Aberglaube:Wo München Glück bringt

Dass es Gutes verheißt, die Löwen vor der Residenz zu berühren, weiß in München jeder. Aber das Glück wartet auch an anderen Orten.

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Der klassische Weg zum Glück

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Quelle: Robert Haas

Vorbeizugehen, ohne die Schnauze am unteren Ende des Schilds zu berühren - das ist beinahe schon fahrlässig. Jeder Münchner weiß, dass die vier Löwen in der Residenzstraße Glück verheißen. Wer lässt sich das schon gerne entgehen?

Zu der magischen Kraft der Schnauzen soll ein Student mit einer Schmähschrift über Lola Montez, der Geliebten des Königs, seinen Beitrag geleistet haben. Diese Schmähschrift hatte er 1848 für alle Münchner gut sichtbar an der Residenz angebracht, was König Ludwig I. erzürnte. Dieser lobte daraufhin eine Belohnung auf den Kopf des Verfassers aus. Und der Student wurde tatsächlich dabei ertappt, wie er ein Bekennerschreiben an die Residenz heftete. Aber der König begnadigte ihn und überreichte ihm sogar das auf den jungen Mann ausgesetzte Kopfgeld.

Der Student konnte sein Glück kaum fassen, überwältigt vor Glück trat er wieder auf die Straße. Seine Knie gaben nach und er musste sich an einer der Löwenschnauzen festhalten, um nicht umzukippen. Seitdem heißt es, den Löwen am Schild an die Schnauze zu fassen verspreche Glück und Wohlstand.

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Ein äthiopischer Asket

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Quelle: Robert Haas

Weit weniger bekannt als die Löwen vor der Residenz ist der Heilige Onuphrius. Er ziert eine Häuserfassade am Marienplatz, und die Legende besagt, dass jeder, der zu ihm aufblickt, an diesem Tag vor einem plötzlichen Tod gefeit ist. Wer es also schafft, jeden Tag einen Blick zu dem hageren Heiligen zu werfen, wird demnach ein sehr, sehr langes Leben führen.

Die Hirnschale des Onuphrius brachte einst Heinrich der Löwe von einem Kreuzzug mit in die Stadt. Der Heilige, der im vierten Jahrhundert gelebt hat, soll ein äthiopischer Fürstensohn gewesen sein, der auf Erbe und Thronfolge verzichtete und stattdessen in die Wüste ging, um dort als Einsiedler zu leben. Er verbrachte sein Leben als einsamer Asket. Sein Haar wuchs lang, er ernährte sich von Datteln, bekleidet war er nur mit Blättern. Gegen Ende seines Lebens soll ihn ein Bischof aufgespürt haben, dem er seine Geschichte erzählte, bevor Onuphrius schließlich starb.

Seit dem siebten Jahrhundert wird Onuphrius als Heiliger verehrt. Mit den Kreuzzügen kam die Legende um den Asketen nach Europa. Er gilt als Patron der Weber, Prostituierten, Hermaphroditen und der von sexuellen Übergriffen bedrohten. Auch auf die Pilger hat er ein Auge. Es schadet also auch nicht, das Gemälde vor einer Reise zu besuchen, um wohlbehalten wiederzukehren.

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Brust tätscheln und Blumen schenken

Julia Statue in München, 2014

Quelle: Alessandra Schellnegger

In den Siebzigern kam die Julia nach München, ein Geschenk aus der Partnerstadt Verona. Sie ist eine Kopie der Bronzestatue von Nereo Costantini, die dort im Hofe des angeblichen Wohnhauses der Capulets steht. Ihre Brust ist ganz hell von unzähligen Händen, die sie in der Hoffnung auf Glück in der Liebe betatschen.

In München findet man die Julia vor dem Turm des Alten Rathauses am Marienplatz. Glück in der Liebe soll derjenige haben, der der tragischen Shakespeare-Figur Blumen in den Arm legt. Und wie in Verona ist es auch in München Brauch, die Traurige an der Brust zu berühren - für ein Glück, dass ihr in der Liebe verwehrt geblieben ist.

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Eine steile Schweine-Karriere

Bronze-Keiler vor dem Jagd- und Fischereimusum in München, 2013

Quelle: Stephan Rumpf

Auch die Bronze-Skulptur " Sitzender Keiler" vor dem Jagd- und Fischereimuseum hat ihren Ursprung in Italien: Seit den 1940er Jahren verweilt dort ein von dem Bildhauer Pietro Tacca geschaffenes Wildschwein auf dem Mercato Nuovo in Florenz. Porcellino, Ferkelchen, wird die Skulptur dort genannt, die ihrerseits auf ein griechisches Vorbild zurückgeht.

Das Münchner Schwein vor dem Museum, welches im Übrigen einen Zwilling in der Borstei hat, ist nach dem italienischen Vorbild von Bildhauer Martin Mayer geschaffen worden. In der Borstei steht die Skulptur seit den 1960er Jahren, 1976 fand ein Abguss den Weg vor das Jagdmuseum in der Neuhauser Straße.

Nach Aix-en-Provence und bis nach Sydney haben es Kopien der Skulptur geschafft. Der Eber hatte einen Auftritt in einem Harry-Potter-Film und spielt eine Rolle in Hans Christian Andersens Erzählung "das Metallschwein".

In Florenz, wo die Statue in einen Brunnen integriert ist, soll nach dem Reiben über die Schnauze eine Münze in ebendiese gelegt werden: Nur falls sie dabei dorthin durch das Gitter fällt, wohin auch das Wasser fließt, bringt das Ritual Glück. Der Münchner hat es da leichter; hier muss nur über die Schnauze gerieben werden. Schwein gehabt.

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Wunder gibt es immer wieder

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Quelle: Alessandra Schellnegger

Um die Hammerthaler Muttergottes rankt sich folgende Geschichte: Ursula Hammerthaler entdeckte im Jahre 1620 in einer dunklen Ecke eines Klosters eine geschnitzte Muttergottes-Figur, die ein wenig beachtetes Dasein fristete. Die Wirtin einer Weinwirtschaft aber fühlte sich spontan zu der Figur hingezogen und bat darum, sie mitzunehmen und in ihrer Hauskapelle aufstellen zu dürfen. Wenig später waren ihre schlimmen Gliederschmerzen auf wundersame Weise verschwunden.

Als sich die Heilung herumsprach, wurde die Statue verehrt und viele Menschen pilgerten zu der Hauskapelle der Hammerthalers. In den darauf folgenden 14 Jahren sollen drei weitere Heilungen und Rettungen aus Notsituationen geschehen sein, in denen die Figur eine Rolle spielte. Zuletzt wurde angeblich 1929 eine Witwe dank der Muttergottes ihren Gelenkrheumatismus los.

Ursula Hammerthaler übergab die Figur schließlich dem heute aufgelösten Augustiner-Emeriten-Kloster in der Neuhauser Straße, heute ist das Gnadenbild in der Heilig-Geist-Kirche am Viktualienmarkt zu finden. Auch wenn die letzte Wunderheilung schon eine Weile her ist: Es kann sicherlich nicht schaden, die Hammerthaler Muttergottes um Beistand zu bitten.

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Aus Wasser mach' Geld

Geldbeutelwaschen am Aschermittwoch in München, 2015

Quelle: Robert Haas

Mit dem alten Brauch verwiesen ursprünglich Boten und Gehilfen die Herrschaft darauf, dass es an der Zeit sei, ihre Portemonnaies wieder aufzufüllen. Heute soll der Akt des Geldbeutelwaschens am Aschermittwoch jedermann zu finanziellem Glück verhelfen.

Bürger - und seit den 1950er Jahren auch Oberbürgermeister und Stadtkämmerer - tauchen dabei ihre von der Faschingszeit gebeutelten Portemonnaies in den Fischbrunnen am Marienplatz.

© sz.de/lka/bica
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