Abschaffung des Kombitickets:Theaterbesucher fahren schwarz

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Wegen Sparmaßnahmen gibt es das Kombiticket der Staatstheater nicht mehr. Doch herumgesprochen hat sich das bei den Theaterfreunden noch nicht. Viele wurden in den letzten Tagen beim Schwarzfahren erwischt - der MVV verspricht Milde.

Von Christian Rost

Zehn Jahre lang spendierten die Staatstheater ihren Besuchern Freifahrkarten des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) zu den Vorstellungen. Wer eine Theater- oder Opernkarte vorweisen konnte, durfte die S-, U-, Trambahnen und Busse kostenlos benutzen.

Mit dem allgemeinen Sparzwang gilt diese Regelung jetzt nicht mehr. Zur Opern- und Theaterkarte müssen die Besucher, die die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, ab dieser Spielzeit ein MVV-Ticket lösen.

Das Problem dabei: Die Sparmaßnahme der staatlichen Theater hat sich noch nicht rumgesprochen. In den vergangenen Tagen, so meldet der MVV, seien etliche Musenfreunde als Schwarzfahrer unterwegs gewesen und ertappt worden.

Scherereien mit den Kontrolleuren

Jetzt ist der Ärger groß. Bei den betroffenen Fahrgästen, die auf dem Weg zum Nationaltheater, Residenztheater, Theater am Gärtnerplatz oder zur Bayerischen Theaterakademie Scherereien mit den Kontrolleuren bekamen. Aber auch beim MVV und bei den Staatstheatern selbst.

Der MVV erbost sich, weil die Theater die zehnjährige Kooperation mit dem Kombiticket aufgekündigt haben. Die Verkehrsleute können nicht verstehen, dass in Absprache mit den Theatern zunächst Geld für eine aufwändige Marktforschung zur Frage der Freifahrten in Auftrag gegeben wurde, die dem Angebot einen guten Erfolg bescheinigte, und kurz darauf dann ebendieses gute Angebot gestrichen wird.

Bislang benutzten laut MVV bis zu 60 Prozent der Theaterbesucher zur An- und Abfahrt den MVV. In Regensburg betrage der Anteil gerade mal zehn Prozent. In der Staatsoper ärgert man sich derweil über den MVV. Wenn die Theaterbesucher mit Zeitkarten weg gerechnet würden, blieben gerade einmal 40 Prozent übrig, die die Freifahrten nutzten, heißt es.

MVV lehnte jegliche Rabatte ab

Und deshalb wollte man vom MVV auch nurmehr für diese 40 Prozent bezahlen, und nicht mehr für alle Tickets. Alleine das Nationaltheater, das akut 4,8 Millionen Euro einzusparen hat, bezahlte dem MVV bislang eine Million Euro pro Jahr. Der MVV lehnte aber jegliche Rabatte für die Theater ab. Begründung: "Den Staatstheatern gefälligkeitshalber andere Fahrpreise einzuräumen als sie jeder Bürger zu zahlen hat, wäre rechtswidrig." Punkt, aus.

Für die erwischten Schwarzfahrer bleibt immerhin zum Trost: Mit ihnen will der MVV "der Situation angemessen verfahren". Will heißen, dass entweder die Kontrolleure in einer Übergangszeit schon mal ein Auge zudrücken. Oder man später bei der MVV-Beanstandungsstelle einen Rabatt auf die Verwarnung bekommt. Freilich, eine Garantie gibt es dafür nicht.

Die städtischen Spielhäuser bieten den Fahrservice übrigens weiterhin an. Die Eintrittskarten für die Kammerspiele, das Volkstheater, die Kleine Komödie am Max II., Schauburg sowie für die Konzerte der Philharmoniker und des Bayerischen Rundfunks gelten weiterhin als MVV-Tickets.

© SZ vom 8.10.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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