Klinikum rechts der Isar in München:Ränkespiele statt Patientenwohl

Machtspiele, Intrigen, eigene Vorteile: Am Transplantationszentrum im Münchner Klinikum rechts der Isar ging es in der Vergangenheit um vieles - aber nur nachrangig um das Wohl des Patienten. Die Maßnahmen des Aufsichtsrats, den bisher Zuständigen ihre Aufgaben zu entreißen, sind daher klug. Doch bestätigen sich die Vorwürfe, muss mehr passieren.

Christina Berndt

Wie viele Klinikdirektoren kann man auf einmal in die Wüste schicken? Diese Frage dürfte sich Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch in den vergangenen Tagen mehrmals gestellt haben.

Nun hat er sich gemeinsam mit dem Aufsichtsrat des Klinikums rechts der Isar für eine Lösung entschieden, die ebenso klar wie klug ist: Das Transplantationszentrum des skandalerschütterten Klinikums der TU wird mit sofortiger Wirkung den Händen der bisher Zuständigen entrissen, verselbständigt und kommissarisch von einer des Organbetrugs unverdächtigen Person geleitet.

Die kriminellen Machenschaften am Rechts der Isar, die zumindest in einem Fall als belegt gelten, zeigen: Die Verantwortlichen am Transplantationszentrum hatten ihren Laden nicht im Griff. Noch dazu scheinen Ränkespiele dort üblich gewesen zu sein, die Patienten das Blut in den Adern gefrieren lassen.

Es ist nicht zu tolerieren, wenn Chefärzte Gesetzesverstöße bei der Behandlung von Patienten durchgehen lassen und Belege dafür heimlich aufbewahren, um sie eines Tages aus welchen persönlichen Interessen auch immer hervorzuzaubern. Offenbar ging es an diesem Transplantationszentrum nur nachrangig um das Wohl der Patienten. Machtspiele, Intrigen, Ruhm und Operationszahlen standen im Vordergrund.

Das Verschweigen von Manipulationen wäre Grund genug, den betreffenden Chefarzt bis zur Klärung der Vorwürfe aus dem Dienst zu entfernen. Solchen Ärzten mag man keine Verantwortung mehr für Patienten und Personal überlassen. Wie aber den Mitwisser beurlauben, wenn die für die Tat verantwortlichen Ärzte derzeit nicht zur Rechenschaft gezogen werden können? Für dieses Dilemma hat Minister Heubisch eine kluge Lösung gefunden. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, muss allerdings mehr passieren als nur eine Umstrukturierung.

Anmerkung der Redaktion: Am Abend des 11. Oktober teilte das Klinikum rechts der Isar mit, dass der Direktor der II. Medizinischen Klinik doch keine Informationen verschwiegen habe. Vielmehr habe er schon im Januar 2010 den Ärztlichen Direktor des Klinikums sowie den Leiter der Chirurgie und des Transplantationszentrums auf Unregelmäßigkeiten und auf die Existenz einiger von seinen Mitarbeitern angefertigten Gedächtnisprotokolle hingewiesen.

Nach Prüfung sei man aber zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich nicht um aktive Manipulation, sondern nur um eine Verwechslung von Laborröhrchen gehandelt habe. Der Verdacht auf Manipulation habe sich erst im Oktober 2012 erhärtet.

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