Prozess gegen Dachauer Todesschützen:Frühe Mordgedanken

Er hat einen Staatsanwalt erschossen, Mordgedanken hatte Rudolf U. aber offenbar schon zuvor. Laut einer Zeugin soll der Angeklagte im Dachauer Todesschützen-Prozess bereits 2008 gesagt haben, er werde irgendwann mit der Kalaschnikow ein Gericht stürmen.

Der des Mordes an einem Staatsanwalt im Dachauer Amtsgericht angeklagte Rudolf U. hatte offenbar schon vor Jahren ähnliche Mordgedanken. Nach einem 2008 verlorenen Prozess in Hamburg habe der Mann gesagt, er werde irgendwann mit der Kalaschnikow ins Gericht reingehen und alle "niederballern", sagte eine 54 Jahre alte Bekannte des Angeklagten am Donnerstag vor dem Münchner Landgericht aus.

Trotzdem habe sie nichts geahnt, als Rudolf U. im Sommer 2011 eine Waffe zurückforderte, die sie für ihn aufbewahrt hatte: "Ich hab' seitdem totale Schuldgefühle", erklärte die Frau. "Wenn ich gewusst hätte, was er vorhat, hätte ich sie nie im Leben zurückgebracht." Bei einer Gerichtsverhandlung in Dachau hatte der 55-Jährige im Januar eine Pistole gezogen und den 31-jährigen Staatsanwalt Tilman Turck erschossen.

In den Jahren vor der Tat litt der diabeteskranke und mittlerweile beinamputierte Angeklagte unter wirtschaftlichen Problemen. Nach der Insolvenz seines Transportunternehmens bekam er rechtliche Betreuung, da er mit der Regelung seiner Angelegenheiten überfordert war.

Laut der Aussage der Sozialarbeiterin, die damals seine Lage beurteilte, befand er sich "in einem deprimierten und weinerlichen Zustand". Er habe sich als "unschuldiges Opfer" gesehen und die Schuld an seinem Ruin unter anderem dem Insolvenzverwalter gegeben. Seine rechtliche Betreuerin dagegen beschrieb ihn als "höflich, nie aggressiv oder ausfällig". Noch kurz vor der Tat habe er "ganz normal" gewirkt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: