Polizei fasst drei Tatverdächtige:Mord im Osten

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Im Januar wird ein toter Münchner nahe der A9 gefunden. Jetzt hat die Polizei drei Litauer gefasst, die den Mann umgebracht haben sollen. Drei weitere Tatverdächtige sitzen bereits in Brandenburg in Untersuchungshaft.

Susi Wimmer

Es war ein ungewöhnliches Verbrechen, "ein bitteres", wie Oberstaatsanwalt Christian Preissner aus Dessau-Roßlau sagt. Um so mehr sind die Ermittler in Sachsen-Anhalt froh, einen großen Schritt getan zu haben: Im Fall des ermordeten Münchner IT-Spezialisten Ulf M. sind in Litauen drei Tatverdächtige festgenommen worden. Drei weitere Männer sitzen bereits in Brandenburg in Untersuchungshaft.

Zu sechst sollen sie am 9. Januar den 39-jährigen Münchner nahe der A 9 in Sachsen-Anhalt ausgeraubt und gefoltert haben, bis er die PIN-Nummer seiner EC-Karte preisgab. Anschließend ließen sie den Schwerstverletzten im Auto liegen. Sechs Tage später entdeckte ein Spaziergänger den Toten.

Ulf M. hatte noch viel vor: Jahrelang hatte er in München als Informatiker gearbeitet, im Januar wollte er seine Zelte abbrechen. Er plante eine lange Asienreise, kündigte seine Wohnung, verkaufte seine Möbel und wollte die ihm wichtigen Sachen, etwa ein Mountainbike, in seinem Elternhaus in Trittau (Schleswig-Holstein) zwischenlagern. Er mietete einen Transporter, packte seine Habseligkeiten und machte sich am 9. Januar auf den Weg.

Nach etwa 500 Kilometern verließ er gegen 21.30 Uhr die Autobahn A 9 in Sachsen-Anhalt, um in Cobbelsdorf (Kreis Wittenberg) zu tanken. Er rief seine Mutter an, kündigte sein Kommen an und stieg in den Transporter.

Was dann geschah, dazu will sich die Staatsanwaltschaft nicht äußern. Die sechs Männer müssen den Münchner auf der Fahrt zurück zur Autobahn abgepasst und irgendwie zum Anhalten bewegt haben. Wo sie ihn fast totgeprügelt haben, wollen die Ermittler noch für sich behalten. Etwa 20 Kilometer von der Tankstelle entfernt, in einem Waldstück, fand ein Spaziergänger die Leiche von Ulf M. Er lag gefesselt und schwer misshandelt auf der Ladefläche des Transporters - zwischen seinen Sachen.

Vier Wochen später, am 14. Februar, litt in Küdow ein Kalb an Durchfall. Nur deshalb standen zwei Bauern auf einer Weide im Nordwesten Brandenburgs und beobachteten zwei Autos mit litauischem Kennzeichen, die über einen entlegenen Feldweg rumpelten. Aus Angst, Diebe könnte sich wieder an den Weidezäunen vergreifen, notierten sie die Kennzeichen und alarmierten die Polizei.

Für die Beamten ein Glücksfall: Denn kurz zuvor war ein 38-Jähriger am Dreieck Havelland von unbekannten Männern überfallen worden, als er aus der Toilette kam. Ein Zufallsopfer, wie schon Ulf M. Sie drängten ihn in sein Auto, fuhren an einen entlegenen Ort, fesselten, verprügelten und beraubten ihn. Der Mann überlebte, er konnte sich befreien - und der Polizei wichtige Hinweise liefern. Wenige Tage später gerieten die Litauer in eine Polizeikontrolle. Das Trio im Alter zwischen 18 und 24 Jahren wurde festgenommen.

Da die Täter mit den EC-Karten ihrer Opfer am Bankomaten waren, gab es Aufnahmen von ihnen. Die Polizei konnte dann die beiden Fälle zusammenführen, es war eine länderübergreifende Zusammenarbeit. Die Bilder vom Bankomaten und die Auswertung von Telefondaten dürften zu den drei weiteren Tatverdächtigen in Litauen geführt haben. Sie sitzen in Auslieferungshaft.

© SZ vom 29.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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