Weit weniger bekannt als die Löwen vor der Residenz ist der Heilige Onuphrius. Er ziert eine Häuserfassade am Marienplatz, und die Legende besagt, dass jeder, der zu ihm aufblickt, an diesem Tag vor einem plötzlichen Tod gefeit ist. Wer es also schafft, jeden Tag einen Blick zu dem hageren Heiligen zu werfen, wird demnach ein sehr, sehr langes Leben führen.
Die Hirnschale des Onuphrius brachte einst Heinrich der Löwe von einem Kreuzzug mit in die Stadt. Der Heilige, der im vierten Jahrhundert gelebt hat, soll ein äthiopischer Fürstensohn gewesen sein, der auf Erbe und Thronfolge verzichtete und stattdessen in die Wüste ging, um dort als Einsiedler zu leben. Er verbrachte sein Leben als einsamer Asket. Sein Haar wuchs lang, er ernährte sich von Datteln, bekleidet war er nur mit Blättern. Gegen Ende seines Lebens soll ihn ein Bischof aufgespürt haben, dem er seine Geschichte erzählte, bevor Onuphrius schließlich starb.
Seit dem siebten Jahrhundert wird Onuphrius als Heiliger verehrt. Mit den Kreuzzügen kam die Legende um den Asketen nach Europa. Er gilt als Patron der Weber, Prostituierten, Hermaphroditen und der von sexuellen Übergriffen bedrohten. Auch auf die Pilger hat er ein Auge. Es schadet also auch nicht, das Gemälde vor einer Reise zu besuchen, um wohlbehalten wiederzukehren.