Abstimmung:Diese Frauen wollen Bierkönigin werden

Abstimmung: Mit einem Lächeln: Jessica Dillinger hat sich das Ziel gesetzt, bayerische Bierkönigin zu werden.

Mit einem Lächeln: Jessica Dillinger hat sich das Ziel gesetzt, bayerische Bierkönigin zu werden.

(Foto: Catherina Hess)

Drei Münchnerinnen bewerben sich um den Titel des Bayerischen Brauerbunds. Eine von ihnen hat erst vor zwei Jahren ihr erstes Weißbier getrunken.

Von Astrid Becker und Philipp Crone

Wer Bierkönigin werden will, muss einen Schlag haben. Also einen kräftigen Schlag, einen, um ein Bierfass anstechen zu können. Zu den Aufgaben der Königin gehört es, Veranstaltungen zu eröffnen, die der Brauerbund ausrichtet. Sieben Frauen stehen zur Wahl, drei von ihnen stammen aus München und dem Münchner Umland - ein Überblick:

Jessica Dillinger

Wenn man nach einem Casting zur bayerischen Bierkönigin weiß, welchen Beruf man später ergreifen möchte, kann das eigentlich nur etwas Positives für die Brau-Branche bedeuten. Jessica Dillinger aus Feldmoching war dann auch dementsprechend gar nicht so niedergeschlagen, als es im vergangenen Jahr nicht geklappt hat mit dem Finale.

Die 26-Jährige hatte sich zwar, wie auch in diesem Jahr, als eine von 125 Bewerbern bis in die zweite Runde durchgesetzt, unter die letzten 24, dann allerdings war sie beim Casting für die sieben Finalistinnen nicht weitergekommen. "Aber mir war danach klar: Die haben so eine angenehme Atmosphäre, ich will später Marketing in einer Brauerei machen."

Ursprünglich wollte die blonde Frau mit dem BWL-Studium Dirndl-Designerin werden, aber zum einen ist da "der Markt ziemlich gesättigt" und zum anderen, als sie eben 2016 in die Brau-Zunft ein wenig reinschnuppern konnte, merkte sie einen großen Unterschied zwischen Bier und Bekleidung: "Im Brauwesen unterstützen sich alle, in der Mode eher nicht."

Das erste Bier gab es vor Jahren auf einer Sonnwendfeier, einfach "weil es jeder getrunken hat", mittlerweile ist Dillinger allerdings zu einer peniblen Probiererin geworden. Seit sie, der wohl einzige Fauxpas für eine vielleicht zukünftige Bierkönigin, erst vor zwei Jahren erstmals Weißbier trank, bis dahin nur Helles, kam sie auf den Geschmack, und zwar auf den so vielfältigen. "Dass man aus vier Zutaten so unterschiedliche Getränke machen kann, spricht doch für die bayerische Braukunst." Sätze einer zukünftigen Königin?

Seit dem 18. April kann man für die verbliebenen sieben Kandidatinnen online abstimmen, am 18. Mai ist dann das große Finale, für das noch ein zweiminütiges Homevideo gedreht wird. Darin darf Dillinger sagen, warum sie Bierkönigin werden will (um auch den Frauen das Bier noch etwas näher zu bringen, "der Biermarkt spricht doch derzeit schon noch vor allem Männer an"), sie wird Biere verkosten und sich in einem Gespräch auf der Bühne vor 300 Zuschauern möglichst gut präsentieren.

So, wie es die Bierkönigin dann eben ein Jahr lang auf den etwa 100 Veranstaltungen im In- und Ausland auch machen muss. Zahlen hat Dillinger dann parat, dass zum Beispiel 20 Prozent des bayerischen Bieres exportiert werden, also von den insgesamt 23,5 Millionen Hektolitern im Jahr. Nervös werde sie da wohl schon sein, sagt Dillinger und lächelt königinnengleich, "zur Not trinke ich gegen die Aufregung halt ein Bier vorher".

Verwurzelt in Bayern: Lisa Papperger

Bayern ohne Bier - das wäre für Lisa Papperger wohl kein Bayern. So zumindest klingt es, wenn die 24-Jährige über ihre Heimat spricht. Geboren wurde sie in Starnberg, aufgewachsen ist sie in Utting am Ammersee. Einem Fleckchen Erde, an das sie immer wieder zurück will, wenn es sie in die Ferne verschlägt. Und offenbar keineswegs nur, wenn es um Freizeitaktivitäten wie Segeln oder Schwimmen geht, für die man naturgemäß Wasser braucht. Denn Lisa Pappberger hat in Augsburg das Fach "Medien und Kommunikation" studiert und es im vergangenem Jahr mit dem Bachelor abgeschlossen. Mittlerweile arbeitet sie in einer Agentur - natürlich wieder am Ammersee, genauer gesagt in Riederau.

Lisa Papperger kandidiert als Bierkönigin; Sie kämpft um die Krone der Bayerischen Bierkönigin:

Mit einem Glas Hellem in der Hand: Auch Lisa Papperger will bayerische Bierkönigin werden.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Viel Spaß bereite ihr dieser Job, erzählt sie. Vor allem wegen dessen Vielseitigkeit. So arbeitet sie dort in den Bereichen Grafikdesign, Konzeption und Programmierung mit. Ihr größter Traum allerdings wäre es, einmal selbst eine Marketingkampagne für eine Brauerei umzusetzen - und Bierkönigin zu werden. Eine Freundin hat sie auf die Idee gebracht, die selbst Bergwiesenkönigin ist. "Sie war es, die mir das Ganze erst richtig schmackhaft gemacht hat." Weil man viel sehen und ein Produkt in der Welt präsentiere könne, dass man ohnehin selbst total liebe.

Daher sei sie auch "sehr froh", es bis ins Finale geschafft zu haben, auch wenn ihr Herz bei der Vorstellungsrunde im GOP-Theater in München ziemlich schnell geschlagen habe: "Erst als ich dann erneut auf der Bühne stand, ging es wieder." Gepunktet hat sie dort mit ihrer Fähigkeit, vor vielen Menschen frei sprechen zu können. Eine Kunst, die sie nun noch einmal im Finale unter Beweis stellen muss.

Doch bis dahin muss sie auch im Internet überzeugen: Dort hat bereits das Online-Voting begonnen, das am Ende zu einem Drittel zählt. Das zweite Drittel in der Gewichtung der Stimmen stammt von der Jury, in der unter anderem die Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, Angela Inselkammer, der Chef der Schneider-Brauerei, Georg Schneider, oder auch die Modemacherin und Trachtendesignerin Elisa Berzaghi-Freymann sitzt. Über das letzte Drittel entscheidet dann das Publikum bei der Wahlnacht in der Alten Kongresshalle am 18. Mai.

Aber wie auch immer deren Wahl am Ende ausgeht: Für Lisa Papperger ist das, was sie bis jetzt schon erlebt hat, auf jeden Fall eine Bereicherung. Seien es die Auftritte auf der Bühne, sei es das Vorstellungsvideo, das erst vor wenigen Tagen mit ihr für die Finalrunde gedreht worden ist. Und vielleicht setzt sie sich ja durch: "Ich will Bierkönigin werden. Unbedingt."

Bier statt Sprizz: Lena Hochstraßer

Lena Hochstrasser kandidiert zur Bierkönigin; Sie bewirbt sich um die Krone der Bayerischen Bierkönigin:

Lena Hochstraßer will ebenfalls bayerische Bierkönigin werden. Seit dieser Woche läuft das Online-Voting.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Sie ist in Starnberg geboren und in Höhenrain aufgewachsen: die 22-jährige Lena Hochstraßer. Für das Amt der Bierkönigin habe sie sich "ganz spontan" beworben, erzählt sie, als sie auf Facebook den entsprechenden Bewerbungslink entdeckte: "Da habe ich mir gedacht, das wäre doch was für mich."

Fast hätte sie ihre Bewerbung schon wieder vergessen, doch dann kam die Einladung zur Vorstellungsrunde ins GOP-Theater: "Zuerst konnte ich es gar nicht glauben, dann aber habe ich mich riesig gefreut." Dort überzeugte sie dann auch und schaffte es ins Finale. Vielleicht liegt dies auch an ihrem angenehmen Bairisch, das sie hegt und pflegt - und wohl auch an ihrer Einstellung, dass Bayern weit mehr zu bieten hat als nur das Klischee vom Gamsbartträger, der einzig im Bierzelt hockt. "Die bayerische Kultur und das Brauchtum würde ich gern in ganz Europa vertreten und noch viel bekannter machen." Und Bayern und Bier sind für sie eins: etwas Gemütliches, Geselliges: "Was gibt es Schöneres, als bei einem Bier nette Leute kennenzulernen?"

Sich im Trachten- und auch im Burschenverein zu engagieren oder auch mal Schützenscheiben zu bemalen, gehört für Lena Hochstraßer einfach dazu: "Ich bin ja auf dem Land aufgewachsen." Doch auch Kultur, Sprachen, Geschichte - das sind Themen, für die sich Lena Hochstraßer schon seit vielen Jahren interessiert, die sie nun auch mit den Fächern Romanistik und Pädagogik studiert: "Mich fasziniert Latein, weil es die Basis für so viele andere Sprachen ist."

Ihre Bachelorarbeit hat sie bereits geschrieben, die Abschlussprüfung steht aber noch aus. In ihrer Freizeit arbeitet sie in der Gastronomie, um ein wenig Geld zu verdienen, derzeit im Gasthaus Limm in Münsing. Bereits in der 9. Klasse hatte sie ein Berufspraktikum im Service absolviert, seither hat sie der Sparte Essen und Trinken die Treue gehalten - übrigens auch dem Bier: "Wenn andere Mädels einen Hugo oder einen Sprizz bestellt haben, war es bei mir Bier."

Besonders neugierig ist sie daher auch auf das Bierseminar in Kulmbach, das die Finalistinnen Ende April besuchen werden. Denn dort kann sie noch viele andere regionale und saisonale Biere kennenlernen: "Ich bin ja schon jetzt Stammkundin im Getränkemarkt, weil ich ja ganz fleißig alle Sorten Biere durchprobieren und kennen muss."

Doch auch ihre Heimat ist ihr recht wichtig: Sie wohnt noch immer bei ihren Eltern in Höhenrain, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Oma und Opa. Und nicht weit entfernt vom Starnberger Brauhaus, das erst 2016 eröffnet wurde.

Kandidatinnen

Sieben junge Frauen sind im Finale der Wahl zur bayerischen Bierkönigin 2017. Aus allen bayerischen Regierungsbezirken sind Bewerbungen eingegangen, diese Kandidatinnen kamen in die Endrunde: Jessica Dillinger, 26, aus Oberbayern; Melanie Fraas, 24, aus Oberfranken; Lena Hochstraßer, 22, aus Oberbayern; Johanna Merkenschlager, 25, aus Mittelfranken; Lisa Papperger, 24, aus Oberbayern; Lena Therese Urban, 22, aus Oberbayern und Latifah Wilson, 22, aus Unterfranken. Das Finale mit der Krönung der Bierkönigin findet am Donnerstag, 18. Mai, in der Alten Kongresshalle in München statt. SZ

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