmen: "Ich werde die Pressearbeit auf der Wiesn selbst machen und vor Ort die gesamte Zeit präsent sein." Seit seinem Umzug von Straßlach nach Sendling hat er es ja auch nicht mehr allzu weit zur Wiesn: "Das ist ein Fußweg von einer Viertelstunde."

© SZ vom 04.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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