Lebenslänglich für Mord am Schwager:"Das Motiv war Rache"

Drei türkische Brüder sind fast 24 Jahre nach der Ermordung ihres Schwagers wegen gemeinschaftlichen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Alexander Krug

Fast 24 Jahre nach der Ermordung des türkischen Poliers Cavus Ü., 26, in Ramersdorf sind die Täter jetzt zur Rechenschaft gezogen worden. Das Schwurgericht verurteilte drei türkische Brüder wegen gemeinschaftlichen Mordes zu lebenslanger Haft. "Das Motiv war schlicht Rache", meinte der Vorsitzende Richter Manfred Götzl am Ende des wochenlangen Indizienprozesses. Der Ermordete war mit der Schwester der Brüder verheiratet gewesen, hatte aber gleichzeitig eine Beziehung zu einer anderen Frau gepflegt.

Ein Jäger hatte die Leiche von Cavus Ü. am 15. Dezember 1986 im Deisenhofener Forst in einem abgestellten Auto entdeckt. Das Opfer wies massive Verletzungen im Kopfbereich auf, die Ermittlungen führten schon damals in die Großfamilie des Opfers. Der Tatnachweis gelang jedoch erst Anfang 2009 mit Hilfe einer nachträglich extrahierten DNS-Spur.

Sie führte zu Osman Ü., 61, und in weiterer Folge zu dessen Brüdern Turan Ü., 53, und Senol Ü, 51. "Sie hatten den Tod ihres Schwagers beschlossen, um sich für den Tod der Schwester zur rächen", so Götzl. Die Schwester war mit Cavus Ü. verheiratet, jedoch in der Türkei geblieben. Cavus Ü. lebte zunächst in Augsburg und später in München, wo er eine außereheliche Beziehung führte. Seinen Schwagern war das Verhältnis ein Dorn im Auge, obwohl sie selbst es mit der ehelichen Treue nicht so genau nahmen und einige Liebschaften pflegten. Cavus Ü. aber wurde wiederholt aufgefordert, seiner Freundin den Laufpass zu geben. "Sie erwarteten von ihrem Opfer ein Verhalten, das sie selbst nicht praktizierten" so Götzl.

Die Situation eskalierte, als sich die Ehefrau von Cavus Ü. im Juni 1986 das Leben nahm. Die Brüder machten ihren Schwager für den Suizid verantwortlich und beschlossen seinen Tod. Am 15. Dezember 1986 lockten sie ihn unter einem Vorwand in die Wohnung von Turan Ö. in der Wageneggerstraße in Ramersdorf. Als er sich dort bückte, um eine angeblich defekte Wasserleitung zu reparieren, schlug ihn einer der drei von hinten mit einem "scharfkantigen" Gegenstand nieder. Anschließend drosselte man Cavus Ü. mit einer Schnur, stülpte ihm eine Plastiktüte über den Kopf und fixierte diese mit Klebeband. "Man wollte sicher gehen, dass er auch tot ist", meinte Götzl. Die Brüder packten die Leiche in einen Pappkarton und transportierten diesen mit dem Auto in den Deisenhofener Forst.

Welcher der Brüder letztlich die Tat ausführte, blieb unklar. Für die Richter spielte das keine Rolle. Alle drei Angeklagten hatten nach Überzeugung der Kammer an der Planung und der Ausführung der Tat mitgewirkt, "alle waren zugegen und alle waren eingebunden".

Das Trio hatte die Tat bis zuletzt bestritten und vor Gericht jede Aussage verweigert. Die Kammer war daher auf Indizien angewiesen und hier wogen neben der DNS-Spur besonders die Aussagen der Ehefrauen der Angeklagten schwer. Obwohl sie von ihren Ehemännern massiv unter Druck gesetzt worden waren, entkräfteten sie die angeblichen Alibis der Brüder. Eine Ehefrau offenbarte schließlich sogar, dass ihr Mann ihr die Tat schon 1986 gestanden habe.

Die Kammer verurteilte die Brüder zu lebenslanger Haft. Weil die Tat schon so lange zurückliegt, verzichteten sie aber auf die Anordnung der "Besonderen Schwere der Schuld". Für die Verurteilten ist das ein kleiner Hoffnungsschimmer. Sie können so nach Verbüßung von 15 Jahren auf eine vorzeitige Haftentlassung hoffen. Die Verteidiger, die auf Freispruch plädiert hatten, kündigten Revision gegen das Urteil an.

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