Bar Palau:Ein bisschen Barcelona

Palau Thalkirchner Straße

Ein winziger Raum, keine Sitzgelegenheiten: die katalanische Bar Palau an der Thalkirchner Straße.

(Foto: Stephan Rumpf)

Barhocker sind völlig überbewertet und Servietten gehören auf den Boden: In der neuen katalanischen Bar Palau an der Thalkirchner Straße gelten eigene Regeln. Und so viel ist klar: So lässig wie hier geht es in München fast nirgends zu.

Von Anna Fischhaber

Dieser Artikel ist leider nicht mehr aktuell, da die Bar mittlerweile geschlossen ist.

Einfach fallen lassen, sagt der freundliche Barkeeper aus Gran Canaria. Ein wenig ungewohnt ist es schon, die Serviette auf den Boden zu werfen. Ein Mülleimer steht im Palau natürlich auch, den benutzen die meisten Gäste nach wie vor. Denn das Palau liegt eben nicht in Barcelona wie sein Vorbild - das Can Paixano ist eine altehrwürdige, stets überfüllte spanische Tapasbar, in der sich Servietten, Zigarettenstummel, Kassenbons und Erdnussschalen auf dem Fußboden türmen. Das Palau liegt in der Thalkirchner Straße gleich hinterm Sendlinger Tor. Und das ist gut so: Spanienliebhabern in München hat so eine Bar bislang gefehlt.

Wie das Can Paixano ist das Palau, katalonisch für Palast, eine Champagneria. Palast? Champagner? Das erweckt in München schnell einen falschen Eindruck. Doch mit Schickimicki hat diese Kneipe nichts zu tun. Zwar wird hier Schaumwein serviert und es gibt die obligatorischen blau-weißen Fliesen, dennoch ist das Palau nicht so überteuert und überkandidelt wie viele Tapasbars in der Stadt.

Das Palau ist: einfach, unkompliziert, echt. Hier kann man auf die Schnelle ein Gläschen trinken, ohne sich dafür in Schale zu schmeißen. Gastronomie, wie sie in Barcelona funktioniert, das war den Chefs Martin Erfurt, der selbst lange in Spanien gelebt hat, und Philipp Jüngling wichtig. In ihrer Bar tönt nun spanische Musik aus den Boxen, die manchmal von der lärmenden Abzugshaube übertönt wird. Über zu viel Ruhe sollte man sich aber nicht zu früh freuen. Denn dann ist die Gefahr groß, dass man hinterher nach Frittenbude riecht.

Auch sitzen kann man im Palau nicht, dafür ist die Kneipe zu klein. Als sich neulich eine 70-Jährige unter die Besucher mischte, musste extra ein Barstuhl für sie organisiert werden. Der schlauchförmige Raum besteht hauptsächlich aus einer langen Theke, um die sich die Gäste drängeln: Viel mehr gibt es im Palau nicht. Aber das macht nichts - Schaumwein trinkt sich auch gut im Stehen.

In der Champagneria wird Rosat aus Katalonien ausgeschenkt. Der ist rot, süß, süffig, wird in Schalen mit Stil serviert und kostet nur 1,50 Euro pro Glas. Wer es weniger süß bevorzugt, kann den durchsichtigen, trockenen Brut für den doppelten Preis ordern. Speziell ist auch das Bier: Es gibt selbst gebrautes Crew-Ale aus einer Münchner Minibrauerei.

Dazu werden Kleinigkeiten wie spanische Chips oder Datteln in Serrano-Schinken gereicht. Und Bocatas (Semmeln) mit Lomo (Schwein), Pollo (Huhn) oder Gemüse, wie eine Tafel mit allerlei Zeichnungen an der Wand erklärt. Würzen dürfen die Gäste selbst. Der Barkeeper hat Plastiktuben mit norwegischen Senfspezialitäten im Angebot; wer die Schrift darauf entziffert, kann zwischen Honigsenf und der scharfen Version wählen.

Ganz leicht zu essen sind die Bocatas mit viel Paprika und ohne Teller allerdings nicht - und so landet manche Serviette ganz von selbst auf dem Boden.

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