Asylbewerber in München:Notquartiere für Flüchtlinge

Asylbewerber in München: Die Erstaufnahmeeinrichtung in der Bayernkaserne ist voll - die Regierung sucht dringend neue Quartiere.

Die Erstaufnahmeeinrichtung in der Bayernkaserne ist voll - die Regierung sucht dringend neue Quartiere.

(Foto: Catherina Hess)

Täglich kommen 60 neue Flüchtlinge in München an, doch die Stadt hat bald kein Bett mehr frei. Das Hochwasser in Bayern verschärft die Lage zusätzlich. Um alle Asylbewerber unterzubringen, wollen die Behörden nun womöglich eine Unterkunft wieder nutzen, die arg in Verruf geraten ist.

Von Dietrich Mittler

Der Mangel an Unterkünften für neu eingetroffene Asylbewerber nimmt in München mittlerweile dramatische Züge an. Die Regierung von Oberbayern steht vor dem Problem, dass angesichts des anhaltenden Zustroms von Flüchtlingen die Kapazitätsgrenzen nahezu erreicht sind. "Zum vergangenen Wochenende haben wir einen drohenden Notstand gerade noch abgewendet", erklärte Maria Els, die Vizepräsidentin der Regierung von Oberbayern, am Mittwoch.

In der Bayernkaserne konnten 176 Plätze, die normalerweise für Obdachlose in den Kältemonaten bereitgehalten werden, mit Asylbewerbern belegt werden. "Doch auch dieses Haus ist mittlerweile nahezu voll belegt", sagte die Vizepräsidentin. Zusätzlich verschärft werde die Situation derzeit durch das Jahrhunderthochwasser in Bayern. "Die betroffenen Landkreise haben drängendere Sorgen, als Wohnraum für weitere Asylbewerber zu schaffen, um damit die Erstaufnahmeeinrichtungen zu entlasten", sagte Els.

Als letzte Möglichkeit - "im äußersten Notfall", wie Els mitteilte - will die Regierung nun sogar wieder auf die Unterkunft in der St.-Veit-Straße im Stadtteil Berg am Laim zurückgreifen. Dort könnten in einem aus Wohncontainern zusammengefügten Komplex, der ebenfalls als Wärmeunterkunft für Obdachlose dient, noch einmal 140 Flüchtlinge für maximal sechs Wochen Platz finden.

Schimmel, Ratten, Menschen: auf engstem Raum

"Das wäre ultima Ratio, um eine Unterkunft der Asylbewerber in Zelten oder in Garagen zu vermeiden", sagte Els - wohlwissend, wie umstritten der Standort St.-Veit-Straße ist: 2009 hatte Sozialministerin Christine Haderthauer die Schließung der dort aufgestellten Asyl-Container angeordnet, nachdem unhaltbare hygienische Zustände festgestellt worden waren - teils waren die Räume, in denen Asylbewerber-Familien zusammengepfercht leben mussten, von Schimmel und Ratten befallen. Das Sozialministerium erklärte, "angesichts der Notsituation" sei eine Nutzung der sanierten Container nicht zu beanstanden. Das sei auch mit allen Landtagsfraktionen so abgesprochen.

Bevor die Regierung jedoch diesen Schritt geht, will sie sich "verstärkt an Hoteliers und Wohnheimanbieter in München" wenden, in der Hoffnung dort Unterbringungsplätze zu bekommen. Im Stadtteil Aubing sind bereits in einem Hotel 120 Betten belegt worden. Doch der Zustrom hält unvermindert an.

Hilferuf an Landratsämter und kreisfreie Städte

Täglich kommen in München derzeit bis zu 60 neue Asylbewerber an - viele davon aus Syrien, Afghanistan und dem Iran. Gegenüber dem April 2012, so teilte die Regierung von Oberbayern mit, habe sich die Zahl derer, die Verfolgte in Deutschland Schutz suchen, nahezu verdreifacht.

Els rechnet aufgrund vorliegender Prognosen damit, dass "monatlich zusätzlich 335 bis 438 Personen in staatlichen Gemeinschaftsunterkünften oder durch die Kreisverwaltungsbehörden in den Landkreisen und kreisfreien Städten unterzubringen sind".

Angesichts der dramatischen Situation appelliert die Regierung von Oberbayern erneut an die Landratsämter und kreisfreien Städte, Unterkünfte zu suchen. "Wir sind dringend darauf angewiesen", sagte Els. Die kreisfreien Städte und die Landratsämter, seien wiederholt gebeten worden, "freiwillig" Unterkünfte zu melden. Das sei mittlerweile auch geschehen. "Die uns angebotenen Plätze reichen aber bei weitem nicht aus", sagte ein Sprecher der Regierung.

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