Abschied von Gerd Käfer:Ein ganz helles Licht

Bei der Trauerfeier für den verstorbenen Gerd Käfer erinnern sich Weggefährten wie Hans Haas, Bernhard Paul oder Eckart Witzigmann an die Zeit mit ihm. Sie ist der Höhepunkt der letzten Inszenierung der Gastrolegende.

Von Philipp Crone

Gerd Käfer wäre schon vor Beginn der Feier zufrieden gewesen. Der verstorbene Gastronom hatte sich gewünscht, dass auf seiner Trauerfeier eine fröhliche Stimmung herrschen soll - und dass die Gäste sich bunt anziehen. Regine Sixt zum Beispiel ist dieser Aufforderung gefolgt, die Unternehmerin steigt am Dienstagabend in einem knallgelben Kleid die Stufen zur Allerheiligen-Hofkirche hoch. Andere wie etwa die Wiesn-Wirte Toni Roiderer oder Peter Pongratz sind bayerisch-elegant gekommen, Pongratz allerdings trägt eine quietschgelbe Tüte, bunt eben, wie gewünscht.

Es herrscht in den Minuten vor der Trauerfeier vor der Kirche eine besondere Atmosphäre. Die Gäste machen sich in der ersten Juni-Abendsonne ruhig auf den Weg nach drinnen. Sie wirken gefasst, in feierlicher Stimmung. Und die ganze Szenerie hat an diesem Abend, an dem der große Münchner Gastronom Gerd Käfer verabschiedet wird, auch etwas sehr Gelöstes. Er hat es ein letztes Mal geschafft, mit seiner von ihm selbst ganz genau geplanten Trauerfeier das Gefühl der Gäste zu treffen. Dass Käfer bereits vor Jahren seine Beerdigung plante, ist kaum verwunderlich. Wer, wenn nicht der Gastgeber perfekt organisierter Feste, würde seine letzte Feier nicht auch planen?

Seine beiden Leidenschaften waren die Oper und der Zirkus

In den Berichten der vergangenen Woche über Käfer war von seinem großen Vorrat an Ideen zu lesen. Und wenn man sich noch einmal erinnert, was der Mann alles entwickelt hat, um Essen zu präsentieren, wundert es niemanden, dass seine beiden großen Leidenschaften die Oper und der Zirkus waren. Auch darin geht es um das, was Käfer so wunderbar beherrschte: die Inszenierung und die Überraschung.

Der Mann der Überraschung wird beerdigt. Und was wäre eine Trauerfeier für Gerd Käfer, wenn es nicht auch an diesem Abend etwas Unerwartetes geben würde. Etwas, das die Gäste ein wenig erheitert, das sie weniger trauern und mehr zusammen feiern lässt, wie es sich der Verstorbene gewünscht hat.

Uschi Ackermann, die Gerd Käfer vor zehn Jahren geheiratet hat, steht am Eingang und begrüßt die Trauergäste und sagt: "Das Schönste war für Gerd, dass wir am Ende zusammenkamen." Sie und Gerds Sohn Michael Käfer haben in den vergangenen Wochen sehr viel Zeit zusammen verbracht. Und da das Verhältnis von Vater zu Sohn Käfer lange Zeit sehr nüchtern war, ist diese letzte Zeit ganz besonders schön für den Vater gewesen, sagt Ackermann. Hinter ihr ist der Sarg aufgebahrt, in einem Meer aus orangefarbenen Blumen, die zu Herzen und Käfern zusammengestellt sind.

"So jemanden gibt es so schnell nicht wieder"

Sternekoch Hans Haas spricht vor der Feier über den Verstorbenen als einem "ganz großartigen Menschen", der unglaublich viel bewegt habe. Am bekanntesten ist Käfer dafür, dass er das Catering in Deutschland revolutioniert hat. "Er war einmalig", sagt Haas, "so jemanden gibt es so schnell nicht wieder." Pongratz mit der gelben Tüte sagt: "Mit ihm konnte man Pferde stehlen, er war immer mit vollem Herzen dabei, und das 50 Jahre lang." Und sein Kollege Toni Roiderer sagt: "Ganz besonders schön finde ich es, dass er sich zuletzt mit seinem Sohn aussprechen konnte." Der Sohn steht vorne in der Kirche, begrüßt die Gäste und erzählt immer wieder dem ein oder anderen, wie schön für ihn trotz all der Trauer über den Tod des Vaters die letzte Zeit mit ihm war.

Helmut Markwort erinnert sich, dass Käfer "bis zuletzt Menschen inspiriert hat". Und Leopold Prinz von Bayern lobt Käfer als einen, der "sich sehr engagiert hat und der immer gehalten hat, was er versprochen hatte".

Käfer hatte auch versprochen, dass sein letztes Fest, also seine Trauerfeier, ein besonderes Ereignis werden würde. Und so können die 700 Gäste in der Kirche bei der ersten musikalischen Einlage sich bei dem schwungvollen Walzer-Stück "Gold und Silber" von Franz Lehár in Gedanken noch einmal in die genauso schwungvolle Zeit von Käfers Festen zurückversetzen. Anschließend ist Oberbürgermeister Dieter Reiter an der Reihe, die Verdienste des Verstorbenen um die Stadt München zu erklären.

"Kreativ, spritzig und humorvoll"

Eine "Symbolfigur der gehobenen Münchner Gastlichkeit" sei Käfer gewesen, mit "Münchner Charme". Anschließend spricht Eckart Witzigmann, der mit Käfer das gemeinsame Ziel hatte, "das Streben nach dem perfekten Geschmack". Und Bernhard Paul, Roncalli-Chef und langjähriger Freund Käfers, nennt ihn "ein ganz helles Licht in München", ein Mensch, "kreativ, spritzig und humorvoll", ein "direkter Nachfahre der Hofnarren". Und so hat sich Käfer bei der Musikauswahl sicher auch hofnärrisch gefreut, als er vor der Rede seines Sohnes eine Polka auswählte.

Michael Käfer beginnt mit den Worten "Mein Vater", und man hört an der Kraft, mit der er das sagt, dass die letzten Wochen im Leben von Gerd Käfer einiges im Verhältnis zu seinem Sohn verändert haben. "Diese Wochen waren die intensivsten, die ein Vater mit seinem Sohn haben kann", sagt Michael Käfer. Und erzählt dann, wie schwierig es war, seinen eigenen Weg zu finden neben dem so bekannten Vater. Der Sohn wirkt ganz gelöst, "weil es in der letzten Zeit möglich war, ihm näher zu sein". Noch einmal ist er ihm ganz nahe, als Jan Rossi, der weiße Clown aus dem Circus Roncalli, ganz sachte den weißen Sarg mit Blumenkäfern schmückt, ehe Träger ihn langsam nach draußen tragen, während Rossi ein langsames und wunderbares Trompetenstück dazuspielt. Die letzte Überraschung, die letzte feine Inszenierung.

Köche sagen: Der wichtigste Gang ist das Dessert. Denn es ist das letzte, was der Gast isst, der letzte Eindruck. Das wusste auch Käfer. Seine Trauerfeier ist für ihn das Dessert seines Lebens. Deshalb plante er sie so genau, denn er wusste: Wenn es ein schönes, angemessen fröhlich-trauriges Fest wird, behalten mich alle in guter Erinnerung. Klar ist das schon vorher, jedoch nach der Feier noch ein wenig mehr.

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