Münchnerin spurlos verschwunden:Polizei nimmt Exfreund unter Mordverdacht fest

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Daniela Karaffa ist verschwunden. Aber ist sie wirklich tot? Um zu klären, ob sie vielleicht doch noch lebt, hoffen die Ermittler nun auf die Hilfe der Öffentlichkeit. (Foto: oH)

Die Ermittlungen deuten darauf hin, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist: Eine Frau verschwindet in München-Pasing nach einem Streit mit ihren Exfreund spurlos. Nun hat die Polizei den Mann festgenommen. Obwohl bislang keine Leiche gefunden wurde.

Von Florian Fuchs

Es ist ein Fall, der den Ermittlern Rätsel aufgibt: Daniela Karaffa, Mutter eines zweijährigen Mädchens und eines fünfjährigen Buben, streitet sich mit ihrem langjährigen Lebensgefährten, von dem sie sich kurz zuvor getrennt hat. Dann flüchtet sie aus der gemeinsamen Wohnung in Pasing und ist seitdem spurlos verschwunden.

Erst eine Freundin gibt ein paar Tage später eine Vermisstenanzeige auf. Nun hat die Polizei den Lebensgefährten wegen dringenden Tatverdachts festgenommen, der auch der Vater der beiden Kinder ist. Die Ermittler gehen von Mord aus - obwohl es bisher nicht einmal eine Leiche gibt.

Nach Erkenntnissen der Polizei hat sich die 36-jährige Hausfrau am Abend des 12. März in ihrer Wohnung mit ihrem Ex-Freund Bülent A. zu einer letzten Aussprache getroffen. Sie wollte sich von dem 43-Jährigen trennen, sie hatte einen neuen Freund. "Es kam zum Streit, es wurde geschubst, vielleicht auch geschlagen", sagt Markus Kraus, Leiter der Mordkommission. "Nachbarn hörten Hilfeschreie, aber niemand rief die Polizei."

Gegen 20.30 Uhr verließ Daniela Karaffa die Wohnung in der Nimmerfallstraße 8. Ihr ehemaliger Lebensgefährte zog nach dem Streit zusammen mit den Kindern zu seinen Eltern, die ebenfalls in München wohnen. Am 15. März holte er seine Sachen aus der Wohnung, in der er jahrelang mit Daniela Karaffa wohnte. Er hielt es allerdings nicht für nötig, die Polizei zu alarmieren, weil sich die Mutter seiner Kinder tagelang nicht meldete. Erst am 18. März gab eine Freundin der 36-Jährigen nach Rücksprache mit deren neuem Freund eine Vermisstenanzeige auf.

Befragungen im Umfeld der Vermissten ließen es unvorstellbar erscheinen, sagt Morderermittler Markus Kraus, dass sich Daniela Karaffa einfach tagelang nicht meldet. Sie habe eigentlich mehrmals pro Woche Kontakt mit Angehörigen und Freunden. Weil sie sich auch nicht einmal nach ihren Kindern erkundigt hat, gehen die Fahnder davon aus, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechen s geworden ist. "Außerdem hatte sie eine neue Lebensplanung, einen neuen Freund. Es passt nicht, dass sie in so einer Situation einfach verschwindet", sagt Kraus. Die Spurensicherung habe am Montag zudem Hinweise in der Wohnung gefunden, die auf ein Gewaltverbrechen hindeuten könnten.

Ein wichtiges Indiz für den Haftbefehl gegen Bülent A. sind laut Polizei aber auch widersprüchliche Aussagen des Tatverdächtigen. So gibt er zwar zu, dass es am Abend des 12. März zu einer tätlichen Auseinandersetzung mit seiner früheren Lebensgefährtin gekommen sei. In Vernehmungen sagte er allerdings, dass die 36-Jährige handgreiflich gegen ihn geworden sei. Bekannten, denen der Tatverdächtige vor seiner Festnahme von dem Streit berichtete, hatte er jeweils andere Details erzählt.

Die Polizei hat inzwischen unter anderem seine Eltern und einen Freund befragt und deren Wohnungen durchsucht. Bülent A. bestreitet, Daniela Karaffa etwas angetan zu haben. Ihr plötzliches Verschwinden erklärt er den Ermittlern damit, dass sie womöglich nicht mit ihrem neuen Lebensgefährten, aber mit einem anderen, unbekannten Mann durchgebrannt sei. Deshalb habe er auch nicht die Polizei alarmiert und eine Vermisstenanzeige aufgegeben.

Um zu klären, ob Daniela Karaffa vielleicht doch noch lebt, hoffen die Ermittler nun auf die Hilfe der Öffentlichkeit. "Wir suchen Personen, die etwas zu ihrem Verbleib sagen oder auch nur Angaben zu ihrem persönlichen Umfeld machen können", sagt Ermittlungsleiter Kraus. Wer Hinweise hat, wendet sich ans Polizeipräsidium München unter der Telefonnummer 089/2910-0.

Die Arbeit der Mordkommission läuft indes weiter. Die Spurensicherung untersucht den silberfarbenen Opel Zafira, den die 36-Jährige gemeinsam mit dem Vater ihrer Kinder gefahren hatte. Und auch der fünf Jahre alte Sohn ist bisher noch nicht befragt worden. Die Kinder befinden sich momentan in Obhut des Jugendamtes.

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