Mobilfunk: Neue LTE-Funkmasten:Münchner Hochfrequenz

Noch in diesem Jahr will die Telekom 100 Funkmasten der neuen Mobilfunktechnik LTE-Mobilfunktechnik in München errichten. Und auch in der Region soll das Netz ausgebaut werden.

Katja Riedel

Zuerst sollten die weißen Flecken verschwinden, eigentlich. Denn die Bundesnetzagentur wollte mit Hilfe der neuen Mobilfunktechnik namens Long-Term-Evolution (LTE) Nutzern auf dem Land das schnelle Internet nach Hause bringen - durch die Luft, weil Glasfasernetze für die Unternehmen dort zu teuer und nicht rentabel sind.

Attraktiv ist LTE für die Mobilfunker aber vor allem in den Städten, wo LTE zu DSL in Konkurrenz treten soll. Nun soll die neue Technik auch in München die Mitbewerber im Kampf um mobile Internetkunden unter Druck setzen: Die Deutsche Telekom will in der Stadt noch in diesem Jahr ein LTE-Netz mit 100 Funkmasten anbieten, sagte eine Sprecherin der Süddeutschen Zeitung.

Die Telekom nutzt für das Münchner Netz zunächst nicht die Frequenzen aus der Digitalen Dividende, die sie im vergangenen Jahr gemeinsam mit Vodafone und Telefonica/O2 für mehr als drei Milliarden Euro von der Bundesnetzagentur ersteigert hatte. Weitgehend freigeworden waren die Frequenzbereiche zwischen 790 und 862 Megahertz, nachdem die analogen Radio- und Fernsehsignale abgeschaltet wurden.

Doch es gibt ein Problem: Seit 2005 nutzen auch drahtlose Mikrofonsysteme diesen Frequenzbereich; sie müssen daher von 2016 an neue Frequenzen finden. Vor allem Kulturbetriebe und Veranstaltungstechniker sind gezwungen, ihre Systeme komplett umzurüsten, weil das LTE-Signal um ein Vielfaches stärker ist und die schwächeren Mikrofone einfach verdrängt.

Für ihr städtisches LTE-Netz will die Telekom zunächst den Frequenzbereich zwischen 1,8 und 2,6 Gigahertz nutzen. Diese höheren Frequenzen hatte die Telekom im Mai 2010 ersteigert, um die Kapazitäten und die Geschwindigkeit in städtischen Ballungsräumen zu erhöhen. Derzeit werde mit Hochdruck am Aufbau der neuen Infrastruktur gearbeitet, heißt es bei der Telekom.

Drei LTE-Anlagen seien im Testbetrieb, zwei in der Innenstadt, eine am Petuelring. Die Testphase sei aber erst angelaufen, sagte die Sprecherin. "Aus anderen Testgebieten wissen wir aber, dass über LTE Rekord-Daten-Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde erreicht wurden."

Auch im Großraum München wird die Telekom ihr LTE-Funknetz noch in diesem Jahr ausbauen. Derzeit seien in Bayern 150 Anlagen dieser Art in Betrieb, davon 20 rund um München, etwa in Fürstenfeldbruck, Herrsching, Tutzing, Dießen, Geltendorf, Wolfratshausen, Miesbach, Anzing, Markt Schwaben, Geiselbullach, Röhrmoos, Mammendorf und Petershausen. Ein Mast versorgt jeweils einen Umkreis von zehn Kilometern.

Für die Konzerne ist München ein attraktiver Standort. Auch die Konkurrenz von O2 sieht hier enormes Potential. O2-Vorstandschef Rene Schuster war im September auf das Dach des O2-Gebäudes am Georg-Brauchle-Ring gestiegen, um dort per Telefonkonferenz die neue mobile Geschwindigkeit anzupreisen. München war Testregion für den städtischen, der Landkreis Ebersberg für den ländlichen Raum. Auch bei O2 senden nur die ländlichen Masten auf der 800-Megahertz-Frequenz. Das städtische Netz wird kommerziell noch nicht genutzt, was sich bald ändern dürfte.

Vodafone hat sein LTE-Netz derzeit in München noch nicht aufgebaut. Bundesweit seien zwar schon mehr als drei Millionen Haushalte versorgt, davon 400.000 in Bayern. Da die Lizenzbedingungen vorsehen, dass zuerst die weißen Flecken versorgt werden und danach erst die größeren Städte, könne man noch keinen Starttermin für München nennen, sagte eine Sprecherin. Doch die Konkurrenz drückt aufs Tempo - das könnte die Entscheidung von Vodafone beschleunigen.

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