Gymnasien in München:Ansturm auf städtische Gymnasien bleibt erstmals aus

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Die Einschreibezahlen an städtischen Gymnasien sind dieses Jahr erstmals rückläufig. (Foto: dpa)

Städtische Schulen dürfen dieses Jahr mehr neue Schüler aufnehmen als bisher. Doch davon haben viele Eltern offenbar zu spät erfahren: Der Ansturm auf die städtischen Gymnasien blieb dieses Jahr erstmals aus. Nahezu für alle Bewerber wird es deshalb einen Platz geben.

Von Katja Riedel

In München wird es in diesem Jahr für nahezu alle Bewerber an den 14 städtischen Gymnasien einen Platz geben. Die Stadt werde statt bisher 50 in diesem Jahr 55 fünfte Klassen einrichten, sagte Stadtschulrat Rainer Schweppe am Freitag der Süddeutschen Zeitung. "Nicht allen, aber einem hohen Prozentsatz können wir nun ihren Wunsch erfüllen", so Schweppe. Am Mittwoch, dem Tag der Einschreibung, hatte der Bildungsausschuss die bisher starre Grenze von 50 fünften Klassen aufgehoben.

Doch die Eltern hatte diese Nachricht offenbar nicht mehr erreicht, das legt eine Liste der Einschreibezahlen nahe, die der SZ vorliegt: Erstmals ist der Ansturm auf die städtischen Eingangsklassen in diesem Jahr nämlich rückläufig und - gemessen an vorhandenen Plätzen - sogar geringer als auf die 24 staatlichen Gymnasien. Obwohl sich an allen öffentlichen Gymnasien in München fünf Prozent mehr Kinder eingeschrieben haben, gibt es bei den städtischen Schulen 6,4 Prozent weniger Anmeldungen. Bei den staatlichen Gymnasien sind es dagegen 11,5 Prozent mehr. Dabei platzen diese schon jetzt aus allen Nähten. Eine Entwicklung, mit der auch Schweppe "nicht gerechnet" hatte.

Weil im vergangenen Jahr 145 Kinder nicht in ihrer städtischen Wunschschule aufgenommen werden konnten und an ein staatliches Gymnasium überwiesen werden mussten, hatte die rot-grüne Stadtspitze erst kurz vor Toresschluss im April beschlossen, bei Bedarf mehr fünfte Klassen zu bilden. Doch der Vorstoß kam spät: Die Informationsabende an den Schulen waren da schon gelaufen, und viele Schulleiter hatten bereits von den schlechten Chancen auf einen Platz an der Wunschschule berichtet.

Nicht wenige Eltern wählten aus strategischen Gründen offenbar lieber gleich eine staatliche Schule, um nicht am Ende nehmen zu müssen, was übrig bleibt. Dass die Neuregelung zu spät gekommen sei, bezweifelt Rainer Schweppe. "Hätten wir es früher gesagt, ich weiß nicht, ob die Eltern anders entschieden hätten. Die Frage ist doch nicht nur, ob städtisch oder staatlich, sondern auch, welche Ausrichtung eine Schule hat."

Am Mittwoch haben jedenfalls weniger Eltern als im Vorjahr, nämlich 1578, das Übertrittszeugnis ihres Kindes bei einem städtischen Gymnasium abgegeben (2012: 1685). Bei den staatlichen Gymnasien gibt es 3275 Anmeldungen - 339 mehr als im Vorjahr. Mehr Zulauf haben nur fünf städtische Schulen - vor allem das Willi-Graf- (plus 31 Prozent) und das Thomas-Mann-Gymnasium (plus 24,8). Deutlich weniger Interessenten verzeichnen das Käthe-Kollwitz-Gymnasium (minus 30,6) und das Lion-Feuchtwanger-Gymnasium mit minus 30,4 Prozent. Bei den staatlichen Schulen haben neun weniger, 14 hingegen zum Teil deutlich mehr Zulauf. Um 130 Prozent gestiegen sind die Anmeldezahlen im Wittelsbacher-Gymnasium.

Auf Platz zwei folgt das Gymnasium Moosach mit 37,5 Prozent mehr Anmeldungen als 2012. Dies erklärt Schweppe unter anderem mit einem 90 Millionen Euro teuren Umbau, der die Schule attraktiver mache. Hier müssen nun - anders als früher - städtische Schulen dem Staat aushelfen: Das Lion-Feuchtwanger- und das Adolf-Weber-Gymnasium sowie das staatliche Gisela- und das Klenze-Gymnasium übernehmen Bewerber.

Das große Herumschieben gibt es also auch in diesem Jahr - nur unter umgekehrten Vorzeichen. Für das neue staatliche Gymnasium Trudering, das im September eröffnet, haben sich 270 Schüler beworben - deutlich mehr, als in den fünf geplanten fünften Klassen Platz finden.

© SZ vom 11.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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