Zahnarzt vor Gericht:Gefälschte Rechnungen

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Mit aufgeschwatzten Versicherungen und vordatierten Rechnungen soll sich ein Münchner Zahnarzt mit eigener Praxis 70.000 Euro ergaunert haben - mit tatkräftiger Unterstützung der Patienten. Jetzt steht er wegen gewerbsmäßigen Betruges vor Gericht.

Von Christian Rost

Ein Münchner Zahnarzt soll mithilfe seiner Patienten jahrelang eine private Krankenkasse betrogen haben. Der Arzt und seine Ehefrau, die für die Buchhaltung in der Praxis zuständig war, müssen sich seit dieser Woche wegen gewerbsmäßigen Betruges am Münchner Amtsgericht verantworten. 49 Patienten haben bereits einen Strafbefehl erhalten. Der Schaden beläuft sich nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf rund 70 000 Euro, wobei der Zahnarzt angeblich versucht hatte, sich noch weitere 17 500 Euro zu erschwindeln.

Seit 1999 führt der 52-Jährige eine eigene Praxis für Zahnheilkunde in München. Die Einnahmen reichten ihm und seiner Ehefrau aber offenbar nicht aus, so dass sie von Dezember 2004 an in großem Umfang entweder falsch datierte oder fingierte Rechnungen ausstellten. Die Anklage geht davon aus, dass das Paar zunächst eine ganze Reihe Kassenpatienten dazu überredete, eine private Zusatzversicherung bei der Allianz abzuschließen.

Der Versicherungsvertrag enthielt eine Wartefrist von acht Monaten bis zur ersten Erstattung von Leistungen. Allerdings wurde die Frist mit einem Trick ausgehebelt: Die 46-jährige Ehefrau des Arztes soll die Behandlungstermine dieser Patienten einfach vordatiert haben - weshalb die Privatversicherung nachträglich die im Vergleich zu den Kassenleistungen wesentlich höheren Beträge zahlte.

Teils ließ sich der Arzt von den Patienten gleich eine Erstattungsvollmacht ausstellen, damit das Geld direkt auf sein Konto überwiesen werden konnte. In manchen Fällen wurden die Summen laut Staatsanwaltschaft von der Privatkasse aber auch auf die Konten der Patienten ausbezahlt, die das Geld dann an den Zahnarzt weiterreichten.

Dass sich die Patienten zu Komplizen machen ließen, hatte monetäre Gründe: Die Betroffenen wollten bei dem Betrug auch selbst profitieren. Einige Patienten sollen in der Praxis ganz offen nachgefragt haben, ob man die Rechnungen nicht so frisieren könne, dass sämtliche Zahnarztkosten erstattet werden. Die Versicherung sah eigentlich nur Teilerstattungen von 50 bis 70 Prozent der Behandlungskosten vor. In anderen Fällen soll das Zahnarztpaar die Initiative ergriffen und die Patienten zum Mitmachen aufgefordert haben.

Die Anklage listet fünf Fälle auf, in denen die Patienten noch gar keine private Zusatzversicherung abgeschlossen hatten, der Arzt aber schon vordatierte Rechnungen über 11 000 Euro aus seinem Computer ließ. In sechs Fällen mit einem Schaden von 6600 Euro wurden laut Anklage Leistungen abgerechnet, die gar nicht erbracht worden waren. Und bei drei Patienten, deren jährliches Budget bei der Versicherung bereits ausgeschöpft war, sind die Behandlungstermine auf den Rechnungen kurzerhand mit einem falschen Jahr angegeben worden, um die Versicherung zu schröpfen.

Mit Umdatierungen wurde auch beim sogenannten Selbstbehalt getrickst: Die Policen sahen vor, dass die Patienten jährlich einen Betrag in bestimmter Höhe als Eigenanteil aufbringen mussten. Deshalb wurden seitens der Praxis möglichst viele Rechnungen rückdatiert, um eine möglichst große Summe in dem jeweiligen Abrechnungsjahr erstattet zu bekommen. Im April 2008 flog der Schwindel auf. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 11.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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