"Abschiedssaufen" in der S-Bahn München:Außer Rand und Band

Dieses Mal kann man den Verantwortlichen der Münchner S-Bahn keinen Vorwurf machen: Die Randale beim "Abschiedssaufen" konnten sie nicht verhindern. Hier haben Rowdys im Schutz der Masse ihrer Zerstörungswut freien Lauf gelassen. Der Ruf nach mehr Polizei ist dennoch nicht hilfreich.

Marco Völklein

Um gleich mit einem gerne und schnell gemachten Vorwurf aufzuräumen: Vorbereitet waren die Verantwortlichen von S-Bahn und Bundespolizei auf das, was da am Samstagabend auf der Stammstrecke geschehen ist. Die Bahn hatte Sicherheitsleute an allen Stationen postiert, die Polizei war mit viermal mehr Leuten im Einsatz als an einem normalen Samstag. Auch die Reinigungskräfte kehrten und putzten den Dreck, den die Feierwütigen in der Nacht hinterlassen hatten, so gut und so schnell es eben ging zusammen.

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Massenbesäufnis in der S-Bahn: Mit einer Flashmob-Party haben mehrere tausend Menschen in München den Bahnverkehr massiv beeinträchtigt. Es gab massive Schäden und Verspätungen. Grund für die Party war das Alkoholverbot, das künftig auch in S-Bahnen gilt.

Dass das "MVV-Abschiedstrinken" am Ende entglitt und insgesamt 50 S-Bahnen beschädigt in die Werkstatt rollten, liegt einzig und allein daran, dass Rowdys und Randalierer keine Grenzen kennen. Dass sie Veranstaltungen, die von vielen Menschen besucht werden, nutzen, um dort ihrer Lust an der sinnlosen Zerstörung freien Lauf zu lassen - egal, ob es sich dabei um ein Fußballspiel handelt oder ein "MVV-Abschiedstrinken".

Schlimm ist auch, dass sich offenbar im Schutz der Masse so mancher dazu hinreißen lässt, Sachen zu zerstören oder gar Bahn-Mitarbeiter zu bespucken - also Dinge zu tun, die er im Alltag (und ohne übermäßigen Alkoholgenuss) vermutlich nie getan hätte.

Der Ruf nach noch mehr Polizei und noch mehr Sicherheitsleuten, nach drakonischen Strafen und einem harten Durchgreifen der Justiz im Nachhinein, um solche Phänomene einzudämmen, ist wenig hilfreich. Natürlich muss die Polizei nun die Randalierer ermitteln und die Gerichte müssen sie bestrafen. Vor allem aber muss sich ein gesellschaftlicher Grundkonsens durchsetzen: Auch bei Facebook-Partys und nach ein paar Bier gelten grundlegende Regeln des Anstands.

© SZ vom 12.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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