Die Münchner Polizei hat ein massives Imageproblem. Auslöser ist der Faustschlag eines Polizisten gegen eine gefesselte Frau, angeblich in Notwehr. Noch ist nicht geklärt, was genau im Januar in der Zelle in der Au geschah, die Ermittlungen laufen, gegen Teresa Z. und gegen den Beamten.
Und was tut der oberste Dienstherr dieses Polizisten, Innenminister Joachim Herrmann? Er berichtet im Landtagsplenum, dass vor Monaten angeblich die Unterbringung der Frau in einer Psychiatrie im Raum gestanden habe.
Davon abgesehen, dass der Anwalt der Frau diese Darstellung als nicht zutreffend bezeichnet: Herrmann, der christlich-soziale Minister, verfolgt damit eine perfide Strategie.
Er vermischt zwei Ebenen, das frühere Leben der Frau und den Vorfall in der Zelle. Welche Rolle spielt es für die Aufklärung der Frage, wer schuld ist an der Eskalation in der Zelle? Egal, wer früher was getan hat, ein Polizist sollte in der Lage sein, eine gefesselte Person ohne Faustschlag zu beruhigen.
Passt auf, die Frau könnte psychisch krank sein
Herrmann will die Polizei verteidigen, indem er die Glaubwürdigkeit der Frau zu erschüttern versucht, und dies mit der Botschaft: Passt auf, die Frau, die uns so viel Ärger bereitet, könnte psychisch krank sein. Dabei macht er persönliche, ja, intime Daten öffentlich.
Genauso verantwortungslos ist, dass der Minister Vorurteile gegen psychisch Kranke nicht nur ausnutzt, sondern weiter verstärkt. Seine zweite Botschaft: Wer einmal Kontakt zur Psychiatrie hatte, ist mit Vorsicht zu genießen. Und wenn der später mal von der Polizei hart angepackt wird - na ja, er wird sich halt entsprechend aufgeführt haben.
Der Faustschlag mag eine Affekthandlung gewesen sein, die Worte Herrmanns sind es nicht. Der Minister war vorbereitet auf seinen Auftritt, bei dem er die Frau öffentlich stigmatisiert hat. Teresa Z., die Frau mit dem geschundenen Gesicht, ist ein Opfer des Innenministers.