Festival "Sound of Munich now":Feiern mit der großen Pop-Familie

Stray Colors, Blek Le Roc, The Dope und viele mehr: Am Samstag zeigt die Münchner Musikszene, dass sie im Grunde eine große Pop-Familie ist. Beim Festival "Sound of Munich now" stellen 20 Bands aus der Stadt ihre neuesten Songs vor.

Marie Schoess

Den Klang der Stadt einzufangen, den Ton Münchens zu beschreiben, das scheint eine schwierige, eine fast unlösbare Aufgabe zu sein. Dennoch ist es gerade diese Aufgabe, der sich am Samstag 20 Bands stellen wollen. 20 Bands, die diesen Klang so wunderbar vielfältig erscheinen lassen, die in den vergangenen Monaten auf Münchens Bühnen damit aufgefallen sind - und die an diesem Abend im Feierwerk zusammentreffen, um den "Sound of Munich now" erklingen zu lassen. Und sei es auch nur der Klang für einen Abend.

Es ist keine Einheit, die gesucht wird. Denn, so erklärt Christian Kiesler vom Feierwerk, den einen Sound, die eine Schule sucht man in München vergeblich: "Wenn es ein Alleinstellungsmerkmal gibt in München, dann die Vielfältigkeit, die Größe, nicht auf einen Stil festgelegt zu sein, sondern als Musiker auch ganz verschiedene Stile ausprobieren zu können." Dieser Vielfalt nachzuspüren, Musiker zu entdecken, die in der Münchner Szene zu Hause sind und sich in ihr und in ihren verschiedenen Bands ausprobieren, das ist das Ziel des Festivals, das die Süddeutsche Zeitung dieses Jahr schon zum vierten Mal zusammen mit dem Feierwerk veranstaltet.

Damals sollte die Aufmerksamkeit ein wenig mehr auf die lokale Musikszene gerichtet werden, die auch vor vier Jahren schon bunt gewesen, jedoch in den lokalen Medien kaum wahrgenommen worden sei, sagt Kiesler: "Der Blick nach Berlin und Hamburg war früher viel wichtiger; die lokale Musik fand im Grunde in den Medien nicht statt." Das habe sich nun geändert, junge Radiosender, wie etwa M94.5 lägen ein größeres Augenmerk auf die lokale Musikszene, Münchner Bands würden auch außerhalb eines kleinen Kreises wahrgenommen.

Vielleicht ist diese Aufmerksamkeit auch ein Grund dafür, dass die Szene im Moment ein wenig freundlicher als vor einigen Jahren wirkt und die Bands untereinander sehr hilfsbereit erscheinen. Schaut man etwa wenige Monate zurück und erinnert sich an das Stadt-Land-Rock-Festival des vergangenen Sommers, so war dort ein reger Austausch unter den Bands festzustellen; Da stand etwa die Folk-Pop-Band Stray Colors auf der Bühne, und man erkannte prompt Mitglieder von den Bands Lucky Fish und Angaschmäng wieder. Es spielten die Moving City Lights, und sie hatten Franko van Lankeren an ihrer Seite, den Sänger der in München schon etablierten Talking Pets.

Eine bunte Pop-Familie also, eine große, befreundete Szene? Johannes Dobroschke, der mit seiner Folk-Pop-Band Dobré im ersten Jahr beim "Sound of Munich now" spielte, spricht lieber von vielen kleinen, als von der einen großen Familie: "München hat aus meiner Sicht viele kleine Szenen. Mikroszenen sozusagen. Etwa Aloa Input, eine Art Supergroup der Weird-Folk Szene mit Angela Aux, Joashino und Markus Grassl oder natürlich die Beat-Gemeinde von Flowerstreet Records."

München ist ein Dorf

Ähnliche Erfahrungen hat auch Hanna Plaß gemacht, die als Ginger Redcliff in diesem Jahr auftreten wird: "Es dauert schon lange, um Fuß zu fassen in der Szene, weil es so viele exklusive Gruppen gibt. Und in die zu kommen, war für mich recht schwer - danach aber eine sehr verbindliche Basis, um weiterzumachen." Dann lacht die junge Frau Anfang 20 und erklärt, auch die Probleme mit Probenräumen in München führten hin und wieder dazu, dass man sich untereinander helfe und man so andere Bands kennenlerne.

"Musik ist ja immer eine zusammenführende Sache", sagt sie und scheint damit auch die Geschichte einer anderen Band des Festivals zu beschreiben: Well Well Well, ein Zusammenschluss aus den Bands Goldline und So far nothing new, kann eine Geschichte über zwei Combos erzählen, die sich trafen, und ebenso eine über zwei Sänger, die sich fanden. 2010 spielten die Bands gemeinsam bei einem Konzert, und so lernten sich auch die beiden Stimmen Miriam Ledig und Alexander Osmajic kennen. Und lieben.

Festival "Sound of Munich now": Sound of munich now im Jahr 2011: Auch im vergangenen Jahr traten 19 Münchner Bands im Feierwerk auf.

Sound of munich now im Jahr 2011: Auch im vergangenen Jahr traten 19 Münchner Bands im Feierwerk auf.

(Foto: Stephan Rumpf)

Kurzerhand schlossen sie ihre beiden Bands zu der Indie-Folkrock-Band Well Well Well zusammen und gaben vor wenigen Monaten ihr erstes Konzert im Cord. Alexander Osmajic zieht ein Resümee: "Was in München schon gut funktioniert, ist, dass man sich als Bands zusammentut und zusammen Konzerte spielt - auch einfach, um die Läden vollzukriegen. Und dadurch lernt man sich natürlich auch untereinander ganz gut kennen." So sind es wohl stärker die Zusammenschlüsse von befreundeten Bands, von ähnlichen Klängen, die Münchens Szene als die eine große Pop-Familie erscheinen lassen.

Und wahrscheinlich lässt es sich nicht ehrlicher beschreiben, als es die älteste Band des diesjährigen Festivals, Bluekilla, getan hat: "München ist ein Dorf, aber auch im Dorf gibt es meistens mehr als einen Stammtisch." Und für einen Abend finden ein paar davon zusammen.

"Sound of Munich now", Samstag, 3. November, Feierwerk, Hansastr. 39, 19 Uhr, Eintritt frei

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