Last Supper:Umzug der tätowierten Kellner

Jahrelang hat das "Last Supper" seine Gäste begeistert - bis die Beschwerden eines einzelnen Mieters den Wirt vertrieben. Jetzt ist Tobias Gietz mit seinem Restaurant in die Karlstraße umgezogen. Für seine Stammkunden bedeutet das vor allem eines: viele neue Überraschungen.

Patrick Schultz

Fast wäre es tatsächlich das letzte Abendessen im Restaurant Last Supper gewesen, als Inhaber Tobias Gietz sein Restaurant in der Fürstenstraße am 3. Juni abschloss. Doch nur zwei Monate später hat er sein Restaurant in der Karlstraße wieder eröffnet. Der Umzug des alternativ angehauchten Last Supper - Eigenbeschreibung: "kultige Kulinarik zwischen Kerzen, Kitsch und Kronleuchtern" - kam nach vielen Jahren in der Altstadt ziemlich plötzlich. Ein Mieter hatte sich beschwert.

"Nach 14 Jahren wurde ich mit einem Fußtritt vor die Tür gesetzt", sagt Gietz. Entscheidend dazu beigeholfen hatte ein neuer Mieter, der über den Gasträumen einzogen war, erzählt Gietz: Der junge Mann habe an den Wochenenden bis zu drei Mal wegen Ruhestörung die Polizei gerufen, die dann jedoch nichts zu bemängeln gefunden habe. Zuvor, betont Gietz, habe es jahrelang keine ernsthaften Konflikte mit den Nachbarn gegeben.

Nun kamen die Experten vom Umwelt- und Gesundheitsreferat der Stadt mit ihren Messgeräten und stellten fest, dass in der Nacht die Grenzwerte überschritten wurden. Die Sperrzeit für das Last Supper wurde auf 22 Uhr vorverlegt. Nur, klagt Gietz, wie solle das funktionieren in einem Restaurant, das den Gäste abends Drei-Gänge-Menüs serviere? "Soll ich den Leuten sagen: Das Dessert gibt es nur noch zum Mitnehmen, weil ich um zehn Uhr zumachen muss?"

"Andere kaufen sich für das Geld ein Haus"

Er entschloss sich zum Umzug. Was ihn der nun genau gekostet hat, will der Wirt nicht sagen, nur so viel: "Andere kaufen sich für das Geld ein Haus." Er könne die Investition stemmen, weil sein Restaurant jahrelang gut gelaufen sei und eine treue Stammkundschaft mit ihm umziehe. Für eine normale Familiengaststätte wäre eine solche Auflage das Ende, sagt er.

"Stinksauer" sei er, dass ein einzelner Nachbar so über das Wohl und Wehe des Gastwirts entscheiden könne. Das Problem betreffe ja nicht nur sein Last Supper. "Alle wollen in einem Szeneviertel mit coolen Kneipen wohnen", sagt Gietz, "aber bitte keine Gaststätten nah an der eigenen Wohnung."

Bei der Spaten-Brauerei, die Gietz die Räume an der Fürstenstraße verpachtet hat, kennt man das Problem. Streitereien wegen der Lärmbelästigung seien leider "ein Klassiker" in der Gastronomie, sagt Pressesprecherin Laura Johrend vom Spaten-Eigentümer Anheuser-Busch. Die Räume in der Fürstenstraße seien für ein Schank- und Speiserestaurant wie das Last Supper jedoch ausreichend lärmisoliert. Nach 22 Uhr erlaube die entsprechende Konzession ohnehin keine laute Musik oder Ähnliches. Was mit den Räumlichkeiten an der Fürstenstraße geschehen solle, wisse man nicht - noch seien sie an Gietz verpachtet.

Niemand weiß, was ihn erwartet

Der Wirt ist bislang zufrieden mit dem neuen Standort; an das alte Restaurant erinnern nur noch Menü- und Weinkarte. Die Einrichtung ist komplett neu. Beim ersten Besuch sollten die Gäste erst einmal nicht wissen, was sie erwarte, sagt Gietz. So war es auch 1998, als er sein Restaurant in der Fürstenstraße eröffnete: Da seien die Münchener erstmal überfordert gewesen von einem Restaurant, das traditionelle Küche, tätowierte Kellner und Rockmusik kombinierte.

Zudem sei das neue Last Supper nun von Bürohäusern umgeben. "Im Umkreis von 800 Metern", sagt Gietz, "ist hier kein menschliches Wesen, das sich beschweren würde." Der Gefahr, sein Dessert mit nach Hause nehmen zu müssen, sieht sich hier also kein Gast mehr ausgesetzt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: