Kulturstreit in München:Konzertsaal im Museum? Abgelehnt!

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München wollte die ganze Welt übertreffen und eine einzigartige Kombination aus Musik, Wasser und Technik schaffen. Doch daraus wird nun wohl nichts. Die Pläne, auf der Museumsinsel einen neuen Konzertsaal zu errichten, haben einen Rückschlag erlitten.

Martina Scherf, Peter Fahrenholz und Sebastian Krass

Die Pläne, auf der Museumsinsel einen neuen Konzertsaal zu errichten, haben einen schweren Rückschlag erlitten. Das Kuratorium des Deutschen Museums lehnte auf einer turbulenten Sitzung am Donnerstagabend diese Idee ab. Denn aus Sicht der Museumsfreunde würde ein Konzertsaal im bestehenden, denkmalgeschützten Forum der Technik mit den Plänen kollidieren, die das Museum an dieser Stelle hat. Im Rahmen einer 360 Millionen Euro teuren Generalsanierung, die je zur Hälfte vom Bund und von Bayern bezahlt wird, soll dort ein "Forum der Zukunft" entstehen.

An der Ludwigsbrücke, wo sich derzeit die Kongresshalle befindet, soll der Konzertsaal stehen. (Foto: Süddeutsche Zeitung)

Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP), der als einer der entschiedensten Befürworter eines neuen Konzertsaals gilt, zeigte sich nach der Entscheidung enttäuscht. Trotzdem will Heubisch daran festhalten, mit einer Machbarkeitsstudie zu untersuchen, ob im Deutschen Museum beides möglich ist: ein neuer Konzertsaal und eine naturwissenschaftlich-technische Nutzung. Dabei soll auch geprüft werden, ob die ehemalige Kongresshalle abgerissen werden und durch einen Neubau ersetzt werden könnte.

Heubisch beruft sich dabei auf ein Votum des Verwaltungsrats, der sich "klipp und klar" für eine solche Machbarkeitsstudie ausgesprochen habe. "Das entscheidende Gremium ist der Verwaltungsrat", sagte Heubisch zur Süddeutschen Zeitung.

Beide Gremien hängen jedoch eng miteinander zusammen. Das Kuratorium besteht aus 219 Mitgliedern - hochrangigen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Es wählt laut Satzung die Mitglieder des Verwaltungsrats, berät Verwaltungsrat und Generaldirektor "in Fragen von grundlegender Bedeutung" und kann die Satzung ändern. Darin steht unter anderem, dass die Nutzung des Geländes an den Museumszweck gebunden ist.

"Turbulent" und "emotional"

Für einen Konzertsaal wäre nach Ansicht des neu gewählten Kuratoriumsvorsitzenden Rainer Salfeld deshalb eine Satzungsänderung mit Zwei-Drittel-Mehrheit nötig. Doch eine Satzungsänderung wird im Kuratorium abgelehnt. Freunde des Konzertsaals hatten offenbar zuvor noch vergeblich versucht, eine Abstimmung zu verhindern. Nach Angaben von Teilnehmern ist die Kuratoriumssitzung "turbulent" und "emotional" verlaufen. Scharfe Kritik musste sich nach SZ-Informationen dabei auch TU-Präsident Wolfgang Herrmann in seiner Funktion als Vorsitzender des Verwaltungsrats anhören. Herrmann wurde vorgeworfen, gegen die Interessen des Museums zu handeln, weil er die Konzertsaalpläne der Staatsregierung befürwortet habe.

Herrmann, dem eine große Nähe zur CSU und zur Staatsregierung nachgesagt wird, wies solche Vorwürfe energisch zurück. Es sei maßgeblich ihm zu verdanken, dass die Sanierung des Deutschen Museums zustande gekommen sei. "Ich habe das Ding gerettet", sagte Herrmann der SZ. Das Votum des Kuratoriums nehme er zur Kenntnis, er fühle sich jedoch nicht daran gebunden.

Heubisch wiederum hofft darauf, dass sich durch die Machbarkeitsstudie Bedenken ausräumen lassen. Großprojekte seien zunächst immer umstritten. Heubisch ließ aber erkennen, dass er sich vom Kuratorium mehr Mut gewünscht hätte. "Ich habe dafür geworben, dass man auch mal eine Vision sehen soll", sagte der Minister. Davon war in der Sitzung aber nichts zur spüren. Ein Kuratoriumsmitglied soll nach SZ-Informationen sogar die Meinung vertreten haben, das Konzertpublikum und die technisch interessierten Museumsbesucher seien nicht kompatibel.

Der neue Kuratoriumsvorsitzende Salfeld erläuterte in seiner Rede ausführlich, warum die Konzertsaal-Lösung mit der "Zukunftsinitiative Deutsches Museum" unvereinbar sei. Er wurde dabei von zahlreichen Wortbeiträgen unterstützt. Für die Sanierung hat Museumsdirektor Wolfgang Heckl 40 Millionen Euro bei Sponsoren eingeworben.

Eine zentrale Rolle bei den Umbauplänen des Museums spielt das denkmalgeschützte ehemalige Forum der Technik, das eben zu diesem Zweck zurückgekauft wurde. Die Sponsoren, sagt Salfeld, hätten ihr Geld aber im guten Glauben zugesagt, "dass das Gebäude auch inhaltlich wieder Teil des Museums werden sollte".

Durch die Konzertsaalpläne fürchten viele Kuratoriumsmitglieder zudem eine Verzögerung der für 2015 geplanten Eröffnung des sanierten Deutschen Museums. Ein Abriss des denkmalgeschützten Forums der Technik mit anschließendem Neubau würde den Zeitplan um Jahre, wenn nicht um Jahrzehnte zurückwerfen, hieß es.

© SZ vom 05.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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