Szene München:Teure Schnapsidee

Abendstimmung am Gärtnerplatz, 2012

Nachtschwärmer am Gärtnerplatz an einem warmem Frühlingswochenende. Im Hintergrund: der Kran.

(Foto: Stephan Rumpf)

Wann kommen einem die besten Einfälle? Klar: Spätabends, nach fünf oder sechs Halben. Wer nun aber nicht hilflos auf einem Kran enden will, sollte sich von einer Verbotsliste vor der "Schnellen Liebe" inspirieren lassen.

Eine Kolumne von Thierry Backes

Die besten Ideen kommen einem ja spätabends, nach, sagen wir, fünf, sechs Halben. Am Tresen irgendeiner Boazn irgendwo in Untersendling werden die Pläne für die Bar, die man immer schon mal eröffnen wollte, eben sehr schnell sehr konkret. Nicht selten kann man sich zwar Stunden später kaum mehr daran erinnern. Aber das ist ein anderes Thema.

Vor Wochen hatten drei junge Münchner des Nachts so eine Bombenidee. Die hatte zwar nichts mit einer Bar zu tun, man kann sich aber gut ausmalen, wie sie in irgendeiner Boazn irgendwo in Untersendling zustande kam: "Vergiss den Alten Peter!", wird der eine dem anderen zugeraunt haben. "Auf dem Kran neben dem Gärtnerplatztheater, da hat man den besten Blick über die Stadt."

Also kraxelten sie hinauf. Dass man das besser nicht tut, schon gar nicht in Bierlaune, müssen wir hier nicht betonen. Polizei und Feuerwehr rückten recht bald an und sperrten den Gärtnerplatz. Unsere Klettermeister dürften sich über den Blaulichtempfang mäßig gefreut haben, zum einen, weil man ihnen die Idee als Hausfriedensbruch auslegen kann, zum anderen, weil zwei von ihnen so betrunken waren, dass sie nicht mehr runterkamen.

Dann doch lieber gegen eine der Regeln verstoßen, die jemand vor der "Schnellen Liebe" aufgehängt hat. Auf dem Zettel kann man nachlesen, was man hier so alles nicht darf. Eine Strafe von 500 Euro (!) erwarte einen, wenn man sein Bier draußen schlürfe - oder wenn mehr als vier Personen vor dem Gebäude rauchten. Auf der Straße müsse zudem absolute Ruhe herrschen.

Ob das Musizieren nachts auf einem Kran erlaubt ist, wissen wir nicht. Die jungen Münchner hatten aber eine Gitarre dabei, als sie den Stahlkoloss bestiegen. Dass sie sich an den Abend noch lange erinnern werden, liegt auch nicht an der romantischen Stimmung dort oben, sondern an den Kosten für den Einsatz, den sie wohl bezahlen müssen. Wie man hört, kann so eine Schnapsidee einige tausend Euro teuer werden.

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