Ab in die Mittelschule:Im Nachteil

Förderunterricht für Grundschüler mit Lese- und Rechschreibschwäche, 2016

An den Mittelschulen haben im Schnitt fast 80 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Schüler mit Migrationshintergrund tun sich im deutschen Bildungssystem schwer

Von Melanie Staudinger

Münchens Schulen sind bunt, und das nicht erst seit 2015, als viele Flüchtlinge die Stadt erreichten. An allen öffentlichen Schulen zusammen liegt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund bei knapp 40 Prozent, wie der aktuelle Bildungsbericht des städtischen Bildungsreferats aus dem Jahr 2016 ausweist. Ungefähr jeder zehnte der insgesamt 103 000 Schüler ist im Ausland geboren, jeder fünfte hat eine ausländische Staatsangehörigkeit, in 30 Prozent der Familien wird nicht Deutsch gesprochen. Der Anteil der Schüler mit nichtdeutschen Wurzeln ist dabei ungleich über die Schularten verteilt: So haben fast 80 Prozent der Mittelschüler einen Migrationshintergrund, aber nur 30 Prozent der Realschüler und 20 Prozent der Gymnasiasten.

Zehn Prozent der ausländischen Schüler müssen die Klasse wiederholen

Auch wenn sich Unterschiede langsam angleichen, so zeigt sie dennoch eine Benachteiligung von Migranten im Bildungssystem. Schüler mit nichtdeutschen Wurzeln fallen im Schnitt öfter durch, sie schaffen es weniger oft auf weiterführende Schulen und erreichen schlechtere Abschlüsse. Während fast zwei Drittel der deutschen Viertklässler auf ein Gymnasium gehen, gelingt das nur 30 Prozent der ausländischen Kinder. Auf eine Mittelschule hingegen gehen nach der Grundschule 40 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund und nicht einmal 20 Prozent der deutschen Kinder. An den Grundschulen hat knapp die Hälfte der 42 340 Kinder nichtdeutsche Wurzeln. Ist der Ausländeranteil in einer Klasse höher als 50 Prozent, ist die Schülerzahl auf 25 begrenzt. Im laufenden Schuljahr konnte das Schulamt 99 zusätzliche Klassen in Grund- und Mittelschulen bilden.

Jugendliche mit Migrationshintergrund müssen auch öfter die Schule wechseln als ihre deutschen Altersgenossen. Im Jahr 2013 etwa waren nur 4,1 Prozent der deutschen, aber 6,7 Prozent der ausländischen Jugendlichen gezwungen, das Gymnasium wegen zu schlechter Noten zu verlassen. Der gleiche Trend zeigte sich bei der Realschule (deutsche Schüler 2,6 Prozent, ausländische 3,9 Prozent). Von der Mittelschule auf eine höhere Schulart schafften es 4,6 Prozent der deutschen, aber nur 3,1 Prozent der ausländischen Jugendlichen. Schüler mit Migrationshintergrund haben schulartübergreifend eine Wiederholerquote von zehn Prozent, während nur 5,1 Prozent der deutschen Schüler eine Klasse wiederholen.

Überraschende Zahlen finden sich hingegen bei den Staatsangehörigkeiten der Zuwanderer. Das Bildungsreferat hat eine Statistik für die Jahre 2011 bis 2013 ausgewertet. Demnach ziehen im Bereich der Grund- und Mittelschulen vor allem Kinder mit deutscher Staatsbürgerschaft aus EU-Ländern, den USA, Kanada und China zu, bei denen es sich höchstwahrscheinlich um Rückkehrer handelt. Sonst wandern vor allem Kinder aus den Balkanstaaten, aus Bulgarien, Polen und Griechenland zu sowie Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, Irak und dem afrikanischen Kontinent.

Einen Sonderfall stellen die griechischen Jugendlichen dar. Sie tauchen nur deshalb nicht so zahlreich in der Statistik der öffentlichen Schulen auf, weil sie mehrheitlich Privatschulen besuchen, die nach dem griechischen Schulsystem aufgebaut sind. Ähnliches gilt für französische Schüler.

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