1860-Krise: Ude gegen Hoeneß:Hier Gift, dort Galle

Freunde werden Uli Hoeneß und Christian Ude ohnehin nicht mehr. Doch nun fliegen zwischen den beiden die Fetzen. Ude blockiere die Rettung des TSV 1860, sagt der Bayern-Boss. Münchens OB kontert - und plaudert aus dem Nähkästchen.

Von Andreas Burkert u. Peter Fahrenholz

Zwischen Oberbürgermeister Christian Ude und dem Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß kracht es immer wieder, und das hat, meint Ude, nicht nur mit "dem alten Groll auf einen Blauen an der Stadtspitze zu tun". Meist gehe es ums Geld. Wenn der FC Bayern eine finanzielle Forderung nicht durchsetzen könne, "wird er persönlich beleidigend", sagt Ude.

Uli Hoeneß erhält Goldenen Ehrenring der Stadt München, 2010

Zwei, die keine Freunde mehr werden: OB Christian Ude und Bayern-Präsident Uli Hoeneß.

(Foto: Robert Haas)

In diesem Fall geht es um viele Millionen, die der FC Bayern in den Wind schreiben müsste, falls die Rettung des Lokalrivalen 1860 nicht gelingt. Dass die "Abteilung Attacke", wie Hoeneß sich selbst früher gern genannt hat, jetzt dem Oberbürgermeister den Schwarzen Peter zuspielt und ihm vorwirft, er persönlich blockiere diese Rettung, empört nun wiederum Ude. Er verlangt "möglichst schnell" eine Entschuldigung von Hoeneß und weist dessen Behauptungen als "frei erfunden" zurück.

In einer ungewöhnlich deutlichen Erklärung plaudert der OB dann ein wenig aus dem Nähkästchen. Süffisant schildert Ude, dass er als Ohrenzeuge im Büro von Ministerpräsident Horst Seehofer mitbekommen habe, wie dessen Finanzminister Georg Fahrenschon dem Regierungschef am Telefon erklärt habe, dass weder die Landesbank noch die staatliche Förderbank LfA den Löwen einen Kredit zur Tilgung ihrer Altschulden gewähren könnten. "Der Ministerpräsident antwortete, dass man dann wohl nichts tun könne", heißt es in Udes Erklärung.

Seehofer habe seinem Minister, der vom Flughafen aus angerufen hatte, noch einen "guten Flug" gewünscht. Er, Ude, habe dem Ministerpräsidenten daraufhin gesagt, dass der Vorstand der Stadtsparkasse die Sache genauso sehe.

Hoeneß, den weniger die Liebe zu 1860, sondern die Sorge um die im Feuer stehenden Bayern-Millionen umtreibt, denkt mitnichten an eine Entschuldigung, im Gegenteil. Dass sich Ude so heftig wehre, "zeigt mir, ich habe einen Nerv getroffen, das war ein Treffer", sagt er. Und setzt zugleich die Stadtsparkasse, deren Verwaltungsratschef Ude ist, unter Druck. "Vielleicht denkt die Stadtsparkasse jetzt mal nach, bevor es auf dem Marienplatz eine Demo gibt."

Ude sieht die Motive des Bayern-Präsidenten weit weniger edel: "Er will, dass der Sparkassenkunde dem FC Bayern die Millionen hinterherwirft, ohne sie jemals wiederzusehen." Sollten alle Rettungsversuche scheitern, hat Ude den Schuldigen schon ausgemacht: Hoeneß. Der habe "das Porzellan völlig zerschlagen".

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