Szene München:Wiesntraining für Römer

Szene München: Jedes Jahr kommen gegen Ende der ersten Wiesn-Woche scharenweise Italiener nach München. Viele mit unzureichendem Training. Doch jetzt gibt es in Rom ein Wiesn-Aufbautraining: In dieser Bar können die Römer mit Bier aus 38 Zapfhähnen fleißig üben.

Jedes Jahr kommen gegen Ende der ersten Wiesn-Woche scharenweise Italiener nach München. Viele mit unzureichendem Training. Doch jetzt gibt es in Rom ein Wiesn-Aufbautraining: In dieser Bar können die Römer mit Bier aus 38 Zapfhähnen fleißig üben.

Was der Münchner schon früh bei der Nacht der Tracht und im Biergarten übt, trifft den weinseligen Italiener ganz unvorbereitet: maßkrugweise Bier auf dem kommenden Oktoberfest. Gut, dass Rom seit einiger Zeit ein eigenes Wiesnleistungszentrum hat.

Von Philipp Crone

Wie sollen die Italiener denn da mithalten? Schon jetzt, Monate vor dem Anstich, beginnt in München das Oktoberfest-Training. Freitag zum Beispiel im Löwenbräukeller bei der Nacht der Tracht. Außerdem startet am Sonntag die Biergartensaison. Der Münchner, der mit einem ausgeklügelten, ja gar ausgekrügelten Trainingsplan seinen Besuch im Bierzelt auf der Theresienwiese vorbereiten will, dem steht ein großes Angebot zur Verfügung. Und der Italiener, etwa der Römer, der harrt in der ewig weinseligen Stadt aus und kommt völlig untrainiert zum Fest? So war es lange Zeit.

Wie sollte der denn auch die Ertüchtigung am Glas üben? Am campo dei fiori, mit der gruseligen Plörre aus dem Plastikpitcher? Seit einiger Zeit hat Rom aber nun ein eigenes Wiesnleistungszentrum. Es nennt sich Open Baladin und liegt in Trastevere.

Während der Tourist an der Piazza Navona den überteuerten Frascati bestellt, steht der Römer in einer kleinen Seitengasse an, bis ein Platz im Lokal frei wird. Er wartet geduldig, schließlich will auch das Ausharren vor geschlossenen Zelten trainiert sein. Drinnen bietet sich dann selbst für Münchner Verhältnisse ein gewaltiger Anblick. Aus 38 Zapfhähnen sprudeln birre alla spina, auf einem Regal stehen Hunderte Bierflaschen aus allen Erdteilen, vor allem aber aus Mikrobrauereien der näheren Umgebung. Eine mehrseitige Getränkekarte preist etwa das regionale Ultrasonica-Bier aus Viterbo, mit 6,9 Prozent Alkohol. Oder das Bran aus Montegioco im Piemont, das hat sogar 8,5 Prozent.

Bei diesen Voraussetzungen könnte man meinen, dass vom Bierkonsum beseelte Herrengruppen aus Rom, die gröhlend und durch die Wirkung der Stammwürze stark beeinträchtigt auf der Wiesn umherziehen, bald der Vergangenheit angehören. Aber ein Detail im Open Baladin ist dann doch noch wichtig: Die Biere werden in winzigen Cocktailgläsern ausgeschenkt - von einem Maßkrug keine Spur. Hier kann der Gast also letztlich doch nur ein ganz leichtes Wiesn-Aufbautraining absolvieren.

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