Ursache unklar:Tod in der Spielhölle

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Eine 26-jährige Prostituierte ist in einem Spielsalon tot aufgefunden worden. Die Polizei schließt ein Gewaltverbrechen aus. Illegale Prostitution ist im Bahnhofsviertel offenbar weit verbreitet. Es gilt eigentlich als Sperrbezirk.

Susi Wimmer

Eine 26-jährige Prostituierte aus Tschechien ist am Dienstagabend in einem Spielsalon am Hauptbahnhof tot aufgefunden worden. Die Polizei schließt ein Gewaltverbrechen aus, sucht aber die drei letzten Kunden der Frau. Sie starb in einer Videokabine.

"Kein prostitutionsfreier Raum": der Spielsalon "Las Vegas" in München. (Foto: Foto: Robert Haas)

Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die um sich greifende Prostitution im Bahnhofsviertel, das eigentlich als Sperrbezirk gilt.

"Wer nicht weiß, was da läuft, der wird auch nichts bemerken'', sagt Erster Kriminalhauptkommissar Peter Schillinger. Wer in der Bahnhofsgegend, vor allem in der Arnulf- und Hirtenstraße unterwegs ist, dem stechen keine spärlich bekleideten Prostituierten ins Auge. Die Frauen benehmen und kleiden sich eher unauffällig, stehen nicht an einem Platz und gehen auf Männer zu.

"Das Ganze läuft konspirativ ab'', sagt Schillinger, Leiter des Kommissariats gegen verbotene Prostitution. Anschließend suchen die Frauen "eine geeignete Location''. Also eine Pension, ein Auto, auch schon mal die Toilette im Bahnhof - oder eine Spielhölle, wie am Dienstagabend.

Todesursache nicht eindeutig

Die 26-jährige Jaroslava T. hat laut Polizei vermutlich am Hauptbahnhof Kontakt zu drei Freiern geknüpft und sie in die Spielothek "Las Vegas'' an der Bayerstraße gelotst. Dort gelangt man über einen videoüberwachten Gang zu dunklen Einzelkabinen, in denen Sexfilme gezeigt werden.

Kurz vor 22 Uhr hatte die 26-Jährige zwei der Männer mit in die Kabine genommen. Später verließen die beiden den Raum, und der dritte Mann ging hinein. Auf den Videobildern ist zu sehen, wie der Mann um kurz nach 22 Uhr die Kabine verlässt und offenbar seine Freunde alarmiert: Jaroslava T. bewegte sich nicht mehr.

Die Männer informierte einen Angestellten und gingen davon. Sie haben sich nicht gemeldet, ihre Identität war nicht zu ermitteln.

Laut Polizeipressesprecher Wolfgang Wenger geht man nicht von einem Gewaltverbrechen aus. Die Leiche der jungen Frau wurde obduziert. Nach ersten Erkenntnissen "gibt es keine anatomisch eindeutig nachweisbare Todesursache. Wir gehen von einem Tod durch Drogeneinnahme aus'', meint Wenger.

Gleichzeitig sagt er aber, dass ein Drogen-Schnelltest negativ verlaufen und die 26-Jährige auch nicht als Drogenkonsumentin bekannt sei: "Es kann auch ein natürliches Herzversagen gewesen sein.''

Jaroslava T. war ledig. Vor etwa einem halben Jahr kam sie nach München, war auch hier gemeldet - und arbeitete offenbar als Prostituierte. Im September ging sie einem Polizeibeamten ins Netz, als der sich am Hauptbahnhof als Scheinfreier ausgab.

"Kein prostitutionsfreier Raum"

"Auf diese Art und Weise überführt die Polizei etwa zehn Prostituierte im Monat, die in der Bahnhofsgegend illegal tätig sind. Die Stadt München ist in 27 Sperrbezirke eingeteilt, in denen Prostitution nicht erlaubt ist. Neben etwa 150 legalen Bordellen gibt es noch die größeren Straßenstriche.

Außerhalb der Sperrbezirke arbeiten täglich etwa 500 bis 600 Prostituierte'', erklärt Peter Schillinger. Dann kämen noch die illegal Tätigen hinzu: 100 bis 200 Frauen, schätzt der Polizist, bieten täglich innerhalb der Sperrbezirke ihre Dienste an, in Pensionen, Massage- oder Dominastudios oder zu Hause.

Der Polizei liegen keine Erkenntnisse vor, dass das "Las Vegas'' quasi als Bordell genutzt werde. "Allerdings wissen wir auch, dass das kein prostitutionsfreier Raum ist'', so Schillinger. Werden Prostituierte im Sperrbezirk erwischt, flattert ihnen ein 300-Euro-Bußgeldbescheid vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) ins Haus.

Das KVR kann dem Betreiber eines Lokals, in dem illegale Prostitution betrieben wird, bei einer Verurteilung die Konzession entziehen. "Bislang aber war das ,Las Vegas' eher unauffällig'', sagt KVR-Sprecher Christopher Habl.

© SZ vom 12.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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